MAYHEM – Are they (still) evil? Yes they are!

MAYHEM – Daemon

Veröffentlichungsdatum: 25.10.2019
Dauer: 59 min
Label: Century Media / Sony
Genre: Black Metal

MAYHEM gehören zweifelsohne zu den Bands, welche einem zwangsläufig in den Sinn kommen, sobald der Begriff „Second Wave of Black Metal“ fällt. Und das absolut zu Recht, denn der einstige Strippenzieher hinter der schwarzen Kapelle Øystein Aarseth – besser bekannt als Euronymous – erfand nicht nur das klassische „Black Metal“-Riffing, sondern bot seinen ebenso finsteren Landsmännern mit seinem Plattenladen Helvete und dem „Inner Circle“ eine Zuflucht und einen Hort schwarzer Musik. Nicht wenige Fans der ersten Stunde wollen im Tod von Euronymous und dem einstigen MAYHEM-Fronter Dead den künstlerischen Untergang der geschichtsträchtigen Band erkennen. Trotz aller Tiefschläge veröffentlicht die Band mit ziemlicher Regelmäßigkeit noch heute neues Material. Aber was taugt das neue Schwarzmetall aus der dunklen Schmiede MAYHEM?

HÖREN!Entfesselte Schatten der Vergangenheit

MAYHEM-Anhänger haben es nicht unbedingt leicht gehabt in der Vergangenheit. Mit „Grand Declaration Of War“ und „Ordo Ad Chao“ schafften es die Norweger, sowohl viele hartgesottene Fans vor den Kopf zu stoßen als auch mancherorts euphorische Begeisterungsrufe zu ernten. Zu experimentell, zu verrückt oder manchmal auch einfach zu bekloppt schienen ihre teils etwas unbeholfenen Gehversuchen, den „Black Metal“-Äquator zu überschreiten. Mit „Daemon“ machen die Altmeister nun aber einen gewaltigen Schritt zurück zum klassischen Black Metal.

Bereits der Opener „The Dying False King“ lässt Höllisches erwarten: Hellhammer trommelt martialisch wie eh und je auf sein Instrumentarium ein, ohne dabei seine Bandkollegen in den Schatten zu stellen. Auch das Gitarren-Duo – bestehend aus Teloch und Ghul – weiß ein regelrechtes Gitarreninferno auf den Zuhörer niederprasseln zu lassen. Dass die beiden Gitarristen nicht nur die teuflische Monotonie des genretypischen Riffings beherrschen, sondern auch in virtuosen Gefilden beheimatet sind, wird auch gleich in den Folgetracks „Agenda Ignis“ und vor allem in „Bad Blood“ unter Beweis gestellt.

Abwechslung gibt’s allerdings nicht nur an den Sechssaitern, denn Frontmann Attila Csihar legt über die bitterbösen Instrumentals einen atmosphärisch-bedrohlichem Wechsel zwischen Fauchen, Knurren und Flüstern wie in „Aeon Daemonium“ oder präsentiert die düsteren Lyrics wie in „Malum“ oder der Vorab-Single „Worthless Abominations Destroyed“ mit fast schon opernhafter Anmutung. Damit steht er in puncto Gesangsqualität dem ebenfalls von ihm eingekrächzten und unangefochtenen MAYHEM-Klassiker „De Mysteriis Dom Sathanas“ in nichts nach. Und selbst Necrobutcher, der qua Tieftöner ein weniger prominentes Dasein im klanglichen Gewand fristen muss, lässt seinen Bass wie in dem bereits erwähnten „Bad Blood“ hin und wieder an vorderster Front gefährlich laut aufheulen.

Zurück zu den Wurzeln? Nicht ganz…

Auch wenn MAYHEM merklich mit dem Sound des einst maßgeblich von der Band mitgeprägten Black Metal der zweiten Welle liebäugeln, so ist das neuste Werk mehr als eine bloße Romantisierung der Neunziger. Statt einer plumpen Rückbesinnung trumpft das Album mit einer fast schon perfektionistisch austarierten und glasklaren Produktion auf. Zwar verleihen MAYHEM damit ihrem Diskografiejüngling einen modernen und einfach zugänglichen Klang, geben damit aber auch die häufig leicht verwaschene Atmosphäre auf, an denen beinharte Genrefetischisten sich laben. Nichtsdestotrotz machen die Norweger mit „Daemon“ ihrem Bandnamen alle Ehre: Radikales Chaos komprimiert auf einem Longplayer. Fast wie in alten Zeiten, als die Gruppe sich noch dem von satanischen Idealen getriebenen Kirchenanzünden verschrieben hatte. Die neue (alte) und mehr als ordentliche Portion an klassischer Schwärze dürfte aber wohl ebenso alteingesessene Fans als auch Neuzugänge erfreuen. Kurzum: Wieder ein tiefschwarzer, aber weitaus weniger blutiger Meilenstein in der Geschichte von MAYHEM!

Autorenbewertung

9
Mit "Daemon" liefern die MAYHEM einen schwarzen Diamanten ab, der zwar nicht ganz an den Reinheitsgehalt von "De Mysteriis Dom Sathanas" heranreicht, dafür aber wieder deutlich nahe an dem ist, wofür die Band den Grundstein legte: Norwegischen Black Metal!
ø 4.6 / 5 bei 2 Benutzerbewertungen
Century Media / Sony9 / 10 Punkten

Vorteile

+ Leicht zugänglich
+ Endlich wieder eine klassisch angehauchte MAYHEM-Platte
+ Moderner Sound durch klare Produktion

Nachteile

- Die Bonustracks sind nur Besitzern des Box-Sets vorbehalten

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