XANDRIA – Neue Sängerin, altes Publikum

04.11., Samstag Abend, Köln Ehrenfeld.
Frage Nummer eins: Wo ist eigentlich der Club, in den ich heute Abend wollte? Nach kurzem Suchen stellt sich heraus, dass sich der JUNGLE CLUB mehr oder weniger einen Eingang mit einem Getränkeladen zu teilen scheint. Nun gut, bei dem Publikum, das hier ein und aus geht, vielleicht nicht die schlechteste Idee. Heute Abend kommen sie wegen XANDRIA. Viele dürften sowohl wegen dem noch relativ neuen Album, als auch wegen der veränderten Bandbesetzung gekommen sein. Nach einer längeren Pause ist dies heute der zweite Auftritt der Band.

DAS VORPROGRAMM

MOLLLUST

Zuerst begibt sich die Supportband auf die Bühne. MOLLLUST, eine Band, die sich zwischen Gothic, Wave und Metal bewegt und nach eigener Aussage sehr kurzfristig als Support aufgesprungen ist. Das Quintett, u.a. mit Sängerin und Viola-Spielerin, beweist, dass es gut harmoniert und trotz neuer Bandmitglieder (wie passend…) gut durch ihr Set findet. Neben unterhaltsamen Geschichten zwischen den Songs präsentieren sie ein musikalisch abwechslungsreiches Programm und locken damit die bisher anwesenden Besucher zahlreich vor die Bühne. 

MOLLLUST

Dennoch nutzen sie die Bühne auch für Sozialkritik, singen unter anderem über geschredderte männliche Küken. Das Publikum lässt sich von solchen Themen nicht abschrecken und zollt der Gruppe Respekt. Nach 45 Minuten gibt es langen Applaus für die sympathische Band aus Leipzig.

 

 

 

ZEIT FÜR XANDRIA!

Ersatzsängerin Aeva Maurelle

Nach einer kleinen Pause und einem Umbau auf der Bühne geht es bereits ins Hauptprogramm. Ob die Tatsache, dass nur eine Vorband auftrat (und das wohl auch sehr spontan), ein Indiz für die momentane Situation der Band ist, sei mal dahingestellt. Nun kommen jedenfalls XANDRIA, um der nur etwa halbvollen Halle ein frisches und selbstbewusstes Set entgegenzublasen. Sängerin Aeva Maurelle, welche die von Dianne Van Giersbergen hinterlassene Lücke vorerst bis Ende des Jahres füllen soll, ist stimmlich voll in der Lage, die Songs mit zu tragen und sich klanglich in den Sound von XANDRIA einzuordnen. Für mich ist es ehrlich gesagt das erste Konzert, welches ich von dieser Band miterleben darf. Der direkte, teils brachiale Sound, durchmischt mit den melodischen Harmonien und dem Gesang der AEVERIUM-Sängerin, erzeugen eine derartige Soundwand, dass man sich wirklich ein Stück weit darin treiben lassen kann. Die heimische Anlage kommt da nicht ran.

OHNE DIE FANS GEHT NICHTS …

Das kraftgeladene Set wird immer wieder, in erträglichen Abständen, von Bassist Steven Wussow genutzt, um über die momentane Situation zu reden, also auch eine Verbindung zwischen Köln und der Band zu schlagen. So zeigt er sich sehr erfreut und beruhigt, nach einigen unsicheren Monaten dennoch wieder so herzlich von den Fans begrüßt zu werden. Der Band ist es keinesfalls egal, was ihre Hörer von den bandinternen Vorgängen halten und wie sie darauf reagieren. Der Kontakt und Austausch mit ihnen ist ihnen sichtlich wichtig und förderlich. Neben kurzen Reden kommen an diesem Abend ebenfalls die beliebten Frage-Antwort Spiele zum Einsatz. Hier muss das Publikum zeigen, dass es noch dabei ist. Trotz mäßig gefülltem Saal und einem erstaunlich hohen Altersdurchschnitt im Publikum (dieser dürfte sicherlich bei weit über 40 liegen), kommt da einiges zusammen.

EIN BEWEGTES PROGRAMM

XANDRIA

Erfreulicherweise konzentriert man sich dennoch darauf abzuliefern und ein breit gefächertes Set zu spielen. Hauer wie „We are Murderers (We all)“ bringen sogar die leider viel zu viel vertretenen Smartphone-Helden dazu, ihre Hände mal für die Pommesgabeln zu gebrauchen und sich ein wenig zu bewegen. Auf diese Weise entsteht wirklich so etwas wie Interaktion im Saal. Der Band ist der Anschluss an ihre Fanbase geglückt. Ob die momentane Besetzung am Gesang wirklich nur vorübergehend ist oder ob Aeva auch längerfristig in ihrer Lieblingsband singen darf, wird sich zeigen. In der Vorstellungsrunde gegen Ende des Sets wird sie jedenfalls frenetisch bejubelt und erhält viel Zuspruch für ihre heutige Leistung. Nach Ende des Konzertes schwirren Worte wie „beeindruckend“ und „einfach super“ durch den Raum.

MEIN FAZIT DES ABENDS …

Am Ende gehe ich mit einem guten Gefühl nach Hause. Die Band hat gezeigt, dass sie auch nach einer längeren Pause und vielen Unklarheiten auf die Bühne zurückkehren kann und von den Fans wirklich willkommen geheißen wird. XANDRIA haben eine genügend große und gefestigte Fanbase, um solche Schwierigkeiten überstehen zu können. Auch dafür, dass sie so schnell so eine hochwertige Ersatzsängerin auftreiben konnten, haben sie meinen Respekt. Ihre sympathische Art und die Nähe zum Publikum zeigen, dass ihnen ihre Fans nicht egal sind. Und solche Auftrittsorte wie den JUNGLE CLUB zu wählen, um in einer solchen Lage das Touren wieder aufzunehmen, dürfte nicht die schlechteste Entscheidung gewesen sein. Ich jedenfalls werde bestimmt wieder zu einem ihrer Konzerte kommen.

 

 

 

 

 

 

 

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