El Zecho und Don Promillo – Abenteuer auf dem Bauernhof

Auch der härteste Rocker braucht mal Urlaub! Und da meine lieben Arbeitskollegen den kompletten Juli und August mit ihren wohlverdienten freien Tagen blockierten, entschloss ich mich dazu, mir im September mal ’ne zweiwöchige Auszeit zu genehmigen. Aber auch in meinem ersten längeren Urlaub in diesem Jahr durfte die musikalische Leidenschaft nicht zu kurz kommen. Deswegen entschied ich mich, mit meiner geliebten Dame und dem geliebten El Zecho, auf das diesjährige Storm Crusher Festival zu fahren.
Das Indoor-Festival fand dieses Jahr zum 6. Mal in der Wurzer O´Schnitt-Halle statt, welche eine reine Veranstaltungshalle ist, die wunderschön ländlich auf dem Gelände eines Futtermittelbetriebs gelegen ist. Und genau hier verbirgt sich schon das erste Problem. Bei solch extrem hohen Hallen habe ich anfangs immer mit dem Sound zu kämpfen. Dieser übertriebene Hall strapaziert meine zarten Öhrchen schon ziemlich. Nach ca. einer Bierlänge ist aber auch dieses Problem vergessen!

Freitag, 16.09.

EXUMER
EXUMER

Bereits die Anreise sollte zur puren Gemütlichkeit werden. Während meine Beste den Wagen gen Oberpfalz steuerte, gönnte ich mir mit dem Herrn Zecho schon mal das ein oder andere Bier, während man die bisherige Festivalsaison auswertete. Da der Wetterbericht nicht so prall aussah und die Campingtickets für das Festival ohnehin ausverkauft waren, entschieden wir uns dazu, eine Ferienwohnung zu buchen. Wie sich vor Ort herausstellte, sollte diese mitten auf einem Bauernhof sein. Schon bei der Ankunft scherzten wir darüber, wie sich die „frische“ Landluft wohl auf einen Kater auswirken würde. Ich nehme es vorweg: POSITIV!
Aber nun genug mit landwirtschaftlichen Studien.
An der Halle angekommen, begannen auch gleich die deutschen EXUMER mit ihrem Old-School-Thrash den Fans die Gehörgänge zu zerschmettern. Die sehr von amerikanischem Thrash inspirierte Musik konnte mich restlos überzeugen, doch die Ausstrahlung einzelner Bandmitglieder auf der Bühne war doch schon zum Schmunzeln. Um mich herum konnte ich gar Gerüchte wahrnehmen, dass der Sänger nebenbei als Security jobbt. Egal, vor allem „Catatonic“ hat allen ordentlich die Fresse poliert!
Die nächste Band sollte die wohl am meisten gefeiertste Band des Festivals werden. Puh, wahrscheinlich stehe ich jetzt hier mit meiner Meinung relativ allein da, aber ich kann mit ATLANTEAN KODEX so gut wie gar nichts anfangen. Sowohl auf Platte als auch live können mich die Oberpfälzer bei ihrem Heimspiel kaum überzeugen. Natürlich kommt durch die mit ca. 800 Leuten aus allen Nähten platzenden Halle schon eine geile Stimmung auf, wenn gefühlt 99% der Fans mitsingen, aber ich bleibe mit vielen Fragezeichen im Kopf zurück. Ist es die bewusste Limitierung der LPs und Shirts, weshalb so ein großer Hype um die Band gemacht wird? Ich weiß es nicht und hoffe, irgendwann darauf mal eine Antwort zu finden.
Wesentlich gefälliger treten dann schon die US-Amerikaner von MANILLA ROAD auf. Das sehen nicht alle so, weswegen die Stimmung zwar immer noch richtig gut ist, aber längst nicht mehr auf dem Siedepunkt wie vorher bei ATLANTEAN KODEX. Die 4 Jungs aus Wichita, Kansas, beweisen, dass sie nach fast 40 Jahren Bandgeschichte noch immer richtig „Bock auf Rock“ hat. Zwar ist von den Gründungsmitgliedern nur noch Mark Shelton am Start, aber das tut dem Ganzen überhaupt keinen Abbruch. Gerade Bryan „Hellroadie“ Patrick ist besser bei Stimme als ich erwartet hatte. Pünktlich nach 90 Minuten war mit dem kurzweiligsten Auftritt des Tages leider schon wieder Schluss und El Zechos geheimer Headliner machte sich bereit, die Bühne zu besteigen!

IRON THOR

IRON THOR sollten als Rausschmeißer des ersten Festivalabends agieren. Leider verließen viele Maniacs die Halle schon nach MANILLA ROAD, weswegen die Fanschar vor der Bühne relativ übersichtlich war. Das störte die Cover-Truppe aus dem Ruhrpott aber überhaupt nicht und so zockten sie die geilsten THOR-Hits grundsolide runter. Vor allem „Thunder Of The Tundra“, „Anger“ und das abschließende „Let The Blood Run Red“ ließ die Fans vor der Bühne brennen! Aber nicht nur musikalisch war das Dargebotene richtig ordentlich, auch fürs Auge war was dabei. Da durfte natürlich das übliche Eisenstangeverbiegen nicht fehlen!

Samstag, 17.09.

Nach einer mehr als ausgiebigen Nachtruhe wurden wir am zweiten Morgen von einem kleinen Mini-Zoo begrüßt. Neben mehreren kleinen Kätzchen, streunten kleine Kälbchen und 2 wütende Gänse vor unserem Quartier herum. Letztere sorgten auch dafür, dass sich keiner hinaustraute und wir etwas verspätet an der Festival-Location ankamen.
Den Tag eröffneten für uns die Schweden DEADHEADS, die mit ihrem Motto „Boogie Till Death“ komplett richtig liegen. Ihr energiegeladener Rock´n´Roll ist für mich genau das Richtige, um in aller Ruhe in den Tag zu starten. Auf Platte konnten mich die Jungs noch nicht so recht überzeugen, aber nachdem ich sie nun zum ersten Mal live gesehen habe, kann man mutmaßen, dass sie nach der gerade bekanntgegebenen Auflösung von GRAVEYARD die Möglichkeit haben, in deren Fußstapfen zu treten.
Härter wurde es dann schon mit den Ruhrpott-Thrashern DARKNESS, die es nicht so wirklich geschaft haben, mich zu überzeugen. Klar ist’s schon ganz ordentlicher Thrash, doch irgendwie fehlt mir das Besondere an deren Musik, was vor allem ihre Thrashnachbarn KREATOR ausmacht. Wie mein Vater schon immer so schön zu sagen pflegte:

Da fehlt mir der „Pleasure To Kill“-Effekt!

DEADHEADS

Das wohl Stumpfeste, was sich die Veranstalter an Land gezogen haben, stand dann als nächstes auf dem Plan. ROOT aus Tschechien sagten mir überhaupt nicht zu. Kleine Info am Rande: ROOTs Sänger – der vielleicht 1,65 m große und 64-jährige „BIG BOSS“ – ist der Begründer des tschechischen Church Of Satan-Ablegers. Dass er vom Teufel besessen ist, zeigte sich in den Songtiteln. Irgendwie begann jeder Titel mit „Satanas/Satanae“. Ihr ziemlich eigenartiger Black Metal sorgte dann auch dafür, dass ich erstmal die Halle verließ und mir was Festes zwischen die Zähne schob.
Nach einer kurzen Pause, betraten wir die Halle dann wieder zu den deutschen Heavy Metal-Legenden IRON ANGEL. Wie schon auf dem diesjährigen Raging Death Date rissen die Jungs aus Hamburg auch hier wieder ordentlich die Hütte ab. Vor allem Sänger Dirk Schneider ist die Lust und Laune an der Musik noch lange nicht vergangen und so rennt der mittlerweile doch schon in die Jahre gekommene Edelrocker grinsend über die Bühne und gibt seinen genialen Gesang zum Besten. Wer im Heavy Metal auf glattrasierte Typen mit streichholzartigen Leggingsbeinen steht, ist bei den darauffolgenden RAM komplett an der falschen Adresse! Hier wird dem Heavy Metal noch mit Stahl, Leder und Muskeln gehuldigt. Und das durchaus gekonnt. Irgendwie sind die Schweden bisher an mir vorbeigegangen, da sie nie aus dem Schatten von z.B. ENFORCER hinauskamen. Vor allem mit geilen Songs wie „Machine Invaders“ verstanden sie es, die Menschenmenge mitzureißen. Ein sehr gelungener Auftritt, der mir bewiesen hat, dass ich mich mit den Jungs auf jeden Fall nochmal beschäftigen muss.
Vorletzte Band des Tages: DIAMOND HEAD, die auch die dienstälteste Band des Festivals ist, obwohl auch hier nur noch ein Gründungsmitglied auf der Bühne steht. Die Truppe, die einst den NWOBHM mitbegründete, klingt mir heute allerdings viel zu brav. Trotzdem macht es mir richtig Spaß, Megahits wie „Am I Evil?“ mal auf einem Konzert bewundern zu dürfen. Nein, das ist kein METALLICA-Cover!!! METALLICA coverten einst bei DIAMOND HEAD!

Kennst du den blutigen Geschmack, wenn du grad eine in die Fresse gekriegt hast?

ASPHYX

Dann wisst ihr jetzt, wie sich ASPHYX ab dem ersten Ton angefühlt haben! Von Anfang an geben die Holländer Vollgas und es entfaltet sich eine Soundwand, die auf diesem Festival vergeblich seinesgleichen sucht. Sänger Martin van Drunen verfügt über eine derartige Bühnenpräsenz, dass die Band selbst im strahlenden Sonnenschein alles wegfegen würde. Auch seine charismatischen Ansagen kommen in der Oberpfalz richtig gut an. Zwischenzeitlich hat man das Gefühl, dass Martin das halbe Publikum persönlich kennt und am liebsten jedem ein Lied widmen würde. Mit ASPHYX als Mega-Headliner geht dann leider schon wieder ein sehr gelungenes (und wahrscheinlich auch das letzte für dieses Jahr) Festivalwochenende zu Ende.

FAZIT:

Das Storm Crusher Festival ist ein kleines, richtig gut organisiertes Festival, welches ich jedem Old-School-Metal-Fan nur wärmstens ans Herz legen kann. Es hat sich bewährt, dass die Veranstalter nun eine geradlinigere Ausrichtung der Bands bevorzugen und so sollte es auch kein Wunder sein, wenn das Festival auch im nächsten Jahr ausverkauft sein wird! Bisher sind unter anderem schon Knaller-Acts wie EXCITER, HIGH SPIRITS, VULTURE, IRON CURTAIN, FATAL EMBRACE und OLIVER/DAWSON SAXON bestätigt!
Tickets für nächstes Jahr gibt es in absehbarer Zeit hier!

 


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