„Erstmal ankommen hier!“- DESERTFEST 2017 Tag 0+1

Es ist mal wieder soweit. Im zweiten Jahr hintereinander bin ich also auf dem Weg nach Berlin zum Desertfest – das Mekka für alle Fans des Stoner, Doom, Sludge, Psych – also alles Langsame, was dich in den Boden stampft! Nachdem die letzten beiden Ausgaben schon restlos ausverkauft waren und nur auf 2 Bühnen stattfanden, entschied sich der Veranstalter in diesem Jahr, neben dem Astra Kulturhaus, noch das Cassiopeia und das Badehaus zuzumieten. Beide zusätzlichen Veranstaltungsorte sind auf dem selben Gelände und innerhalb von ca. 10 Minuten (mit mehreren Leuten und kurzen Verschnaufpausen) zu erreichen.
Ob sich der Umzug rentiert hat, werdet ihr gleich erfahren!

Tag 0: Donnerstag 27.04.2017

Geplante Abfahrt in Leipzig: 14 Uhr. Tatsächliche Abfahrt: 15.30 Uhr! Ihr wisst ja, wie das ist. Nachdem wir dann endlich loskommen, wird erstmal die gut 2,5-stündige Fahrt in unsere Hauptstadt genossen. Während dieser Fahrt kommen mir natürlich noch ein Haufen Sachen in den Kopf, die ich in Leipzig vergessen habe. Egal, lange Zeit um mich darüber zu ärgern habe ich eh nicht, denn am Abend steht meine inoffizielle Desertfest Warm Up-Party an. Das Desertfest hat zwar im Cassiopeia auch eine offizielle Eröffnungsparty organisiert, doch die lasse ich gekonnt sausen. Schon seit Wochen bin ich stolzer Besitzer eines DEFTONES-Tickets. Und dass ich dieses nicht umsonst gekauft hatte, wurde mir sehr schnell bewiesen. Die mit rund 3500 Besuchern restlos ausverkaufte Berliner Columbiahalle feierte eine Riesenparty, die ich selbst bei IRON MAIDEN so noch nicht erlebt habe.
Nun aber zum eigentlichen Festivalartikel!

Tag 1: Freitag 28.04.2017

Nach viel zu wenig Schlaf wird mit Kaffee und Bier original in den Tag gestartet. Warum nicht nur Bier? Weil das Desertfest in diesem Jahr ungewohnt spät beginnt. Für mich beginnt in diesem Jahr die Veranstaltung mit den US-Amerikanern von BONGZILLA. Immer wenn ich diese Truppe sehe, bin ich einerseits hellauf begeistert und auf der anderen Seite komplett enttäuscht. Nach der 2015er Reunion der 4 Dopeheads werden eigentlich nur noch Songs der „Gateway“-Platte gezockt. Das knallt zwar auch ganz gut rein, doch meiner Meinung nach kommt diese Veröffentlichung nicht an „Amerijuanican“ heran. Nichtsdestotrotz bringt ihr doomiger Sludge die Meute schon ordentlich auf Betriebstemperatur!

TUBER

Viel ausgeglichener und weniger „hibbelig“ sind da schon TUBER auf der Foyer Stage, die sich im Vorraum zur Hauptbühne befindet. 4 Nordgriechen auf der Bühne, deren Musik aber mal so rein gar nichts mit Hellas zu tun hat. Wenn ich an Griechenland denke, muss ich an zapplige Folklore denken. TUBER hingegen spielen sehr ausballancierten Instrumentalrock. Genau das Richtige nach der Brechstange von BONGZILLA und so verwundert es mich auch nicht, dass TUBER abgefeiert werden und jeder vor der Bühne in ihren Klangwelten versinkt!

Nun aber wieder der Wechsel zur Main Stage und damit auch wieder das volle Kontrastprogramm der Musik! WOLVES IN THE THRONE ROOM wurden ja schon letzte Woche von Robert in vollsten Tönen gelobt (siehe HIER) und auch bei mir stoßen sie auf ein offenes Ohr. Mit ähnlicher Setlist wie schon beim DOOM OVER LEIPZIG, haben sie es hier mit ihrem experimentellen Black Metal aber deutlich schwerer beim Publikum zu punkten. Schon zu relativ früher Stunde muss ich mir von Freunden anhören, dass sie sich später am Abend SAINT VITUS gar nicht anschauen werden, da das zu metallisch für sie ist. Dass diese Jungs sich dann aber WOLVES IN THE THRONE ROOM angeschaut haben und durchweg positiv überrascht waren, spricht für die US-Amerikaner und ihrer Musik.

Wieder Foyer Stage, wieder südländischer Instrumentalrock/Metal. Dieses Mal aber nicht aus Griechenland, sondern aus dem sonnigen Spanien. TOUNDRA ziehen auch wieder eine Menge Leute an, die nach WITTR scheinbar erstmal runterkommen müssen. Ich komme runter, indem ich mir was zu essen hole. Auf dem Desertfest wird das standardmäßige Fastfoodzeugs, inkl. veganen Köstlichkeiten, serviert. Hauptsache fettig scheint hier die Devise zu sein, um den Festivalgästen eine gute Grundlage für den spätabendlichen Alkoholkonsum anzubieten, vorausgesetzt, man kann sich diesen leisten. 3,50 € für 0,4 l Bier (wenn es die überhaupt wirklich waren) finde ich schon ganz schön happig. Und das jede Location noch ihr eigenes Bier ausschenkt und man die Becher nicht mitnehmen kann, ist noch happiger. Wenn schon mehrere Lokalitäten, dann doch bitte so zusammenarbeiten, dass es da keine Barrieren gibt. Zumindest leere Getränkebecher sollte man überall mit rein nehmen dürfen!

SAINT VITUS

Weiter gehts mit der Musik: der erste Headliner stand auf dem Programm! Die amerikanischen Doom-Legenden SAINT VITUS haben sich angekündigt. Schon oft gesehen und immer abgefeiert. Heute habe ich dann sogar noch das große Glück, sie mit ihrem Originalsänger Scott Reagers zu sehen. Dieser Mann hat deutlich weniger Ausstrahlung als ein Wino, aber stimmlich ist das schon richtig gut, was er hier abliefert. Verständlicherweise werden größtenteils Songs gespielt, die auch von Reagers eingesungen wurden und spätestens bei „White Magic/Black Magic“ weiß ich, dass ich Herrn Weinrich gerade gar nicht vermisse. Bis zu „White Stallions“ sehe ich mir die Show noch an, um dann erstmals an diesem Tag ins Cassiopeia weiter zu ziehen. Dort sollten mich nämlich ein paar Freunde erwarten, die sich die schwedischen Spacerocker von YURI GAGARIN ansehen wollten. Natürlich finde ich niemanden, da sie nicht in den total überfüllten Laden gelassen wurden. Da habe ich schon etwas mehr Glück und ziehe mir noch die letzten 10 Minuten ihrer Show rein. Bei instrumentaler Musik ist es immer schwer für mich, eine Bindung aufzubauen, wenn ich das Konzert nicht von Beginn an sehe und so gehe ich etwas enttäuscht ins gegenüber gelegene Badehaus, wo dann auch schon meine enttäuschte Truppe auf mich wartet. Nach dem ein oder anderen Bier geht ein aufregender erster Festivaltag zu Ende, der (musikalische) Opfer gefordert hat.

 

 


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