TRAVELIN JACK – Ein Genuss für alle Sinne

TRAVELIN JACK – Commencing Countdown
Veröffentlichungsdatum: 08.09.2017
Dauer: 42:25 Min.
Label: Steamhammer/SPV
Stil: Hard Rock

„Ääääähhhh… Schon wieder so eine Retro-Rock-Kapelle mit Damengesang…“

Ja, ich gebe es zu. Genauso bin ich an „Commencing Countdown“, der neuen Platte der Berliner TRAVELIN JACK, herangegangen. Klassische Hard-Rock-Beats mit einer gewissen Note Glam Rock und ner Menge abgekupferter Riffs, mehr wird diese Platte wohl nicht zu bieten haben. Fehlanzeige! Zwar wird der Hard Rock nicht neu erfunden, doch die Hauptstädter schaffen es perfekt, die Höhepunkte diverser Rock-Epochen zusammenfließen zu lassen. Quasi eine Art „Post-Retro-Rock.

Mit „Land Of The River“ fällt der Startschuss für das neue Werk. Nachdem Sängerin Alia Spaceface den Song mit ihrem Organ eröffnet, muss ich automatisch an BLUES PILLS denken. Die beiden Stimmen haben schon eine ganz schöne Ähnlichkeit, auch wenn ich sagen muss, dass Alias Stimme im Laufe des Songs deutlich an Fahrt gewinnt und im direkten Duell eine Elin Larsson nackig machen würde. Nichts gegen die Schwedin, aber auf Dauer bin ich von ihrem Gesang gelangweilt. Liegt vielleicht auch an der eintönigen Mucke, von der sie begleitet wird. Eintönig sind TRAVELIN JACK überhaupt nicht. Schon nach dem ersten Hören von „Land Of The River“ prägt sich alles perfekt ein. So sollte es im Hard Rock laufen!

„Die Formel lautet: nicht quatschen, sondern machen!“ Gitarrist Flo The Fly

Dass diese Worte nicht einfach nur dahergefaselt sind, beweisen TRAVELIN JACK bei jedem einzelnen Song aufs Neue. Diese strotzen nur so vor Spielfreude und man merkt der Band an, dass sie sich mit der Musik komplett identifiziert und sie Bock auf Rock haben. Der Hard Rock wird, wie schon erwähnt, nicht neu erfunden, doch das erwarte ich auch nicht. Vielmehr wird auf altbewährte Säulen gebaut und das ganze Konstrukt mit einer ordentlichen eigenen Note und Spielfreude verfeinert. War diese Spielfreude auch schon auf ihrem Debütalbum „New World“ vorhanden, wirkt jetzt auf „Commencing Countdown“ alles deutlich durchdachter und eingespielter.
Wem die Einflüsse aus dem guten alten Hard Rock noch nicht reichen, der bekommt in „Galactic Blue“ noch einen interessanten Einfluss mehr ins Fressbrett. Passend zum Songtitel, gibt es jetzt noch ein paar dezente Space-Rock-Elemente zur fertigen Suppe.
„What Have I Done“ erklingt in den ersten Tönen und wahrscheinlich fragt sich jeder bei dem Song: „Wann kommt denn jetzt der „Doctor, Doctor“?“ Wer??? Der Beginn des Songs erinnert schon heftig an UFOs wahrscheinlich größten Hit (neben „Rock Bottom“!). Auch wenn er nicht im Geringsten etwas mit der „Partystimmung“ UFOs gemein hat. In diesem Song steht Alia Spaceface zum ersten Mal so richtig im Mittelpunkt und verleiht diesem schon fast balladenartigem Song die besondere Würze.

Nicht nur musikalisch, sondern auch optisch ein Blickfang!

Weil wir gerade bei Hard-Rock-Legenden waren, fügt sich der darauffolgende Song perfekt ein. „Fire“ klingt auch, als hätte man es schon mal irgendwo gehört. Schon mal was von einem gewissen DIO gehört? Na klar, und das Riff seines wohl bekanntesten Songs „Holy Diver“ passt auch perfekt zu „Fire“. Frech ist es schon, das Riff fast 1:1 zu übernehmen, aber nicht verboten. Meiner Meinung nach gab es eh jedes Riff irgendwo schon mal. Und wenn es sich dann auch noch so perfekt einfügt, lasse ich der Band alle Freiheiten.

Wem das jetzt zu viel war, dem sei gesagt, dass TRAVELIN JACK keine „Best-Of-Coverband“ sind und ihr Rock zu 110% ästhetisch ist. Die Bonusprozente kommen übrigens vom Outfit, welches nicht albern wirkt, sondern ehrlich und durchdacht.
Falls die Berliner bisher keine inoffizielle Bandhymne hatten, so wurde diese mit dem Schlussakt von „Commencing Countdown“ geschaffen. „Journey To The Moon“ spielt nochmal alle Stärken der Band aus und ich bin froh, dass das Album so ausklingt, denn in letzter Zeit habe ich oft das Gefühl, dass Alben mit zunehmender Dauer an Energie einbüßen.

 

 

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Autorenbewertung

7
Dass der Hard Rock, insbesondere der deutsche, nicht ausgestorben ist, beweisen TRAVELIN JACK mit "Commencing Countdown"! Mit ihrem alten, warmen Sound lassen sie mich in durch die glorreichen 70er schweben. Trotzdem klingt ihre Mucke keinesfalls abgedroschen, denn durch heimtückische Hooks und freche Tempowechsel, die vorhersehbar, aber trotzdem goldrichtig platziert sind, verleihen sie ihrem Hard Rock eine ganz besondere eigene Note. Neu erfunden wird trotzdem nichts.
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7 / 10 Punkten

Vorteile

- Sound
- perfekte Energieübertragungsrate
- Mix aus altem, klassischem Klang und mordernen Songwriting
- sehr kurzweilig

Nachteile

- mehr Soundexperimente hätten es wahrscheinlich noch interessanter gemacht
- das Cover, naja ...

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