Die Schmach der Großfressen

In den letzten Jahren kam mir ein eigenartiges Phänomen besonders oft unter die Linse und jedes Mal stellte ich mir die Frage: „Meinen die das wirklich ernst?“.

Im folgenden Artikel möchte ich euch meine Meinung und Ansichten zum Thema „H.M.C. (Heavy Metal Club)“ näher bringen. Bereits in der Gründungsphase des Magazins habe ich mir zu diesem meine Gedanken gemacht und heftig überlegt, darüber eine Kolumne zu schreiben. Letzten Endes wollte ich aber noch den diesjährigen Festivalsommer abwarten, um festzustellen, ob meine Meinung denn tatsächlich gerechtfertigt ist oder ob ich einfach nur die falschen Menschen kennengelernt, bzw. schlechte Erfahrungen gemacht habe.
Zuerst möchte ich aber klarstellen, dass ich hier keineswegs alle Clubs und deren dazugehörige Mitglieder über einen Kamm scheren möchte, sondern dass ich nur meine Erfahrungen und Erlebnisse in diesen Artikel einfließen lasse.

Der vielleicht erste HMC???

Was ist eigentlich so ein H.M.C.?

… von den Strukturen her nichts großartig anderes als ein MC (Motorcycle Club). Wenn man nicht grad Boss ist, hat man immer jemanden, der über einem steht und die Entscheidungsgewalt hat. Ich verstehe einfach nicht, warum ich mich in meiner Freizeit auch noch unterwerfen soll. Mindestens 40 Stunden pro Woche bekomme ich von meinem Chef gesagt, was ich zu tun und zu lassen habe und dann soll das Ganze auch noch am Wochenende so weitergehen? Nicht mit mir! Mein Wochenende ist mir heilig! Und die pure Heiligkeit ist es doch, ganz entspannt in die freien Tage voller grenzenloser Freiheit zu starten und nicht die versifften Klos irgendwelcher Clubräume zu schrubben.

Hattest du in deinem Freundeskreis schon mal eine Probezeit? Nicht? Ich nämlich auch nicht!

Das Nächste, was mir bei solchen „Clubs“ ziemlich sauer aufstößt, sind diverse Aufnahmerituale und Probezeiten. Ich bewerbe mich doch bei dieser Truppe nicht um einen Job, sondern um meine Freizeit sinnvoll und entspannt zu verbringen. Da mag ja eine kleine Bierdusche noch ganz witzig sein, aber bei monatelangen Putzorgien und Getränkeschleppereien hört für mich der Spaß auf.

Volle erste Reihe? Vergiss es!

H.M.C.s machen sich für den Underground stark?!

Davon habe ich bisher recht wenig mitbekommen. Zumeist sieht man die Mitglieder in ihrer Lederkutte voller Patches der Szenegrößen rumrennen! Patches von den Local Heroes? Fehlanzeige! Auf Partys lauscht man dann auch meistens vergeblich nach irgendwelchen ungehörten Untergrundperlen. Machts sich der DJ da etwa ganz leicht und gibt bei YouTube „Heavy Metal Playlist“ ein? Gar nicht mal so unwahrscheinlich (vorausgesetzt das Vereinsheim hat WLAN).
HMCs schmücken sich immer damit, den Underground zu supporten und die Szene zu stärken, doch eigentlich feiern die Jungs und Mädels nur sich selbst. Da ich jetzt nicht gerade in der Provinz wohne und es hier einige Clubs gibt, müsste es doch auch einige Veranstaltungen von ihnen geben? Vielleicht liegt es daran, dass ich in keinem dieser Vereine bin, doch ich bekomme von diesen Partys nichts mit. Lediglich ein Mal im Jahr leuchtet mein Facebook-Globus auf und ich werde zu einer HMC-Clubfeier eingeladen. Einmal und nie wieder!!! Die Gäste bestehen zu 90 % aus Vereinsmitgliedern und statt dem eigentlichen Sinn des Rock´n´Roll zu fröhnen, werden sinnlose Spielchen á la Tauziehen oder Flunkyball gespielt. Wenn das der Underground ist, will ich mich da nicht mehr rumtreiben.

Nicht das erste abgesagte Clubfest!

Und trotzdem fiel mir in letzter Zeit auf, dass sich ein paar Chapter tatsächlich für den Underground stark machen und Festivals veranstalten, die von Newcomern geprägt sind. Bei meiner letzten Erfahrung blieb es allerdings bei dem Versuch, das Festival zu veranstalten. Nach einigem Stress mit Anwohnern wurde das Festival schließlich eine Woche vor Start abgesagt. Angegebener Grund: Unwetterwarnung! Der Kachelmann ist ein Held!!! Leute, wenn ihr es nicht gebacken bekommt den ganzen formellen Kram zu klären, dann lasst das doch bitte Leute machen, die auch Ahnung davon haben. Ihr schadet euch damit nicht nur selbst, sondern macht euch damit auch keine Freunde!
Das war die eine Art von Clubs, die versuchen Festivals veranstalten. Viel heftiger sind Vereine, die von Beginn an größenwahnsinnig sind und versuchen, große Bands an Land zu ziehen und sich dabei maßlos überschätzen. So auch geschehen im Jahr 2015 beim Brann Open Air. Nachdem vermutlich schweineteure Bands gebucht wurden, veröffentlichten die Veranstalter, dass es Probleme mit dem Festivalgelände gab. Nach mehreren geplanten Umzügen folgte schlussendlich die erwartete Absage. Mittlerweile schlägt die Planung dieses Wochenendes weitreichende Wellen. Sogar von Insolvenzverfahren ist die Rede.

Ihr seht also: Lasst Festivals von Fachleuten organisieren, die genau wissen, was sie dort machen!
Das natürlich nicht alle Vereine komplett unfähig sind und ordentliche Festivals veranstalten, zeigt das Storm Crusher Festival. Hier wird seit Jahren grundsolide Arbeit geleistet, die ihr unbedingt unterstützen solltet. Hier geht es zu meinem diesjährigen Festivalbericht.


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