Ordentliches Denkmal – EDGUY

EDGUY – Monuments
Veröffentlichungsdatum: 14.07.2017
Dauer: 150 Min.
Label: Nuclear Blast Records
Stil: Power Metal

Umfangreiche Geschichtsstunde

Nach 25 Jahren Aktivität kann man EDGUY und vor allem deren Frontmann Tobias Sammet eines attestieren: Sie polarisieren. Manchen labert Tobi zu viel, andere tun sich mit seinem Humor schwer, und wieder andere haben den stilistischen Wandel der Band mit Skepsis verfolgt. „Monuments“ versteht sich als Rückblick auf die gesamte Bandhistorie, bietet aber auch Kennern mit fünf neuen Songs und einem unveröffentlichten Stück aus der „Savage Poetry“-Phase genug Futter. Dazu gibt es noch einen Live-Mitschnitt eines Konzerts in – wie sollte es auch anders sein – Brasilien im Jahr 2004.

Die neuen Songs fallen ganz ordentlich aus, besonders das mit einem Augenzwinkern versehene „Wrestle The Devil“ und der schnörkellose Rocker „Open Sesame“ stechen positiv hervor. Betrachtet man die fünf frischen Nummern als EP, lässt sich von einem soliden, aber auch nicht überragenden Werk sprechen. Immerhin folgen gleich im Anschluss die großen Klassiker. Halt, nicht ganz: Den Einstieg macht mit „929“ eine Nummer, die ich nicht zu EDGUYs Highlights zählen würde. „Defenders Of The Crown“ überzeugt dann schon eher, aber als Titeltrack des jüngsten Albums ist der Song quasi noch warm. Nicht unbedingt ein schlechter Einstieg, aber komisch ist es dennoch.

Dubiose Auswahl

Die Zeitreise schreitet mit der Ballade „Save Me“ erst zaghaft voran, doch dann folgt auch schon die erste Überraschung: „The Piper Never Dies“ kommt als Longtrack schon recht früh zum Zug. Anhand dieses Songs zeigt sich auch, weshalb EDGUY heute da stehen, wo sie eben stehen. Großartiges Songwriting! Leider hat es mit „Eternal Wayfarer“ nur ein weiteres langes Lied an Bord geschafft. Wo sind „The Pharaoh“ und „Theatre Of Salvation“? Sicher, der Platz ist begrenzt, aber warum mit „Eternal Wayfarer“ gerade ein aktuelles Stück einbezogen wird, erschließt sich mir nicht.

Ja, es ist mühselig, bei einer Sammlung wie dieser die Auswahl zu kritisieren. Aber wenn mit „Kingdom Of Madness“ der zweite Output ignoriert wird, um Füllmaterial wie „929“ Platz zu machen, fühlt sich das falsch an. Immerhin sind die großen Klassiker wie „Tears Of A Mandrake“, „Mysteria“ und „Vain Glory Opera“ mit dabei und spielen auch heute ihre zeitlosen Qualitäten aus. Da kommen Erinnerungen hoch! Gerne hätte es hiervon mehr geben dürfen, statt dem Hörer gleich vier Songs vom letzten Album auf die Nase zu binden. Es ist ja durchaus ein gutes Album, aber in einer solchen Geschichtsstunde ergibt das ein gewisses Ungleichgewicht. Dafür wurde das eher mäßige „Age Of The Joker“ mit nur einem Titel („Rock Of Cashel“) ziemlich kaltschnäuzig abgefertigt. Das abschließende „Reborn In Waste“ entstammt den Aufnahmen zu „Savage Poetry“, ist damals aber nicht grundlos aussortiert worden. Dafür ist es für Sammler eine schöne Dreingabe, welche die Sammlung großer Klassiker und teils weniger großer Titel aus dem Spätwerk gebührend abschließt.

EDGUY auf Facebook.

Autorenbewertung

7
EDGUY gehören nicht umsonst zu den Großen, was "Monuments" noch einmal verdeutlicht. Dabei wird aber auch deutlich, dass sich nach wie vor ein Großteil der Faszination aus der frühen und mittleren Schaffensphase zehrt.
ø 4.7 / 5 bei 2 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

+ zeitlose Klassiker
+ sehr umfangreich
+ sechs unveröffentlichte Songs

Nachteile

- merkwürdige Auswahl
- neue Songs teilweise nur halbgar

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