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Metalhead vs. K-Pop
Wenn wir ehrlich sind, wird Metal früher wie heute immer mit komischen Blicken angeschaut – sei es die Musik an sich, der Kleidungsstil oder die Konzert- bzw. Festivalkultur. Verdammt! Selbst innerhalb der Metal-Kreise gibt es Genres, die für manche vielleicht etwas skurril sind (Ja, ich schaue euch Grindcorer an!). Doch schauen wir nicht auch andere Genres mit richtenden Blicken, oder vielmehr Ohren, an? So ging es mir zumindest, als ich zum ersten Mal mit Korean Pop, oder eben kurz: K-Pop, in Berührung kam. Ich kam damit zunächst durch meine bessere Hälfte in Kontakt und wenn ich ehrlich bin, war dieser anfangs hauptsächlich durch Verwirrung geprägt. Aber wie ist es denn genau ein Metalhead mit K-Pop-Kontakt zu sein? Was ist gut an diesem Genre und was nicht so? Wo gibt es Parallelen zum Metal? Und bin ich überhaupt ganz bei Trost? Ich nehme euch mit auf meinen (Leidens?-) Weg.
Catchy und keineswegs langweilig
Vorneweg: Der Großteil meiner Erfahrungen bezieht sich auf die Gruppen BANGTANG SONYEONDAN (oder kurz: BTS) und EXO, welche auch meinen Einstieg in dieses Genre bilden sollten. Zunächst einmal hat sich alles sehr verwirrend angehört. Fröhlich? Ernst? Traurig? Irgendwie alles davon, wobei ein starker fröhlich-frecher Hang zu erkennen ist. Sehr verrückt ist das trotzdem. Es ist alles irgendwie sehr extravagant und abgedreht. Wenn man vorher eher vergleichsweise düsteren Melodeath gehört hat.
Natürlich beherrschen hier statt Gitarren und Growls eher Synthies und Popgesang das Klangbild. Doch nun kommt die erste Überraschung: In manchen Parts wird das nicht so langweilig, wie man sich das als Metalhead vorstellt – und auch der Drang zu Erbrechen ist nicht da. Grund dafür ist, dass die Melodien und Beats von vornherein sehr einprägsam und catchy sind, was zwischendrin durch ein paar Rappassagen aufgelockert wird.
Sprachbarriere und Verständlichkeit
Man möchte zum Teil wirklich mitsingen, wäre da nur das Problem der Sprachbarriere nicht (mein Koreanisch ist doch so schlecht!). Das ist vielleicht etwas, das weitere Leute abschrecken könnte. Klar, wenn man Black Metal aus Russland oder auch einfach KORPIKLAANI hört, dann ist das vielleicht nicht so schlimm, da wohl auch nicht jeder hier fließend Russisch oder Finnisch spricht, aber K-Pop ist auch hier wieder ein wenig anders. So wird zwar überwiegend koreanisch gesungen, aber das dann auch wieder nicht ganz so konsequent.
Wie das geht? Die Leute packen einfach noch ein wenig Englisch rein. Dass oftmals ein Großteil der Truppe nicht fließend Englisch spricht, ist dabei egal. Zumindest gibt es so ein paar Passagen, die ich fehlerfrei mitgrölen kann … sollte man denken, denn auch das ist wieder nicht ganz so einfach. Die englischen Parts fühlen sich hin und wieder sehr zufällig an. Hier Englisch, da Koreanisch? Oder ist das jetzt doch wieder Englisch? Ich weiß es nicht! Das sorgt regelmäßig für einen ratternden Kopf, aber auch ein Schmunzeln im Gesicht.
Gezüchtet für den Erfolg
Aber wie steht es denn eigentlich um die Kultur der Gruppen? Zunächst einmal sei gesagt, dass ein Großteil der Gruppen nach meinen Recherchen mehr gecastet und gescoutet als natürlich gewachsen sind. Keine fünf Kumpels, die irgendwann entschieden haben in einer Garage rumzujammen, wie es im Metal oft der Fall ist. K-Pop-Gruppen fühlen sich fast schon gezüchtet an. Ich meine: Schaut doch mal die Jungs von BTS an! Die sehen aus wie echt gewordene Final-Fantasy-Charaktere! Aber auch musikalisch und choreographisch wird hier oft seit Kindesbeinen an auf Erfolg getrimmt. Gut, zugegebenermaßen sind die Performances astrein und die wichtigen Tanz-Choreos großartig, jedoch schaue ich trotzdem etwas zwiegespalten auf diese Seite der K-Pop-Kultur. Und wofür? In den meisten Fällen dann doch nur für ein paar wenige Jahre des Ruhmes und die vollen Geldbeutel der Labels.
Dieser füllt sich durch teilweise innerhalb weniger Stunden ausgebuchte Konzerte, viel Merchandise und Fans, die alles geben wollen, um etwas von ihren Idolen zu haben. Gut, so etwas gibt es auch bei METALLICA oder SLAYER, aber gefühlt ist die Verbundenheit der Hörer hier noch einmal deutlich größer. Dementsprechend ist auch die Anteilnahme am Privatleben ein wichtiger Bestandteil. Es werden Memes gemacht, Videos und eigens hierfür gemachte Montagen. Manchmal hat man das Gefühl, einige Leute leben für ihre Gruppen. Ob das gut oder schlecht ist, liegt hier im Auge des Betrachters, aber eines ist sicher: Es kurbelt auf jeden Fall die Werbetrommel an.
Das Ganze zusammengefasst heißt …
… dass der K-Pop im Vergleich zum Metal vor allem eines ist: Extravagant und abgedreht. Das bedeutet aber keineswegs, dass die Musik schlecht ist. Wenn man sich einmal darauf eingelassen hat und über die Sprachbarriere hinwegblicken kann, ist es definitiv möglich ein kurzweiliges Hörvergnügen zu haben. Länger hängen bleibt da wohl eher weniger, aber ich denke für tiefenpsychologische Themen höre ich dann eher DSBM und keinen Pop. Die Fankultur mag für den geneigten Metalhead dann wohl eher eine Barriere darstellen, denn diese ist vergleichsweise abgedrehter. Deswegen kann ich sagen, dass ich K-Pop zwar mag und gerne weiter in diesem Genre höre, aber ein richtiger Vollblut-Fan werde ich wohl nie werden. Dafür vermisse ich dann doch Gitarrengeschrammel und gutturalen Gesang zu sehr.
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