Zu viel gewollt, Flügel verbrannt – Manivia

MANIVIA – Dawn
Veröffentlichungsdatum: 13.12.2016
Dauer: 46 Min.
Label: /
Stil: Modern Metal

Folgende Aussage kann auf zweierlei Arten verstanden werden: MANIVIA ist eine jener Bands, die man nicht richtig einordnen kann. Die positive Auslegung würde besagen, dass die fünf Berliner so eigen und tief drin in ihrem Schaffen sind, dass eine Einordnung in die üblichen Genre-Schubladen kaum noch möglich ist. Oder aber sie fabrizieren ziemlich farb- und gesichtslose Musik, der es an den nötigen Konturen fehlt, um sie wirklich fassen zu können. Wir befinden uns leider in letztgenanntem Fall, wobei der mehr oder weniger aussagekräftige Oberbegriff „Modern Metal“ wohl am ehesten für das herhält, was MANIVIA auf ihrem ersten Album „Dawn“ präsentieren. Im Lauf der guten Dreiviertelstunde reihen sich etliche Elemente verschiedener Genres ein, die aber nie ein richtiges Ganzes formen.

Eine Sache hört man dagegen deutlich heraus: „Dawn“ ist das erste Album der Truppe, wobei sich die fünf Musiker auch hörbar ins Zeug gelegt haben. Das Intro des Openers „The Wrath Within“ lässt noch hoffen, und obwohl der Song an sich keine Bäume ausreißt, geht er gut nach vorne. Kleines Wehwehchen ist der Sound, der genau wie die Musik kein echtes Profil mitbringt und qualitativ zwar beileibe keinen Totalausfall darstellt, letzten Endes aber auch niemanden vom Hocker reißt. Vielen – an sich eingängigen – Passagen fehlt der nötige Nachdruck, um dauerhaft im Ohr zu bleiben, so etwa der Refrain von „The Day The Earth Stands Still“, insgesamt lässt „Dawn“ wirkliche Highlights aber komplett vermissen. Die Gesangsmelodien gehen öfter in einem wackeligen Chor-Effekt unter, während den meisten Parts der letzte Pfiff fehlt und die Übergänge oft wenig elegant ausfallen.

Gegen Ende wird „Dawn“ auch ein Stück softer, wozu das erwähnte „The Day The Earth Stands Still“, das anschließende „Worlds Collide“ und der Rausschmeißer „Free“ beitragen. Da der Gesang – wie schon erwähnt – noch eher unsicher ist, trübt dieser Kurswechsel den letzten Eindruck. „Ashes“ und „The Mourning“ reißen stellenweise in den Death Metal Göteborger Schule aus, was zwar besser funktioniert, im Gesamtkonzept aber Fragen aufwirft. Wo will die Band eigentlich hin? Hat sie ein festes Konzept im Hinterkopf? Das Album liefert keine Antworten. Allerdings ist auch keiner der vorhandenen Ansätze so gut umgesetzt, dass er diese Umtriebigkeit irgendwie rechtfertigen würde. Die ganze Angelegenheit wirkt eher ziellos und bricht dann und wann auch qualitativ ein. So bewegt sich das Solo von „Ashes“ etwa sehr hart an der Grenze zur Grütze. Abschließend würden MANIVIA gut daran tun, etwas tiefer zu fliegen und fokussierter vorzugehen, statt sich bei einem Unterfangen wie „Dawn“ die Flügel zu verbrennen.

MANIVIA auf Facebook.

Autorenbewertung

4
Da MANIVIA zwar viel versuchen, dabei aber nie wirklich glänzen, weiß ich nicht, wem ich dieses Album empfehlen könnte. Es gibt deutlich weniger engagierte und schlechtere Veröffentlichungen, allerdings kann es wegen des unscharfen Genres ja nicht einmal Genre-Fanatikern ans Herz gelegt werden.
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4 / 10 Punkten

Vorteile

+ einige Parts zünden ganz ordentlich
+ man hört das Engagement

Nachteile

- in sich selbst einfach nicht stimmig
- insgesamt eher anstrengend, ohne dies zu rechtfertigen
- kleine handwerkliche Schwächen

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