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HELHEIM – musikgewordenes Lebensgefühl Skandinaviens?
HELHEIM – „Rignir“
Veröffentlichungsdatum: 16.04.2019
Länge: 54:26 Minuten
Label: Dark Essence Records
Genre: Viking Metal
Wozu haben Wikinger Ohren? Damit der Helm nicht über die Augen rutscht! Okay, flach… aber es ist Montagmorgen, als ich mir das neue Album von HELHEIM in die Ohren stöpsele. Damit sollte das zu verzeihen sein, hoffe ich.
Mein ewiges Problem – die Genrezuordnung
Als Genre der Gruppe ist Viking Metal verzeichnet. Das dürfte die Musikrichtung sein, der AMON AMARTH oftmals zugeordnet wird, die mit dieser selber allerdings laut eigener Aussage nichts anzufangen wissen. Ich bin also erstmal recht unbefangen, ich könnte mir Musik zwischen eben jenen AMON AMARTH oder auch sehr folk-verbundenen Melodien vorstellen. Nach kurzer Recherche stellt sich heraus, dass sich hinter diesem Genre-Namen allerdings deutlich komplexere Musik verbirgt, die mir durch einige Vertreter wie SOLSTAFIR, FALKENBACH, ENSIFERUM oder ENSLAVED dann doch recht bekannt ist. Aber da ist wieder mein Problem mit Genre-Namen und Zuordnung der Bands dazu!
Musikgewordener Schwermut gepaart mit Sehnsucht und purer Energie
Der Opener des Albums „Rignir“ ist gleichzeitig auch der Namensgeber für das Album und überrascht mich. Ruhig, schwermütig, sehnsüchtig und instrumental imposant untermalt, bietet er außerdem ein Gitarrensolo. Der zweite Track „Kaldr“ beginnt mit einem Schlagzeuggewitter und der Eindruck vom ersten Lied wird fortgeführt. Schneller und gewaltiger dieses Mal, aber immer noch weit weg von unbeschwerter Fröhlichkeit. Textlich kann ich leider nichts dazu sagen, da die Texte auf norwegisch gesungen sind.
Aber für mich ist aufgrund des Zusammenspiels der Stimme, der Untermalung durch die Instrumente und des gelegentlichen Krächzens in den schnellen Passagen die Rauheit und Wildheit Skandinaviens vergangener Zeiten herauszuhören. Mir kommen Bilder von harten Männern und Frauen in unwirtlichen Gegenden in den Kopf. Raue See, harte Böden, ständiger Wind und kleine an den Boden geduckte Dörfer mit rauen Sitten. Dieser Eindruck wird dadurch noch verstärkt, dass in Landessprache gesungen wird. Die unbekannten Wörter vertiefen diese fremden, aber anziehenden Emotionen!
„Hagl“ beginnt sehr ruhig, erinnert vielleicht an den Lagerfeuerabend, bei dem Heldensagen gelauscht werden, bevor nach der Hälfte die schweren Gitarrenriffs wieder einsteigen und zusammen mit dem Schlagzeug wieder diese wunderbar sehnsuchtsvolle Atmosphäre erzeugen!
Hier gibt’s klasse Track „Ísuð“ zum Reinhören:
Eine vertonte Mentalität
Und diese Stimmung zieht sich auch durch alle insgesamt 8 Titel durch und wirkt durch den Gesang auch sehr echt und authentisch, wie ein vertontes Lebensgefühl, dass gleichzeitig düster aber voller Lebensenergie steckt. „Vetrarmegin“ als letzter Song bringt noch einmal ein wenig andere Töne mit ein, die Strophen wirken ein wenig kämpferischer, aufregender. Der Refrain wirkt dazu im Kontrast fast schon sakral, wie ein Kirchenchor. Und so endet das Album mit einem Aufhorchen und einem guten Schlussstück.
Fazit:
Bei mir trifft die Musik auch genau meinen aktuellen Geschmack, und ich schätze, wer Bands wie PRIMORDIAL, WINTERFYLLETH, SAOR oder DRUDKH mag, der wird auch hier auf seine Kosten kommen. Und wer im Viking Metal bewandert ist, erst Recht! Mir sagt das Album aus eben diesen Gründen sehr zu, insbesondere auch durch die wechselnden Intensitäten und Gesangsstile des Sängers V‘gandr. Für Fans der ersten Alben der Band dürfte es vielleicht etwas schwieriger sein, denn HELHEIM bestehen bereits seit 1992 und machten anfangs klassisch norwegischen Black Metal. Hier bestehen also deutliche Unterschiede zu der jetzigen, eher getragenen und viel komplexeren Musik. Fans der ersten Stunde könnten hier also etwas anderes erwarten, mir gefällt der Wandel der Band sehr gut, unter anderem, weil der klassische Black Metal nicht unbedingt mein Genre ist. Dafür aber umso mehr das, was die Band jetzt abliefert!
Autorenbewertung
Vorteile
+ lange Spielzeit
+ viele Variationen in den Instrumentalparts und im Gesang
Nachteile
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