LURKER OF CHALICE – Trink vom Kelch der Dunkelheit

 

LURKER OF CHALICE – „Lurker of Chalice“ (Re-Release)

Veröffentlichungsdatum: 15.02.2018
Dauer: 60 Min.
Label: Nuclear War Now! Productions
Genre: Black Metal, Doom Metal, Ambient

Der Amerikaner Jef Whitehead (im Folgenden unter seinem Pseudonym Wrest genannt) ist Szenegängern hinlänglich als der Mastermind hinter dem Black Metal-Projekt LEVIATHAN bekannt. Doch er ist und war auch auf anderen Spielwiesen tätig. Neben Beiträgen für NACHTMYSTIUM und KRIEG brachte Wrest 2005 unter dem Namen LURKER OF CHALICE ein selbstbetiteltes Album heraus. Dieses wird, so viel sei vorab gesagt, glücklicherweise nun in größerer Auflage von Nuclear War Now! Productions wiederveröffentlicht und somit einer breiteren Masse zugänglich gemacht.

Es sollen wohl noch weitere fertige Alben des Projekts existieren, jedoch entschied sich Wrest bisher dagegen, diese zu veröffentlichen, da LURKER OF CHALICE wohl unzertrennlich mit einer verstorbenen Partnerin des Musikers verbunden ist. Damit bleibt das selbstbetitelte Album (neben zwei Demos mit teils gleichen Songs) eventuell das einzige große Lebenszeichen. Doch für welchen Hörer ist dieses Werk gedacht? Finden wir es heraus!

 

Nadelstiche

Schon beim Quasiopener „Piercing where they might“ fällt auf, dass LURKER OF CHALICE wenig mit dem Hauptprojekt von Wrest zu tun hat. Es gibt Parallelen, beispielsweise in den Tonskalen des Gitarrenspiels, allerdings klingt LURKER OF CHALICE eher wie ein Bastard aus Black, Doom und Ambient. Und trotz dem dieser Stilmix alles andere als neu oder innovativ ist, fühlt es sich hier doch frisch und eigen an.

Sequenzen voller Monotonie wechseln sich sprunghaft mit eingängigem Stampfen ab („Spectre as Valkerie is“), Geballer trifft auf psychedelische Leads und hin und wieder schleichen sich gut plazierte Samples ein. Das Ganze ist in eine überraschend warme Produktion gekleidet und steht damit in deutlichem Kontrast zu den schwarzmetallischen Mach(t)werken von LEVIATHAN. Alles klingt ein wenig dumpf und verhallt, was jedoch die Atmosphäre verstärkt und dem Klangbild nicht abträglich ist.

Stark ist auch der Gesang. Mal wird gefaucht, häufig jedoch in einer Art semi-cleanem Gesang „geheult“. Das – sowie die schon angesprochenen Leadgitarren, egal ob in wüsten oder ruhigen Momenten (die es auf dem Album auch recht häufig gibt) – ergibt eine dichte Stimmung, die definitiv einlädt, sich gefangen nehmen zu lassen. Hinzu kommen sphärische Synthies und schon hat Wrest einen extrem dichten Soundteppich kreiert.

 

„Where to find freedom from Belial?
Shake down withering poison and die.“

Das Tor zur Leere

Am Besten gelingt ihm dies meines Erachtens im doomigen „Minions“, dem eher schnell gehaltenen „Granite“ und dem schon angesprochenen „Piercing where they might“. Das ist wirklich stark und vor allem auch eigenständig. In manchen Momenten fühlte ich mich an THE RUINS OF BEVERAST erinnert, speziell zu deren „Rain upon the Impure“-Zeiten. Das ist aber nur als weiteres Lob zu verstehen.

Zu meckern gibt es somit schlussendlich nichts. Ein paar kleine Längen schleichen sich ein („This blood falls as mortals III“), aber das ist bei einer solchen Stilistik kaum zu vermeiden. Die einzelnen Elemente kreieren einen sehr interessanten Sound und wirken düster, erhaben und dennoch auch skuril. Das bizarre Coverartwork unterstreicht dies nur umso mehr.

Gebt LURKER OF CHALICE eine Chance! Für Untergrund-Liebhaber und Fans von eher skuriler Musik bietet sich hier eine interessante Spielwiese. Ich bin froh, dass durch die Wiederveröffentlichung noch einmal auf diese Perle aufmerksam gemacht wird. Zu Entdecken gibt es hier nämlich so einiges.

Und nun zurück in den Abgrund, der mich zu sich ruft …

 

 

LURKER OF CHALICE online:

Bandcamp

Autorenbewertung

8
LURKER OF CHALICE bietet das, was mittlerweile selten geworden scheint. Eigenständigkeit innerhalb des Metalkosmos. Black Metal, Doom und Ambient werden hier auf gekonnte Art und Weise verworben und Wrests Gesangleistung veredelt das Ganze zusätzlich. Für alle Freunde dunkler und skuriler Untergrundmusik. Hier wird es definitv emotional!
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8 / 10 Punkten

Vorteile

+ extrem einnehmde Atmosphäre
+ interessanter Stilmix
+ tolle Gesangsleistung
+ eine sehr angenehme Produktion

Nachteile

- gewisse Längen in einigen Parts

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