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Zwischen neu, alt, gut und schlecht – BE’LAKOR
BE’LAKOR – Vessels
Veröffentlichungsdatum: 24.6.2016
Dauer: 55:05
Label: Napalm Records
Die australischen BE’LAKOR lernte ich 2009 kennen, wobei mich ihre ersten beiden Alben („The Frail Tide“, 2007 und „Stone’s Reach“, 2009) quasi im Doppelpack erwischten. Und meine Fresse hauten mich diese Alben damals um! BE’LAKOR sind melodisch, ohne in Kitsch abzudriften, angenehm heavy und in einem Maße progressiv, das zu unterhalten, nicht jedoch anzustrengen vermag.
„Of Breath And Bone“ (2012) ging dann völlig an mir vobei. Zu Unrecht, wie sich mir während der neuerlichen Beschäftigung damit jetzt offenbarte.
Ganze vier Jahre nach dem letzten Output liegt uns nun „Vessels“ vor.
Bereits die ersten Töne des Openers „Luma“ lassen mich aufhorchen. Hab ich die richtige CD eingelegt? Denn die anfänglichen Sekunden könnten auch von ihren Landeskollegen KARNIVOOL stammen. Erst als die Stimme von Sänger George Kosmas einsetzt, befinden wir uns wieder auf Kurs. Leider verfliegt „Luma“ mit seinen exakt zwei Minuten Spielzeit recht schnell, ohne wirklich etwas mit mir zu machen. Zu kurz für nen vollwertigen Song, aber doch mit zu vielen Kriterien ausgestattet, als dass man es als bloßes Intro abtun könnte.
Song Nummer zwei „An Ember’s Arc“ lässt dann Erinnerungen an AGALLOCH wach werden, für mich erstmal nichts Schlechtes. Kurz vor der Hälfte des Songs hört man zum ersten Mal die Melodien, die man von BE’LAKOR gewohnt ist. Zweistimmige Gitarrenlinien erreichen das Ohr, bauen sich auf und erschaffen Atmosphäre, bevor Elliott Sansom – der neue Mann hinter den Drums – losblastet und die Australier den ersten Geschwindigkeits- und Brutalitätshöhepunkt der Platte erreichen. Über die gesamte Spiellänge hinweg merkt man deutlich, dass der Posten hinter der Schießbude Änderungen unterworfen wurde.
Ob das schlecht oder nur ungewohnt und anders ist, kann ich auch nach mehreren Hördurchläufen nicht mit Bestimmtheit sagen.
Dieser Satz lässt sich auf das gesamte Album anwenden.
Nur wenige Songs der Platte, darunter „Roots To Sever“, „A Thread Dissolves“ und „The Smoke Of Many Fires“ klingen für mich nach „alten“ BE’LAKOR. Soll heißen: sie liefern genau das, was meine Ohren von den Australiern erwartet haben. Allerdings in einem Maße, dass es schon fast vorhersehbar ist. Nach wie vor sind OPETH-Einflüsse deutlich spürbar, auch die generelle Faszination an schwedischem Melodic Death Metal ist bei den Australiern offensichtlich nicht gewichen.
So richtig weiß ich nicht, was ich fühlen soll. Einerseits bekomme ich hier nicht in vollem Umfang das, was ich bestellt hab. Wie bei einem Essen, auf dessen Geschmack man sich freut und welches dann mit irgendeiner Geheimzutat versehen wurde, die dafür sorgt, dass sich die erwartete Zufriedenheit nicht einstellt. Andererseits gibt es auch Zutaten, die etwas Bekanntes noch besser machen können, sobald man sich an sie gewöhnt hat. Vielleicht sind BE’LAKOR an einem Punkt angekommen, an dem sie gegen die Vorhersehbarkeit angehen und daher neue Pfade betreten wollen. Vielleicht muss ich mich an die neuen Einflüsse und Klänge erstmal gewöhnen.
Wichtig finde ich jedoch, dass sich die wohl am schwedischsten klingende Band der südlichen Hemisphäre hier aus ihrer Komfortzone herausbewegt. Ganz im Gegensatz zu z.B. AMON AMARTH wird hier nicht das althergebrachte Rezept – von dem man weiß, dass es bereits funktioniert hat – wieder durchexerziert. „If it ain’t broke, don’t fix it“ sagt man, und doch schrauben BE’LAKOR auf „Vessels“ an ihrem Sound herum. Für mich mit dem Ergebnis, dass dieser lediglich verschlimmbessert wird und nach den ersten Durchläufen nicht so hart zupackt, wie seine Vorgänger.
BE’LAKOR klingen anno 2016 anders…
In einem gewissen Maße zwar noch nach sich, allerdings erreichen sie das Niveau, welches sie mit ihren bisherigen Werken aufbauen und halten konnten, hier nicht.
Wer „Vessels“ als Erstkontakt mit der Band hört, kann sicherlich viel Spaß damit haben und gerne einige Punkte dazurechnen. Mit dem Wissen um das bisherige Œuvre der Australier ist mir ein unbefangener Genuss jedoch kaum möglich.
BE’LAKOR sind tot, lang leben BE’LAKOR.
… Oder?
Autorenbewertung
Vorteile
+ einige Songs punkten dank gewohnter Stärken
+ BE'LAKOR versuchen ihr Soundspektrum zu erweitern und sich weiterzuentwickeln
Nachteile
- zündet nicht in gleichem Maße wie die Vorgänger
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