Hassliebe zum Massenpunk – BETONTOD

BETONTOD  Revolution
Veröffentlichungsdatum: 13.01.2017
Dauer: 39:57 Min.
Label: Arising Empire

Im Regelfall schaffen es Punkbands abseits der TOTEN HOSEN heutzutage nur noch selten zu großem Erfolg abseits ihrer eingesessenen Fangemeinde der lokalen Punkszene. Dann noch Erfolg unter Metalfans zu haben und in beiden Gemeinden halbwegs gut anzukommen, ist dann eine absolute Glanzleistung. Eine dieser Glanzleistungen sind die nordrhein-westfälische Band BETONTOD, die mit ihrem nun achten Studiowerk die namensgebende Revolution entzünden wollen. Doch ist das Album so punklastig wie es verspricht, oder ist es doch weichgespülter Poppunk, der mit Massentauglichkeit punkten will?

 

Nach dem akustischen Intro legen BETONTOD mit dem Titelsong „Revolution“ los und er wirkt… ernüchternd. Es fühlt sich an, wie eine klassische Punkhymne, die auf jeder Party gespielt werden kann. Dabei ist der Text eigentlich ganz gut. Die Message: In unserem heutigen postfaktischen Zeitalter voller Hass, in dem nationalistische Gedanken wieder mehr Anhänger finden, müsse eine Revolution kommen. Laut Gitarrist Frank Vohwinkel jedoch mit Verstand und aus der Mitte der Gesellschaft. Diese Gedanken werden aber rasch wieder über Bord geworfen, denn mit „Küss mich“ folgt (eigentlich) eine Ballade. Wieso eigentlich? Statt ruhige Klänge über Liebe anzustimmen, wird hier mit ordentlich Energie Lust auf einen Pogokreis gemacht. Ideal, wenn man ein Lied über Liebe haben will, Balladen aber zu schnulzig sind.

Doch nun zurück zum Titelthema: Mit „Welt in Flammen“ folgt der wohl härteste und gleichzeitig beste Track des Albums. Musikalisch erinnert das Intro sehr stark an „The Trooper“ von IRON MAIDEN. Danach gibt es harte Gitarren. Der Refrain bleibt wie im vorangegangenen Lied treibend. Textlich wird hier die Szenerie um Aleppo angerissen. Es werden Bilder von toten Kindern, zerbombter Stadt und Kriegsgeräuschen gemalt. So klingen BETONTOD wie in ihren besten Zeiten! Doch wird noch einmal einer draufgelegt? Leider nein. Danach geht es gefühlt steil bergab. Das Album wird schlichtweg langweilig. Mit „Ich nehme dich mit“ wird eine Hymne über Freundschaft geboten, die klischeehafter nicht sein könnte und auch mit „Herz an Herz“ oder gar dem gefühlten Schlaflied „Verdammt schwer“ wird es nicht besser – weder musikalisch, noch in den Lyrics.

Wird es nach diesem Tief denn zumindest besser? Leider muss ich auch das verneinen. Die zweite Hälfte des Albums schlaucht weiterhin mit nur ein paar kleinen Lichtblitzen. Man will irgendwie nicht mehr den Schwung reinholen, den man am Anfang aufbauen konnte, was furchtbar schade ist, denn die ersten drei, vier Songs haben wirklich gefetzt.

 

„Revolution“ ist somit eine Hassliebe. Ich weiß nicht, ob ich die Platte abfeiern oder in die Tonne hauen soll. Die erste Hälfte könnte bei mir rauf und runter laufen, während die zweite womöglich in der Versenkung verschwindet. BETONTOD, das könnt ihr besser!

 

Bilder mit freundlicher Genehmigung von BETONTOD.

Autorenbewertung

3
"Revolution" ist ein Album des Zwiespalts. Der eine Teil fetzt BETONTOD-typisch und will förmlich zum Mitpogen einladen, aber auch die emotionaleren Songs können punkten. Doch leider übertreiben es die Westfalener Punks ein wenig damit, weshalb ich den mittlerweile achten Langspieler nicht uneingeschränkt empfehlen kann. Wer Bock auf ruhigeren, massentauglichen Punk hat, der kann gern einmal reinhören. Wer jedoch eher Action und derbe Texte will, sollte lieber die Finger davon lassen.
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3 / 10 Punkten

Vorteile

+ erste Hälfte fetzt...
+ Balladen eigentlich recht gut...

Nachteile

- ... die zweite schlaucht dafür umso mehr
- ... jedoch gibt es zu viele davon
- teilweise zu klischeehaft und einfallslos

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