RISE OF AVERNUS – Das Genre-Schnabeltier

RISE OF AVERNUS – „Eigengrau“

Veröffentlichungsdatum: 19.01.2018
Länge: 47:45 Min.
Label: Code666 (Aural Music)
Stil: Dark Orchestral/Death/Doom Metal

Aufmerksam bin ich auf die Kapelle ob ihres vielversprechenden Genremix geworden. Orchestrale Elemente wissen mich generell zu begeistern und auch Death Metal, genauer Melo-Death, rotiert nicht selten in meiner Playlist. Ich finde aber ebenso Gefallen an Doom. Also alles in allem keine schlechten Voraussetzungen, damit mir das von RISE OF AVERNUS aus Sydney versprochene Genre-Paket gefallen sollte. Um noch ein bisschen Namedropping zu betreiben, sei darauf verwiesen, dass das Zweitlingswerk der Australier in Mix und Mastering durch die Hände Logan Maders ging, der unter anderem auch Alben von FEAR FACTORY, GOJIRA oder DEVILDRIVER produzierte. Nun, ich nehme es vorweg:

Leider retten beide Tatsachen dieses Album in meinen Ohren nicht

Ihr kennt das Problem im Studio: Shit in, Shit out! Auch ein aalglatter Sound kann aus einer lahmen Komposition kein atemberaubendes Werk machen.

Klar, ich höre hier doomige Passagen. Ich höre ebenso orchestrale als auch Death-Elemente heraus. Alle, für sich gesehen, sehr mächtige und vielfältige Genrespielarten. Aber so, wie sie von RISE OF AVERNUS zusammen gesetzt werden, erscheinen mir ihre starken Charaktere unterzugehen. Im Verbund und in den Songkompositionen verliert sich das Potenzial, welches eigentlich in dieser Kombination schlummert. Mich lässt bis zum Ende des Albums nicht eine Passage aufhorchen, geschweige denn mitnicken. Nicht, dass es nicht doch ab und an schiebt, aber das Schieben ist gehemmt. Gleich einer im klebrigen Spinnennetz gefangenen Fliege sendet die Musik ihre Energie aus. Freigesetzt wird sie aber nicht im geringsten. Erstickt in Orchester-Synthies und einer zusätzlichen Pianospur als Topping geht beispielsweise das mächtige Finale von „Mimicry“ unter, welches in abgespeckterer Form sicher für leuchtende Augen meinerseits hätte sorgen können.

Schon beim ersten Anspielen muss ich nach Song Nummer Vier eine Hörpause einlegen, da mich der Sound-Wust latent überfordert. Den Rest kann ich mir erst ein paar Tage später antun. Ich versuche, dem Album bei einem zweiten Durchlauf noch etwas Gutes abzugewinnen. Aber nein, es tut mir leid… Belanglosigkeit ist auf allen Ebenen dieses Albums zu verzeichnen.

Komposition: uninspiriert
Sound: leider ohne Wiedererkennungswert
Mix: ein Zuviel von allem tötet alles

Ein kleiner Lichtblick ist nur der letzte Song der Veröffentlichung. Orchestrale Elemente werden hier sehr in den Hintergrund gerückt, es gibt mehr Platz für „echte“ Rauheit, für schwebende Melodien. Ich schwimme nicht von vornherein verloren im süßen Brei, sondern werde im Laufe der acht Minuten Songdauer nur langsam in die dichte Atmosphäre gespült.

Schade, RISE OF AVERNUS, ich hatte mir ein mächtig mitreißendes Werk erhofft. Vielleicht spricht mich ja eine kommende Platte mehr an.

RISE OF AVERNUS auf Facebook und Bandcamp

 

 

Autorenbewertung

4
Eine vielversprechende Kombination dreier Genres lässt mich enttäuscht zurück. Ein bisschen wie bei einem Schnabeltier werden hier Charakteristika verschiedener Wesen höchst ungeschickt zusammengebaut. Das Ergebnis: ein leider belangloses und überladenes Album. Wenn RISE OF AVERNUS am letzten Song des Albums anknüpfen, könnte aus ihnen allerdings noch etwas werden ...
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4 / 10 Punkten

Vorteile

+ saubere Abmischung

Nachteile

- zu viel von allem macht das Album schwer hörbar
- uninspirierte, überladene Komposition
- Bandsound ohne Wiedererkennungswert

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