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HARAKIRI FOR THE SKY – Gefangen in Gedanken
HARAKIRI FOR THE SKY – „Mære“
Veröffentlichungsdatum: 19.02.2020
Länge: ca. 85min.
Label: AOP Records
Genre: Post Black-Metal
Neun Jahre ist es mittlerweile her, dass HARAKIRI FOR THE SKY mit ihrem selbstbetitelten Album debütierten. Seitdem haben uns die Österreicher in regelmäßigen Abständen immer wieder mit neuem Material beglückt, und nun steht ihr bereits fünftes Werk in den Startlöchern: „Mære“.
Und das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Full-length Album. Knappe 85 Minuten beträgt die Spielzeit. Das ist ja schonmal eine Ansage. Ob HARAKIRI auch über so lange Zeit ihr gewohnt hohes Niveau halten können?
Cause the more I sleep, the less I dream
Eröffnet wird das Album mit dem Song „I, Pallbearer“. Mit 7 Minuten einer der kürzeren. Wer „Arson“, den Vorgänger von „Mære“ kennt, weiß, dass dort mit „Fire Walk With Me“ ein unfassbar starker opener vertreten war. Da kommt „I, Pallbearer“ zwar nicht ran, aber trotzdem eröffnet er nach einem kurzen Intro den typischen HARAKIRI sound: Melancholisch und melodiestark, während der Text schmerzhafte Abgründe offenbart. Abgerundet wird der Song schließlich von einem ruhigen Klavier-Outro.
Sing for the damage we’ve done
And the worse things yet to come
Der zweite Track „Sing For The Damage We’ve Done“ fällt mir gleich beim ersten Hören auf. Nach einer sich immer weiter aufbauenden Gitarren-Einleitung legen plötzlich die Drums richtig los und die Kombination aus eingängiger Melodie und eindrücklichem Gesang entwickelt eine beinahe furchteinflößende Anziehungskraft. Man kann nicht mehr weghören. Und dann, nachdem die ersten 5 Minuten eh wie im Flug vergangen sind, setzt auch noch kein geringerer als Neige von ALCEST ein! Bei „Sing For The Damage We’ve Done“ stimmt einfach alles. Definitiv auf der Favoriten-Liste ganz weit oben!
Carry me forever in your heart
Mit „Us Against December Skies“ sind wir nun beim dritten Track, und auch dieser ist wieder ganz besonders gelungen. Hier möchte ich vor allem hervorheben, wie gut sich Text und Musik verblenden! Obwohl beides aus unterschiedlichen Federn stammt, wirkt es doch wie aus einem Guss. Der Song glänzt außerdem durch Sehnsuchtsmelodien. Folk-Ansätze, die an SKYFOREST oder gegen Ende an NIGHTWISHs „The Islander“ erinnern, nehmen den Hörer mit auf eine Reise voll Fernweh und Weltschmerz.
Überhaupt könnte man zu jedem einzelnen Track auf „Mære“ viel Positives sagen. Jeder hat seine eigenen einprägsamen Melodien und Rhythmen, die Songs funktionieren einzeln, aber ebenso so gut aneinandergereiht als ein großes Ganzes. Natürlich habe ich trotzdem meine Lieblinge. Auf „Sing For The Damage We’ve Done“ und „Us Against December Skies“ habe ich ja schon meine Lobeshymne gesungen, aber auch der siebte Track „And Oceans Between Us“ soll an dieser Stelle unbedingt erwähnt sein – ein Song, der mich vom ersten Takt an mitgerissen und nicht mehr losgelassen hat. Achtung, Ohrwurm incoming!
Erwähnt seien außerdem das Feature der anonymen Stimme von GAEREA in „Silver Needle // Golden Dawn“, das schwermütige Gitarren-Intro in „Time Is A Ghost“ und last but not least das in meinen Ohren großartige PLACEBO-cover „Song To Say Goodbye“. HARAKIRI FOR THE SKY haben sich mit ihren Alben stets weiterentwickelt. Der Sound wurde immer vielschichtiger, die Produktion klarer. „Mære“ ist im Gegensatz zu früheren Alben eher harmonisch als beklemmend, nur die frustrierten Texte halten sich beständig.
Auch in der Ausführlichkeit ihrer Songs bleiben sich HARAKIRI treu, und hier schließt sich mein größter Kritikpunkt an: Das Album ist sehr, sehr lang. Und dabei wird es ja nicht mal in seinem Verlauf schwächer – bei keinem der zehn Tracks würde ich sagen, gerade der ist der „Track zu viel“. Im Gegenteil, jeder Song hat nach meinem Empfinden einen gerechtfertigten Platz auf dem Album. Aber sie alle in einem Stück zu genießen, das fordert doch sehr viel Zeit und Entspanntheit. Geduld ist hier die Tugend der Wahl.
Autorenbewertung
Vorteile
+ jeder Song ist eine wertvollen Reise für sich
+ starke Texte, die sich perfekt in die Musik verblenden
Nachteile
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