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GATEKEEPER – Ein Epos aus der kanadischen „Schatz-trve-he“
GATEKEEPER – „Grey Maiden“ (EP)
Veröffentlichungsdatum: 22.02.2019
Länge: 20:22 Min.
Label: Cruz Del Sur
Genre: Epic Metal / Traditional Heavy Metal
Erst im vergangenen Jahr haben GATEKEEPER mit „East of Sun“ ihren ersten Langspieler veröffentlicht, jetzt legen die Jungs aus Vancouver gleich nach: „Grey Maiden“ heißt die neue EP, umfasst vier Songs (genau wie die ersten beiden EPs „Prophecy and Judgement“ und „Vigiliance“) und lässt vor allem Fans des traditionellen Heavy Metal aufhorchen.
GELUNGENE SPANNUNGSKURVE
Der Titeltrack eröffnet die neue EP gebührend: Das knackige Intro von „Grey Maiden“ geht sofort ins Ohr und macht Lust auf mehr. Die Nummer marschiert vom ersten Takt an kompromisslos voraus, Riff- und Gesangsarbeit harmonieren dabei extrem gut. Die zahlreichen Riffs sind verspielt, aber trotzdem eingängig. Ohne auffällige Tempo- oder Tonartwechsel schafft es der Song, viereinhalb Minuten munter durchzuwalzen, ohne dabei langweilig zu werden. Einzig der chorale Backgroundgesang in den Refrains trübt das Niveau durch den Gassenhauer-Effekt.
Mit „Tale of Twins“ folgt ein neu eingespielter Song, der bereits auf dem Debüt „Prophecy and Judgement“ von 2013 erschienen ist. Trotz schöner Melodien kann der Song mit der Intensität des Openers nicht mithalten und hängt insgesamt etwas durch.
Stimmungsvoll geht es mit „Moss“ weiter. Die emotionale Ballade zeigt eindrucksvoll die musikalische Vielseitigkeit der Band. Die Gesangsarbeit wirkt zwar bei den Oktavwechseln noch etwas unausgereift, verschafft dem Song aber ordentlich Charakter. Die Gitarrenarbeit überzeugt vorbehaltlos, besonders das melancholische Thema ist sehr gelungen. Lediglich der Einsatz der Streicher wirkt etwas überzogen und kreiert mehr Midwest-Farm-Feeling als wirklichen Tiefgang.
Am Ende verwöhnen uns die Kanadier mit dem TREDEGAR-Cover „Richard III“. Die gelungene Neuinterpretation dieses recht unbekannten Klassikers von 1986 fügt sich stimmig ein und rundet das Album gebührend ab. Das Intro bekommt durch den leichten Crunch-Sound und die eine oder andere Dissonanz einen rauen, psychedelischen Anstrich. Insgesamt klingt das Cover etwas düsterer als das Original, aber nicht minder episch.
Die Songs sind mit der Ballade „Moss“ als gelungener ‚Verschnaufpause‘ zwischen dem wuchtigen Opener und dem fetten Abschlusstrack stimmig platziert. Nur „Tale of Twins“ fällt etwas aus der Reihe und bricht mit der von „Grey Maiden“ aufgebauten Spannung relativ grob.
ALTBEWÄHRT UND TROTZDEM NEU
Das Songwriting auf „Grey Maiden“ reiht sich nahtlos in die bisherige Diskographie der Band ein. Gewohnt episch frönen die Kanadier ihren großen Vorbildern aus den 80er Jahren. Man fühlt sich an frühe Werke von IRON MAIDEN oder MANILLA ROAD erinnert. Ohne musikalische Klischees auszusparen, wecken die Songs viele Assoziationen zu früheren Vertretern des Genres, tragen aber auch eine klare individuelle Handschrift. Im Vergleich zu den Vorgängerwerken der Truppe fällt auf, dass die Gitarren nicht mehr von fetten Mitten, sondern dominanten Höhen geprägt werden. Der neue Sound wirkt noch etwas unausgereift, und manche Riffs und zweistimmige Parts sind nicht hundertprozentig tight eingespielt. Doch in Zeiten glattgebügelter und teilweise totproduzierter Neuerscheinungen klingen GATEKEEPER dadurch erfrischend authentisch und roh.
KEINE EXPERIMENTE!
„Grey Maiden“ kann zwar klanglich das Niveau des Langspielers „East of Sun“ nicht ganz halten, trotzdem ist die EP nicht zwangsläufig als Rückschritt zu werten. Mit dem Titeltrack und „Moss“ gibt es zwar nur zwei wirklich neue Songs, die versprechen dafür Großes mit Blick auf künftiges Material.
Fans der Band dürfen sich über eine solide Fortsetzung der bisherigen Diskographie freuen, GATEKEEPER bleiben ihrem Konzept des klassischen Epic Metals treu. Mangelnde Experimentierfreude kann den Jungs als Vertreter dieses eher konservativen Genres auch schlecht vorgeworfen werden.
Dies ist ein Gastautorenbeitrag von: Johannes
Autorenbewertung
Vorteile
+ Rohes, authentisches Klangbild
+ Starke Gitarrenarbeit, insbesondere bei "Grey Maiden" und "Moss"
Nachteile
- teilweise etwas unausgereift
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