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DECAPITATED – Tod dem Kult?
DECAPITATED – Anticult
Veröffentlichungsdatum: 07.07.2017
Dauer: 37:54
Label: Nuclear Blast
Kaum eine Band musste wohl eine Geschichte durchleben wie DECAPITATED – zum Glück. Nachdem die vier jungen Polen Anfang der 2000er Jahre durchweg offene Münder hinterlassen konnten und neben NECROPHAGIST wohl zu einem der bedeutendsten Exporte im europäischen Extremmetal zählten, setzte ein schwerer Unfall dem Ganzen ein jähes Ende. In schlimmster Final Destination-Manier sorgte das Zusammentreffen mit einem russischen Holztransport-LKW dafür, dass zwei Mitglieder aus der Band ausschieden. Der damalige Sänger Covan kam zwar mit dem Leben davon, wird aufgrund schwerer Hirnschäden jedoch nie wieder derselbe sein. Schlagzeuger Vitek, der der Band im Alter von 12 Jahren (!) beitrat, verlor nach mehrtägigem Todeskampf sein Leben.
Die Sache mit den Totgeglaubten …
Doch entgegen der Erwartungen sollte es nicht für immer still um die Polen bleiben. Viteks Bruder, Stammgitarrist und einzig verbliebenes Gründungsmitglied Vogg beschloß 2009 drei neue Mitglieder ins Boot zu holen und dem Namen DECAPITATED neues Leben einzuhauchen. Das erste Monument der DECAPITATED-Reinkarnation war im Jahre 2011 das Album „Carnival is Forever“. Nach dem Nachfolger „Blood Mantra“ (2014), erschien nun das dritte Werk dieser Konstellation: „Antikult“.
Dass die Tage des Tech Death Metals der Jungs gezählt sind, machte bereits „Carnival…“ klar. Deutlich grooviger, und teilweise auch langsamer als in den ganz jungen Jahren, versuchten DECAPITATED neuen Boden zu beschreiten – nicht immer zum Wohlgefallen der alten Fans.
Und auch mir gibt der neue Sound nicht immer etwas, was in meinem Fall vor allen Dingen an der recht durchschaubaren Grundformel liegt, die einerseits aus vertrackt anmutenden Akkordfolgen mit eingängigen Leads, und zum anderen aus ziemlich austauschbar wirkenden Riffs besteht. Ich kann nicht anders, als die erstgenannte Zutat immer wieder mit MESHUGGAH in Verbindung zu bringen, jedoch ohne die gleiche Komplexität zu erreichen – oder erreichen zu wollen.
Hört euch den Opener „Impulse“ an, dann wisst ihr, was ich meine. Atmosphärisches Intro, vertrackte Gitarre, und dann leider ein Riff, das etwas hinter den Erwartungen zurück bleibt.
Ein erster Höhepunkt des Albums stellt für mich dann aber „Deathvaluation“ dar, das mich positiv überrascht und sich als erster Ohrwurm herausstellt.
Weiter geht es mit „Kill The Cult“, welches durchaus markante Anleihen aufweist, mir jedoch das ständige Gefühl beschert, das alles schon irgendwoher zu kennen. Hat da etwa jemand zuviel DEVILDRIVER gehört?
Drin ist, was drauf steht?!
Dass die neuen Songs nur vereinzelt den „Groove“ in „Groove Metal“ packen, macht mir dann der Song „One-Eyed Nation“ klar. Denn wenn das Genre-Stigma irgendwas auszudrücken vermag, dann, dass hier von vorne bis hinten mit Melodie gegeizt wird und ein Riff das andere jagt. Wobei es schwer fällt, wirklich etwas zu finden, was im Ohr bleibt, sobald die Leadgitarre aussetzt.
Auch die folgenden Songs „Earth Scar“ und „Never“ schaffen es leider nicht, mir diesen Eindruck zu nehmen und mich komplett vom Gegenteil zu überzeugen. Und das, obwohl besonders ersteres so etwas wie einen Refrain aufweist. Das abschließende, instrumentale „Amen“ versucht noch einmal Atmosphäre aufkommen zu lassen, klingt für mich aber nur wie ein tiefgestimmter Abklatsch des „Seasons in the Abyss“-Intros.
Dass sich der Sound der Polen ändern würde, war absolut abzusehen und ist auch völlig legitim. Als das beste Album der Bandkarriere wird „Anticult“ aber wohl nicht in die Geschichte eingehen. Obwohl ich Änderungen im Bandsound ungern verurteile, stellt sich mir doch die Frage, ob der Schritt einer in die richtige Richtung war.
Autorenbewertung
Vorteile
+ guter Sound
+ einige Passagen fesseln wirklich: "Deathvaluation", "Impulse"
Nachteile
- austauschbare Riffs zerstören das, was die richtig guten Parts aufbauen
- wenig Substanz, wenig Dynamik, wenig Innovation
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