Von Black Metal bis Shoegaze | DEAF ROW FEST V

Sieben Bands, ein Abend, eine Bühne. So weit, so gut. Sowas haben wir alle schon mal gesehen. Was das Jenaer DEAF ROW FEST allerdings auszeichnet, ist musikalische Vielfalt. Am 17. September wird mit der fünften Auflage des Festivals der Bogen von Black Metal über Post Metal bis hin zu Noise-Pop geschlagen. Ich gebe offen zu, dass ich die meisten Namen dieses Abends nur vom Hörensagen kenne. Und genau deswegen freue ich mich so über das Event. Ich werde die Gelegenheit haben, gleich eine ganze Hand voll Bands anzusehen, zu denen ich mich bislang ungefähr so äußern kann: „Ja, schon mal von gehört, sollen gut sein.“ Einzig der Opener JAGUWAR ist mir besser bekannt, doch dazu später mehr. Das Festival hebt für mich heraus, dass es mit seinem Konzept nicht nur verschiedene und doch ähnliche musikalische Interessen bedient, sondern sich auch dem guten Zweck verschrieben hat. Denn das Deaf Row Fest unterstützt im Vorfeld der Veranstaltung aktiv Seehilfe e.V. mit Spendenaktionen, deren Gewinne zu 100% in das besagte Projekt fließen, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, geflüchtete Menschen auf Sizilien mit dringend benötigten Hilfsgütern zu versorgen.

Doch zum Kernstück – der Musik!

Niemand Geringeres als die in meinem Umfeld sehr gefeierten Franzosen von CELESTE haben sich als Headliner im Jenaer Kassablanca angekündigt. Mit ihrem Sound aus Sludge/Post-Hardcore erschaffen sie verstörende Klangwelten, die mir schon beim kurzen Reinhören die Luft zum Atmen nehmen. Dass sie damit bei mir sicherlich auch live Eindruck hinterlassen werden, steht außer Frage. Ob ich dem Ganzen zugeneigt sein kann, werde ich wohl erst vor Ort entscheiden können.

Etwas weniger aggressiv, wenn auch nicht minder vereinnahmend, geben sich BLACK HEART REBELLION aus Belgien, die sich irgendwo zwischen Doom und Post-Rock bewegen und in Trance führende Percussion sowie native Klänge in ihre Kompositionen einweben. Während dieser Performance könnte ich mich vermutlich von den beiden vorhergehenden Bands des Abends etwas erholen. Denn sowohl die zuvor aufspielenden ULTHA aus Köln als auch REGARDE LES HOMMES TOMBER aus Frankreich werden kontrastiv zu BLACK HEART REBELLION deutlich straightere und finsterere Saiten aufziehen. Diese beiden Bands zelebrieren ausführlichst den Black Metal, welchem ich mich vermutlich kaum verwehren werde können und mir deswegen meine Nackenmuskulatur perspektivisch frühzeitig lockern sollte.

Wem jetzt noch nicht, wie mir, das Höschen mit Aussicht auf diese verschiedenen, gesammelt an einem Abend spielenden Kapellen, feucht wird, sollte sich bewusst machen, dass es noch drei weitere Bands im Line-Up geben wird. Bands, die sich vor allem wabernden, träumerischen Sound-Sphären verschrieben haben. Mit WATERED und RADARE holen die Veranstalter zur Aufwärmung zwei instrumentale und deutlich postigere Vertreter des Metals auf die Bühne. Während WATERED mit einem Mix aus tiefen, schweren Riffs und schwebenden Gitarrenlicks eher komplexe Strukturen auffahren, verspricht die deutlich tragendere und langsamere Musik von RADARE eine gehörige Portion mehr Melancholie, die mich je nach Stimmung entweder erfolgreich auf sentimentale Ebenen tragen oder – was ich eher vermute – schlicht und ergreifend einschlafen lassen wird.

Doch zurück zu JAGUWAR. Die Dresdner werden den Abend im Kassablanca eröffnen. Mich haben sie bisher immer wieder sowohl mit ihrer Musik als auch der Show um den Finger wickeln können. Noise-Pop/Shoegaze nennt sich das, was sie einem da auf die Ohren geben. So mancher hat sie auch schon in die Kategorie Doom geschoben. Wie das alles zusammen passen soll, weiß ich nicht. Was ich aber versprechen kann, ist, dass das Konzept – für mich jedenfalls – bestens funktioniert. Effektbeladene Soundwände wälzen mich nieder, die melancholisch träumerischen Stimmen von Gitarrist und Bassistin erheben sich darüber. Das Bühnenlicht funkelt in allen Farben und es wirkt, als hätte just ein Einhorn einen Sack Glitzer über die Bühne verstreut. Da fehlen nur noch Seifenblasen.

Wie ihr seht, es gibt an besagtem Abend in Jena viel zu entdecken. Wem das noch nicht reichen sollte, könnte sich außerdem noch die zwei Tage vorher stattfindende Warm-Up Party mit MUTILATION RITES und WIEGEDOOD im Rosenkeller Jena geben.

 

Was?                          DEAF ROW FEST

Wann?                        17.09.2016

Wo?                            Kassablanca Jena

Preis:                         20€ VVK

Genre:                       Black Metal, Post Metal, Sludge, Noise-Pop/Shoegaze

Bands:                     CELESTE, BLACK HEART REBELLION, ULTHA, REGARDE LES HOMMES TOMBER, WATERED, RADARE, JAGUWAR


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