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Zwischen Metallica und dem Rest – Wicked Disciple
WICKED DISCIPLE – Traveler In Time
Veröffentlichungsdatum: 01.09.2016
Dauer: 70:00 Min.
Label: Eigenproduktion
Stellt euch vor, ihr sitzt bei einem Festival an der Ostsee und trinkt mit den Leuten von BLACK MESSIAH das ein oder andere Kaltgetränk. Da kommt man natürlich zwangsweise ins Gespräch. Und dann erzählt dir Ted Hetfield – seines Zeichens Gitarrist der angesprochenen Kapelle – von seiner Liebe zu METALLICA und davon, dass er ja selbst ein Nebenprojekt hätte. Und wie es der Zufall so will, kommt Anfang September der erste Langspieler – und der ist wirklich lang – raus. Unvorstellbar, aber wahr! Und da ich erstens kein Unmensch bin und zweitens METALLICA mag (das wird man ja wohl noch sagen dürfen) dachte ich mir so: „Das will ich mir anhören!“.
Und deshalb gibt es heute für euch: WICKED DISCIPLE mit ihrer ersten Veröffentlichung „Traveler In Time“.
Sirenen! Immer diese Sirenen!
Gleich zu Beginn erwartet uns das, was uns schon so oft bei Metal-Musik-Produktionen erwartet. Sirenen! Man möchte fast glauben, dass im „Metal-Einmaleins“ auf Seite eins geschrieben steht: „Beginn ein Album auf jeden Fall mit der Standard-Sirene!“. Aber sei es drum. Wir hören einen Frauenchor, welcher die Sirenen mit dem künftigen Refrain besingen und dann endlich das fette Brett auf das wir gewartet haben. Der Song klingt roh, kraftvoll und stürmt nach vorne, hält schnelle Riffs und massive Soli parat. Und dann dieser Refrain. Ein verdammter Ohrwurm! Auch Stunden später hat es mich nicht losgelassen. Und dabei kann ich gar nicht sagen warum. Gut gemacht.
Weiter geht es mit einem METALLICA ähnlichen Intro und interessanten Klängen. Hat schon fast etwas Orientalisches. Sehr fett marschiert auch „Amok“ durch die Boxen. Was auffällt: Irgendwie klingt der Song ganz anders. Also klar, es ist auch ein anderer Song, aber vom Stil her. Das soll sich durch das gesamte Album ziehen. So beginnt zum Beispiel der nächste Song mit spanischen Gitarrenklängen, um danach irgendwie nach CLAWFINGER und danach wieder nach etwas anderem zu klingen. Langsam bin ich verwirrt und weiß noch nicht genau, wo die Reise genau hingehen soll.
Wie gut, dass ein Blastbeat-Solo mit einer Mischung aus spanischem und orientalischem Flair da KEINE Klärung schafft.
Zum Entspannen gibt es jetzt erst einmal ein instrumentales Stück. Es beginnt akustisch und könnte von METALLICA selbst sein. Natürlich dürfen am Ende die verzerrten Gitarren nicht fehlen. Wunderschön anzuhören. Und das Beste: es ist nur eins von drei instrumentalen Stücken. Es klingt groß und voll. Wunderbar, um sich zurückzulehnen und zu genießen. Nach der ganzen Genre-Aufregung braucht man das aber auch.
Was hatten wir noch nicht?
Ach ja: eine Mischung aus Hardrock und Punk! Aber kein Problem. Auch das deckt „Traveler in Time“ ab! Kein Problem. Ich frage mich zwar, wie das passt, aber egal! Nächster Song: „Divorse“. Der klingt wieder wie eine Mischung aus MOTÖRHEAD und Klassik Rock. Und ruhig können sie auch! „Now I“ lädt zum Träumen und Nachdenken ein. Auffällig dabei ist, dass Ted hier die zarte Seite seiner Stimme zeigt. Schön! Aber das ist nur die Ruhe vor dem Sturm, denn in SLAYER-Manier geht es im nächsten Song weiter. Am Ende der Platte hören wir auch nochmal Nu–Metal Einflüsse.
Langsam neigt sich die Scheibe dem Ende. Am Ende noch der Song „Jamz Said“. Der Text dazu besteht aus METALLICA–Zitaten. Eine sehr witzige Idee und dem Komponisten eine Herzensangelegenheit.
Was bleibt?
Also zu allererst muss man sagen, dass wir von Trash-, Death-, Klassik-, Nu-, und Popmetal alles auf dem Album wiederfinden. Das ist aber gerechtfertigt und sogar gewollt. Denn auch wenn alles irgendwie anders klingt, hört man doch überall WICKED DISCIPLE heraus. Daran ist vor allem die einprägsame Art und Weise zu singen von Ted Hetfield schuld, sowie die vielen Details in den Liedern. Die Songs sind, bis auf Ausnahmen, spannend und sehr gut geschrieben. Vor allem fallen die fesselnden Soli auf!
Es muss doch auch etwas Schlechtes geben?
Ja! Gibt es! Leider!
Und zwar das Mastering. Da kommen wir zum Grundproblem: Eigenproduktion mit wenig Geld. Und das wenige Geld war wohl beim Mastering aufgebraucht. Soll heißen: manche Übergänge sind etwas holpernd, teilweise hat man das Gefühl, dass die Songs alle in unterschiedlichen Studios aufgenommen wurden. Aber keine Angst: ich bin da wohl sehr penibel und so schlimm ist es am Ende gar nicht. Und da es sich um die erste Platte handelt und schon im nächsten Jahr die nächste Veröffentlichung ins Haus steht, wollen wir mal ein Auge zudrücken.
Ich empfehle jedem der sich an METALLICA und Ähnlichem erfreuen kann: Hört bei WICKED DISCIPLE rein! Richtig guter Stoff! Überlegt und mit viel Herz!
Autorenbewertung
Vorteile
+ Details in den Songs
Nachteile
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