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Die Leere füllend – SOLBRUD
SOLBRUD – Vemod
Veröffentlichungsdatum: 09.06.2017
Länge: 51:23 Min.
Label: Vendetta Records &
Indisciplinarian
Stil: Atmospheric Black Metal
„Vemod“ ist dänisch und heißt so viel wie Wehmut. Dass die Kopenhagener von SOLBRUD eben diesen Titel für ihr drittes Album wählten, überrascht nicht. Das erste Hören bestätigt sofort, dass es noch melancholischer werden sollte, als auf den Vorgängern. Obwohl es sich inhaltlich genau an „Jærtegn“ und „Solbrud“ anschließt, war der Schritt nicht wirklich vorhersehbar. So sind die ausschweifenden Intros noch immer vorhanden, rau wird es nicht mehr ganz so oft. Den Spagat zwischen Vielschichtigkeit und dem emotionalen Ausdruck schafft nicht jeder. Meistern SOLBRUD diesen auf ihrem vor Wehmut triefenden Album? Oder gehen sie dazu über gesichtslose Musik zu machen?
„Det Sydste Lys“ beginnt atmosphärisch: nieselnder Regen und sanfte Gitarren umwerben den Hörer. Der vollständige, erwartete Black-Metal-Sound wird langsam aufgebaut und entfaltet sich erst nach dem ersten Drittel. In dieser Hinsicht hat sich also nicht viel verändert. Das gewisse Etwas für geduldige Menschen hatten die Dänen immer im Gepäck. Was mir jedoch über das gesamte Album hinweg fehlt, ist der Biss in den majestätisch anmutenden Passagen. Ich kann dort nicht genau zuordnen, welche Variationen ich vermisse. So trägt der atmosphärische und melodische Anteil zwar jeden Song. Wirklich hinreißen kann mich jedoch kein Riff, was an den ewigen Blast Beats liegen könnte. Und nein, ich höre sehr wohl oft Black Metal – vor allem langsamen. Natürlich wusste ich, dass mich keine große Abwechslung erwarten wird. Es fehlt mir einfach an Bissigkeit. Die analoge Produktion durch Flemming Rasmussen (METALLICA, MORBID ANGEL, RAINBOW) bügelt diese Schwachstellen etwas aus, verleiht dem Album einen rauen Hauch. Das war auf den Vorgängern nicht zwingend nötig, die Musik strotzte nur so von Ungereimtheiten. Damals wurden mehr Kanten und Elan gezeigt, die es jetzt offensichtlich zu ordnen galt.
Bei den monumentalen Songs lautete die Devise, nicht einzuschlafen. Wer hier nicht aufpasst wird mit Langeweile bestraft. Also bitte nicht einfach nur nebenbei hören!
Immerhin münden „Det Sydste Lys“ und „Besat Af Mørke“ in epische Finale. Im Gegensatz stehen dazu die weichen, klangarmen Outros von „Menneskeværk“ und „Forfald“. Diese beiden Lieder werden sehr gut eingerahmt, was den Hörfluss erleichtert. So wird zum Beispiel das Tempo dem Ende des Vorgängers angepasst. Außerdem haben es mir die Einstiege von „Besat Af Mørke“ und „Forfald“ besonders angetan. Sie brechen mit der ruhigen Hälfte von SOLBRUD dermaßen, dass ich mir trotz meiner Abgeneigtheit gegenüber einzelnen Riffs mehr davon wünsche. „Forfald“ besticht ebenfalls durch die instrumentalen Passagen. Und ungefähr nach dem zweiten Hören dieses Songs packt es mich dann auch. Es öffnet sich mir eine düstere Welt, die nicht mal eben bei einem Spaziergang abgehandelt werden kann. Die instrumentalen Ausläufer hinken hinterher, was die Textur anbelangt. Was vor drei Jahren noch rau klang, hebt sich jetzt klarer heraus. Wenn der Sänger seine markante Stimme darüber säuseln lässt, zeigt sich endlich: diese Musik hat noch ein Antlitz. Und was für eins!
Die Qualitäten der Lieder lassen sich schnell aufzählen. Sie überzeugen durch den ewig währenden Pessimismus, beängstigende Übergänge und den dunklen Unterton. Es strengt zwar etwas an, den überzogen langen Songs zu lauschen, aber ich werde immer wieder belohnt. Dennoch wird einem die Suche erschwert. Die Feinheiten und Details rücken weit in den Hintergrund. Zudem gehen zu viele dieser Variationen in der monumentalen Länge unter. So hätten mehr Piano-Einlagen wie auf „Forfald“ eingebaut werden können. Auch die gesamte Struktur der Musik öfter über den Haufen zu werfen, würde meine ersten Hörversuche erleichtern. Den sprichwörtlichen Klick hat es bei mir erst gegeben, nachdem ich mich tiefer damit beschäftigt habe. Für reine Gelegenheitshörer ist der erste Probelauf also nicht zu empfehlen. Wen die Materie genug interessiert, haut es dann spätestens bei der quirligen Eröffnung von „Menneskeværk“ um.
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Bandcamp
Vendetta Records
Indisciplinarian
Autorenbewertung
Vorteile
+ viele instrumentale Pausen
+ keine Kompromisse
+ lange Spieldauer
Nachteile
- kein Detail wird wirklich in Szene gesetzt
- die Riffs konnten mich nicht abholen
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