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Vom Dunkel ins Licht – Cellar Darling
CELLAR DARLING – This Is The Sound
Veröffentlichungsdatum: 30.06.2017
Dauer: 59:59
Label: Nuclear Blast
Nicht wenige Augenbrauen zuckten wohl nach oben, als 2016 gleich drei der langjährigsten Mitglieder ELUVEITIE verließen. Doch es sollte nicht lange still um Anna Murphy, Ivo Henzi und Merlin Sutter bleiben, da sich das eingespielte Trio unter dem Namen CELLAR DARLING umgehend an das Schreiben neuen Materials begab. So erschien bereits im Herbst 2016 die erste Single „Challenge“.
Nun wurde das Debütalbum „This Is The Sound“ veröffentlicht.
Bereits bei den ersten Tönen des Openers „Avalanche“ fällt der beeindruckende Sound auf, mit dem das Album versehen wurde, und der gleich mal einige Pluspunkte auf meiner Liste bekommt. Dennoch bin ich mit Blick auf die Tracklist und die Spielzeit etwas baff, denn 14 Songs mit einer Stunde Spielzeit sind für ein Debütalbum nicht unbedingt die Regel.
Die ersten drei Songs des Albums wurden allesamt bereits im Vorfeld veröffentlicht und konnten zumindest mich neugierig machen. Der vierte und quasi erste „unbekannte“ Track des Albums „Hullaballoo“ besticht dann mit sehr hohem Ohrwurmpotential, wobei das Gespür für eingängige Refrains und Melodien klar wird, welches über den Verlauf des Albums noch oft zu Glanzleistungen verhelfen wird.
Gerade als ich mich frage, ob hier wohl mit der Zeit etwas Eintönigkeit einsetzt, macht „Six Days“ die Zweifel zunichte, indem der Song zwischen Riffs, die so auch von GOJIRA stammen könnten, und klassischem Einschub wechselt, bevor ein bombastisches Ende allem die Krone aufsetzt. Wirklich stark!
Das nachfolgende „The Hermit“ klingt dann zum ersten Mal spürbar nach der Vorgängerband, wobei hier nicht abgekupfert wird, sondern eher deutlich wird, wo die Drei vormals ihre Spuren hinterlassen haben.
Doch es geht auch anders: So werden in dem kurzen Stück „Water“ auch ruhige Töne angeschlagen, bevor es wenig später in „Rebels“ wieder stärker nach vorne geht – und das, obwohl es hier Gesangsarrangements gibt, die so auch von einer LANA DEL REY Platte stammen könnten.
Den Kulminationspunkt an Spannung ergibt für mich dann das vorletzte Stück „Hedonia“, welches in schwizerdütsch, also Heimatsprache des Trios, vorgetragen wird. In mir reift die Frage heran, warum dieser Weg nicht noch weiter beschritten wurde, bezieht die Band doch viel Inspiration aus heimischer Folklore, Gedichten, Geschichten und Natur. Warum nicht diesen Schritt weiter gehen? Doch wer weiß, was die Zukunft bringt, vielleicht wird dieses Element ja noch ausgebaut, ich würde es mir wünschen.
Was an „This Is The Sound“ zumindest für mich am Beeindruckendsten ist, ist die Ausrichtung der Songs, die sich trotz dem beständigen Einsatz Murphys Drehleier alles andere als klischeehaft in Folk Metal Gefilde einordnen lassen. Hier schwingt kein gekünstelter Folk-, Pagan-, oder Mittelaltercharme mit, im Gegenteil lassen die Songs auch experimentelle Ausrichtungen zu und wissen trotz der überschaubaren Grundzutaten immer, wann man einen eingängigen Refrain, ein tragendes Riff, oder eine eindrucksvolle Steigerung einfließen lassen sollte.
Denn das, worauf sich CELLAR DARLING letztlich runterbrechen lassen, ist wohl Alternative Metal. Oder einfacher: Rock. Dieser ist zugegebener Maßen sehr oft sehr radiotauglich, wobei ich hier oftmals nicht mehr weiß, ob das als Kritik oder Kompliment zu sehen ist.
„Avalanche“ mit seinem Ein-Wort-Refrain stößt schon arg in popmusikalische Gefilde vor, der Unterschied ist hierbei jedoch, dass Texterin Murphy genau weiß, dass sie auch anders könnte, wenn sie denn wöllte, was für den Großteil an Popmusik so wohl nicht ganz zutrifft.
Dennoch treibt mich bei Musik mit derart hohem Hitfaktor immer die Sorge um die Halbwertszeit des Materials um. Werde ich diese Platte noch in einem halben Jahr gut finden? Das wird die Zeit wohl zeigen müssen.
Als Momentaufnahme gilt es jedoch festzuhalten, dass CELLAR DARLING mit ihrem Debütalbum sicherlich eins der meistbeachtetsten Alben des Jahres herausgebracht haben, welches die Grenzen von Rock, Folk und Alternative Metal zu überspannen vermag. Wen Bands des Härtegrades neuerer IN FLAMES begeistern, der sollte hier für sehr, sehr lange Zeit sein neues Lieblingsalbum gefunden haben.
Autorenbewertung
Vorteile
+ (poppig) eingängige Songs
+ exzellente Arbeit an allen Instrumenten
Nachteile
- Albumlänge, die erstmal verdaut werden muss
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