Nomen est omen. UNRU

UNRU – „Als Tier ist der Mensch nichts“
Veröffentlichungsdatum: 25.3.2016
Dauer: 36:01
Label: Supreme Chaos Records

Manchmal muss man sich den Arsch aufreißen, um ne Band oder Platte adäquat zu beschreiben. Es passiert mir zuweilen, dass ich mir aus dem Genrebaukasten Dinge wie „Blackened Technical Doom Crust Death Sludge“ zusammenzimmern möchte, weil es am treffendsten erscheint.

Und dann gibt es UNRU, die sich und ihrer Musik mit dem Bandnamen einfach selbst das passendste Prädikat gegeben haben.

Die Bielefelder hämmern sich seit 2012 durch die Gegend und konnten im Folgejahr ihrer Gründung mit ihrem „Demo MMXIII“ einiges an positiver Kritik einfahren.

Drei Jahre später steht das erste Full Length Album „Als Tier Ist Der Mensch Nichts“ auf dem Plan. Und was für ein phänomenaler Albumtitel, was für ein herrlich verstörendes und abgefuckt hässliches Cover! Doch darüber wurde an anderer Stelle schon zur Genüge geschrieben.

 

Wie verhält es sich nun musikalisch? Sind UNRU so hässlich, wie sie vorgeben zu sein? Irgendwie schon, ja. Und das ist auch verdammt geil so. Nach anfänglichem Hören könnte man die vier anonymen Bielefelder auch in der französischen Black/Crust/Hardcore Szene verorten. Denn UNRU befinden sich ganz in der Nähe von Throatruiner Bands, wie zum Beispiel PLEBEIAN GRANDSTAND. Eine andere Referenz, die mir in den Sinn kommt, sind die australischen PORTAL.

Im Vergleich zum Demo fällt auf, dass sich UNRU mehr Zeit lassen. Das liegt nicht nur an den vier überlangen Songs, nein. Die Jungs drosseln ihr Tempo etwas. Über weite Strecken dominieren nach wie vor Blastbeats, jedoch nicht mehr in ähnlich chaotisch ungezügelter Manier wie vor drei Jahren. Das Ergebnis? Mehr Atmosphäre! Dieser arbeiten vor allem die Gitarren zu, die hier ein ums andere Mal in Post Black Metal Gefilde vordringen, wie bei dem Song „Das Anna-Karenina-Prinzip“.

„Hēdonḗe“ schraubt das Tempo dann sogar noch mehr nach unten und nimmt als vertonte Verzweiflung im Death Doom Gewand Gestalt an. KHANATE lassen grüßen. Man wartet den gesamten Song über auf den sich vermeintlich ankündigenden, alles vernichtenden Ausbruch. Dass dieser nicht eintritt, macht das Stück nur noch eindrucksvoller und verstörender.

Neben der Musik ist auch die Beschäftigung mit den Lyrics empfehlenswert, die, wenn auch erst nach ausgiebiger Auseinandersetzung, wirklich verständlich werden und klar über dem Durchschnitt des restlichen deutschen Textguts rangieren.

Der Sound ist gekonnt räudig, und passt so bestens in das Gesamtkonzept von „Als Tier ist der Mensch nichts“ ohne Details allzu sehr zu verwässern. Für mich hätte es trotzdem etwas klarer sein können, wobei ich glaube, dass das hier einfach nicht vorgesehen ist. Das Hörvergnügen schmälert sich durch den Sound, wenn überhaupt, nur geringfügig, weswegen ich das einfach mal ignoriere.

Insgesamt bleibt das Album ein brutales Stück Musik, das immer dann etwas Schönheit zulässt, wenn man es am wenigsten erwartet. Etwas Zeit sollte man sich schon nehmen, bevor sich alles erschließt. Lohnenswert ist das aber auf jeden Fall!

Erhältlich ist „Als Tier Ist Der Mensch Nichts“ als „Name your price Download“ auf Bandcamp.
Wenn das mal kein Angebot ist!

 

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Autorenbewertung

7
UNRU sind auf ihrem Debütalbum hässlich, verstörend, kalt, dissonant, melodisch und irgendwie eingängig, auf äußerst perverse Art. „Als Tier ist der Mensch nichts“ erfordert Zeit und Beschäftigung, belohnt den Hörer dafür aber auch. UNRU stellen sich als eine junge, deutsche Band dar, deren Entwicklung und Potential es im Auge zu behalten gilt!
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7 / 10 Punkten

Vorteile

+ atmosphärische Songs, die sich Zeit lassen um ihre Wirkung zu entfalten
+ gute Texte
+ Songs des Albums weisen hohe dynamische Bandbreite auf

Nachteile

- effektiver aber mäßiger Sound

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