Mit Uncle Acid durch die Postapokalypse: Aus Horror-Figuren werden Wasteland-Nomaden!

UNCLE ACID & THE DEADBEATS – „WASTELAND“
Veröffentlichungsdatum: 12.10.2018
Länge: 46:55 Min.
Label: Rise Above Records
Genre: Stoner Rock (Psychedelic Rock, Doom Metal)

Mit ihrem vierten Studio-Album machen UNCLE ACID & THE DEADBEATS keine Gefangenen. „Wasteland“ soll nicht nur die konsequente Weiterentwicklung des etablierten „Melodic-Stoner“-Sounds, sondern auch einen Schritt in neue Songwriting-Gefilde darstellen. Das ist insofern nötig, als dass sich beim Sound der Engländer seit der Bandgründung 2009, abgesehen von einigen Änderungen in der Bandaufstellung, nicht herausstechend viel entwickelt hat. 

Mit Konzept und einer Menge Fuzz ins dystopische Wasteland

Im Vordergrund steht dabei im Falle von „Wasteland“ erneut eine Vision von Namensgeber und Bandkopf Kevin „Uncle Acid“ Starrs. In gewohnt hoher Tonlage besingt er durch die Wand an vorgeschalteter Verzerrung den Untergang des freien Willens in einer fiktionalen dystopischen Zukunft. Die Menschen des Wastelands sind alle gleich und haben keine Erinnerungen an das, was einmal war. Einzig im Untergrund scheint sich ein Widerstand aufzubauen.

UNCLE ACID reihen sich mit diesem Release in die Riege ambitionierter Metal-Konzeptalben ein und enttäuschen gerade auf textlicher Ebene kein Stück. Das Gefühl einer kohärenten Science-Fiction Geschichte wird durch die Texte erst erweckt, vom dynamischen und abwechslungsreichen Songwriting vorangetrieben und durch Kevin Starrs authentische Inszenierung abgerundet.

Wer sich im Stoner- und Doom-Metal zuhause fühlt, der weiß: Produktion und Sound sind alles. Und auch hier enttäuscht „Wasteland“ nicht. Wie bereits auf den vorangegangenen Platten setzen die Jungs auf Produktionstechnik der alten Schule. Das gesamte Album wurde „live and straight to tape“ aufgenommen, so Kevin Starrs. Am meisten profitieren davon Atmosphäre und Authentizität. Denn ein dystopisches Science-Fiction Konzeptalbum im Stile einer 70er Psychedelic-Rock-Band mit Metal-Einschub glaubwürdig rüberzubringen, ist nicht die einfachste Aufgabe.

Die acht Songs der Platte lassen sich dabei grob in zwei Kategorien einordnen. Auf der einen Seite stehen energetische, kontinuierlich „rollende“ und allgemein recht zugängliche Stoner-Rock Songs der Marke I See Through You„, Stranger Tonight2 und Shockwave City“. Letzterer weiß mit einigen der spaßigsten Parts des gesamten Albums zu überzeugen. Dadurch hat er sich zu einem meiner Lieblingssongs der Scheibe gemausert. Dieser Track, wie auch der Rest des Albums, vermitteln durch die Kombination aller Produktions- und Songwriting-Elemente ein sehr theatralisches, „filmisches“ Gefühl. Das ruft Gedanken an Filmklassiker wie „Die Körperfresser kommen!“, aber auch „Mad Max“ wach.

Auf der anderen Seite stehen die ruhigeren und langatmigeren Songs wie No Return“, die vermehrt Doom-Elemente einbinden und deutlich „heavier“ daherkommen. Ein ganzes Album in diesem Stil wäre auf die Dauer sehr eintönig. Aber wie schon erwähnt, sorgt die Kombination all dieser verschiedenen Einflüsse und Stile für die Abwechslung, durch die „Wasteland“ schlussendlich so viel Spaß macht.

Trotz alledem gibt es eine Art Wermutstropfen: „Wasteland“ bedarf bei den meisten Hörern wahrscheinlich zunächst einiger Kompromisse. So ist es nicht nur der gezielt rückständige Sound, sondern auch die generelle „Weirdness“ des Gesangs und die beabsichtigte Wiederholung vieler Parts, die im ersten Moment abschrecken könnten. Gerade bezüglich der Vocals ist das auch gut nachvollziehbar. Schließlich können sie in einzelnen Akzenten doch arg vordergründig und fast aufdringlich wirken. Aber das alles ist Kritik auf einem sehr hohen Niveau.


Dies ist ein Gastautorenbeitrag von Niklas Krohn

Autorenbewertung

8
UNCLE ACID & THE DEADBEATS treffen mit „Wastelands“ ins Herz einer recht kleinen Zielgruppe. Die dürfte jedoch ihre helle Freude mit dem Release haben. Darüber hinaus empfehle ich aber auch jedem, der im Entferntesten etwas der Ästhetik der 70er Jahre und Bands wie KADAVAR oder MONOLORD anfangen kann, der Scheibe eine Chance zu geben und sich von den hypnotischen Klängen der neuinterpretierten Endzeit-Nomaden aus Cambridge mitreißen zu lassen.
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8 / 10 Punkten

Vorteile

+ Konzept und Songwriting sorgen für dichte Atmosphäre
+ Abwechslungsreiche Songauswahl
+ Starker „oldschool“-Sound

Nachteile

- Gesang wird auf Dauer leicht anstrengend

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