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ENSLAVED – die Söhne des Sturms
ENSLAVED – E
Veröffentlichungsdatum: 13.10.2017
Dauer: 49:48
Label: Nuclear Blast Records
Genre: Extreme Metal / Progressive
Und wieder habe ich, verspätet, eine neue ENSLAVED-Scheibe im Player und wieder werde ich von den entrückten Klangwelten der Norweger auf eine Reise geschickt, deren Ende mehr als offen ist. Der erste komplette Durchlauf, vielleicht auch noch der zweite, ließen mich ein wenig ratlos zurück. Aber irgendwann …
Der Opener „Storm Son“, ein über 10-minütiges Epos, geleitet das Flaggschiff des Progressive Black Metal sanft aus dem Hafen der Erwartung in eine offene und brandende See … Irgendwas ist anders, ich weiß nur noch nicht was und auch noch nicht, ob ichs gut finden möchte. Der markante Gesang von Grutle Kjellson ist es jedenfalls nicht. Während dieser ersten 10 Minuten nun wird mir mithilfe gediegener Synthiesounds, eher zurückhaltenden Gitarren und dem unvergleichlichen Wechselgesang zwischen Grutle und Keyboarder Herbrand Larsen ein nordisches Schlachtengewand aus Noten gestrickt, welches die dicke Plautze gar trefflich kleidet. Der Herbrand ist gar nicht mehr im E-Team, wie mir das Info-Sheet grad fröhlich mitteilt. Na super!
„Es brauchte uns also volle 16 Sekunden, um einen neuen Keyboarder zu finden.“ Ivar Bjørnson
Der neue Bengel an den Tasten heißt Håkon Vinje und klimperte bis Dezember letzten Jahres wie verrückt in einer Vorband auf der damaligen Tour und erregte eine gewisse Aufmerksamkeit bei den Barden von ENSLAVED. Ein kurzes gegenseitiges Abchecken und der Deal war perfekt.
Ich finde das total spannend, wenn sich ein gewachsenens Kollektiv der Herausforderung eines Personalwechsels stellen muss. In diesem Falle hat das Andocken tadellos funktioniert, denn Håkon übernimmt neben den Synths/Keyboards auch Herbrands Klargesang, der schon recht eigen war. Aber es funktioniert! Es funktioniert sogar so gut, dass ich auch diese herrlich rollenden Hammond-Sounds vergangener Alben fast gar nicht mehr vermisse. Håkon befleißigt sich eines durchaus moderneren, aber auch episch-psychedelischeren Klanges, welcher sich perfekt in die atypischen Songstrukturen unserer Helden integriert.
Guggste „Sacred Horse“. Ein gewachsener ENSLAVED-Song, so scheint es, der sich 3 Minuten später wie DEEP PURPLE mit Corpsepaint anhört, sich dann aber auf ein einziges Riff und ein „elektronisches Wiehern“ beschränkt. Findste doof? Ganz und gar nicht! Packt mich dieses repetitive Riff doch sehr schnell bei den für seliges Grinsen zuständigen Synapsen, denn da klingen leicht autobiografisch-musikalische Tendenzen durch. Selbstverständlich nicht in dieser Qualität, aber immerhin!
„Feathers of Eolh“ geht gegen Ende schon sehr in Richtung Ambient/Jazz, oder son Kram. Holt mich jetzt nicht so ab, obwohl die strukturelle Dichte und das musikalische Talent durchaus beeindruckend sind. Aber mir ist es letzendlich zu wirr.
„Hiindsiight“ hingegen schließt „E“ in einem perfekten Kreis und ich komme nicht umhin, die „Volume-Taste“ noch nen Tacken nach rechts zu drehen. Hier erfinden sich ENSLAVED nochmal komplett neu, was sich in wunderbar halligen Sakralgesängen und Obacht!, einem Saxophon gipfelt. Nee, ist alles nicht neu, ich weiß. In dieser Form und so dargeboten allerdings schon, und das machts für mich leicht, hier fast die Bestnote zu geben.
ENSLAVED online:
Autorenbewertung
Vorteile
+ Abwechslung
+ positives Feeling
Nachteile
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