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Reflektieren in der endlosen Weite! – CRY MY NAME
CRY MY NAME – Reflections
Veröffentlichungsdatum: 21.04.2017
Dauer: ca. 34 Min.
Label: Bastadized Recording
Genre: Metalcore
Ich denke, es ist mal wieder an der Zeit, den ganzen Metal-Elitisten zu zeigen, dass Core nicht immer uninspiriertes Rumgeschreie ist. Als perfektes Beispiel hierfür eignen sich CRY MY NAME! Das Quintett aus Deutschland legt auf ihrem neuen Silberling eine Form an den Tag, von welcher sich manch oben Zitierter durchaus ein Stück abschneiden könnte.
Willkommen im Höllenhaus!
Das erste Stück dieses Albums kachelt gar nicht lange rum und nach einer kurzen Einführung mit Gitarre hämmert einem das gesamte Instrumental mehrere spitze Nägel in die Ohren! Auf „Patience“ steigt der Sänger mit enorm vokalem Druck ein und wechselt zwischen Growl und Scream, was die einzelnen Passagen für den Hörer interessanter und vor allem einprägsamer gestaltet. Der melodische Teil des Refrains steht der Stimmung in nichts nach. Diese bleibt konstant auf hohem Niveau. Ein Debütsong, der ahnen lässt, wie es in dem Album zugeht.
„Changes“, zu Deutsch „Veränderungen“, könnte gar keinen besseren Namen haben. Man merkt, dass hier durchaus nachgedacht wurde und, bis jetzt zumindest, das Wort „Langeweile“ aus meinem Wortschatz hinfort bombardiert wurde. Der Sänger, welcher in diesem Song eine unglaubliche Brutalität an den Tag legt, erinnert mich fast schon an Chris McMahon von THY ART IS MURDER. Im Mittelteil tritt die Stimme in den Hintergrund, was dem Instrumental die Möglichkeit gibt, sich zu entfalten. Eine unglaubliche Harmonie zwischen den einzelnen Komponenten.
Kaum beginnt „Restless“, der dritte Streich der Gruppe, fühlt man sich sofort aufgeladen. Der Song beginnt mit einer abgebrochenen Radio- oder Fernsehübertragung, die in leichtes Knistern übergeht. Bis es dann plötzlich melodisch wird und der Sänger träumerisch seine Passagen ins Ohr des Hörers haucht. Auf einmal wird auf cleane Vocals gesetzt, welche sich mit den brutalen Screams abwechseln. Als würden mir mehrere Personen aus unterschiedlichen Richtungen ins Ohr schreien, sodass ich Lust hätte, meinen Kopf so oft gegen die Wand zu schlagen, bis er blutet.
Tätowieren aufm Marathon
Gerade beim vierten Spaßmacher angekommen und schon ein Hit nach dem anderen. „Backbone“ begeistert erneut mit rauer Stimmlage und der Zeile:
„And now be strong!“,
welche sich ohne Vorwarnung ins Gehirn einbrennt. Die rübergebrachten Emotionen bringen mich fast schon zum Tränenvergießen.
Und wenn ich mich langsam frage, ob es eigentlich noch besser werden kann, prügelt mich der fünfte Song mit einem riesigen „JA“-Schild zu Boden und steigt ähnlich wie „Restless“ in den Gehörgang ein, bis die Blast Beats krachen und den Gehörnerv auf eine erneute Probe stellen. Nach einem Breakdown, der in ein Gesangsfeld der Träume überleitet, wird der Song plötzlich entschleunigt und leichtes Tröpfeln bettet den angestrengten Geist zur Ruhe. Als ein Rap-artiger Sprechgesang auftritt, der mich hier an BEING AS AN OCEAN erinnert, scheint es, als würde der Sänger mit sich selbst streiten.
Nach einer kurzen Ruhephase explodiert auf „Lost“ das Tempo in so einem Maße, dass ich einen kurzen Vierzig-Kilometer-Marathon gelaufen bin, um die überschüssige Energie loszuwerden. Melancholisch tätowiert sich die Zeile „I miss you every Day!“ in den tapferen Ohrkanal und man fragt sich, wie spät es ist, da die Zeit förmlich verfliegt.
Im Folgenden treten „Castless“ und „Reflections“ leider nicht so wie die anderen Songs in den Vordergrund. Trotz allem festigen sie die Individualität der Band und warten jeweils mit ungewohnten Highlights, wie der famosen Instrumentalisierung, auf.
Das Ende naht …
Leider hat jeder Anfang ein Ende und der vorletzte Song bricht an. „Relentless“, der längste Song der Platte, überzeugt mit Ohrwürmern und einem Klargesang, der sein Hoch zu erreichen scheint! „None of us is gonna let you down“, feuert in Richtung des unschuldigen Trommelfells und brennt sich sanft hinein. Ein durchaus solider Song, selbst wenn er sich nur sehr schwach von seinen Vorgängern unterscheidet.
Der letzte Geniestreich „Awakening“ eröffnet mit Hammerschlägen und kalten Schreien, welche in Klargesang übergehen, der mich plötzlich an A DAY TO REMEMBER erinnert. Da das aber Kritik auf hohem Niveau ist, fällt das nicht so stark ins Gewicht und nach knapp drei Minuten und zwanzig Sekunden ist das Lied vorbei und die Platte hört auf zu rotieren. Ein Abschied, der zugegeben schmerzlich erscheint …
Dies ist ein Gastautorenbeitrag von: Sebastian
Autorenbewertung
Vorteile
+ bombastische Sängerstimme
+ einprägsame Melodien
+ Mischung aus hart und weich der Königsklasse
+ Langeweile-Killer
Nachteile
- ich muss Luft nach oben lassen
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