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Zwischen Schönheit und urbaner Misere
FORLET SIRES – Journey Towards Ruin
Veröffentlichungsdatum: 07.10.2016
Dauer: 38 Min.
Label: Cruel Bones
Stil: Black/Post Metal
Wenn pro Monat schätzungsweise 150 bis 200 neue Alben im Rock/Metal-Bereich erscheinen,
dann ist es kein Wunder, dass so manche tolle Band untergeht. Dabei ist die Schweiz ein Hort voller erstklassiger Bands, die auch international Menschen aus aller Welt begeistern und beeinflussen können. Mittendrin haben FORLET SIRES es geschafft ein kleines aber feines Demo zu veröffentlichen, welches den Underground erschüttern lässt. Zwar ist das erste Lebenszeichen der Züricher Jungspunde noch dem Genre Death Doom zuzuordnen, aber mittlerweile hat sich die Band stilistisch gehäutet wie eine Schlange.
Vollmundig beginnt das Album ohne unnötige Gruselintros oder Ambientspielereien wie man es von vielen Interpreten dieser Sparte kennt. Auffällig ist hier das betont groovige bis rockige Drumming, durch welches ein treibender Beat geschaffen wird. Gekonnt entsteht ein Wechsel zwischen klassischer 90er-Jahre-Raserei und Mid-Tempo lastigen Passagen, auch vor beinahe stillstehenden Momenten wird nicht haltgemacht. Besonders gefällt mir, dass das Hauptaugenmerk auf die atmosphärischen Gitarren gelegt wurde. Einerseits haben sie einen modernen Klang, andererseits wird aber durch die einfallsreichen, leicht schrägen Riffs immer eine massive und zugleich melancholische Kulisse erzeugt („Suffocating On Time“).
Lediglich der weibliche Gastbeitrag ist in diesem Fall „not my cup of tea“, wie der Engländer sagen würde. Im Anschlusstitel „…And by Dawn There…“ kommt der vom 2014 erschienenen Demo bekannte Doom Metal-Einfluss zum Zuge. Wie hier zwischen Zerbrechlichkeit und Härte gewechselt wird, beweisen FORLET SIRES wunderbar. Sozusagen die vertonte Misere. “ The Peak Of Ease “ fängt als 4. Track meinen Eindruck vom Cover perfekt ein.
Eine kalte, leblose, graue Stadt, in der kein Trost zu finden ist.
Mittlerweile höre ich auch Post Metal-Referenzen à la DOWNFALL OF GAIA in diesem Song heraus. Gerade die ruhige Gitarrenmelodie veredelt das Konstrukt und erinnert an manch bekannte Band aus diesem Sektor. Klassischer Black Metal geht definitiv anders, allerdings stört es mich nicht, wenn der Stempel des „Post Black Metal“ aufgedrückt wird, obwohl ich sonst eher Probleme mit dieser Bezeichnung habe. Aber zurück zum eigentlichen Thema: Ist der vorletzte Titel noch anfänglich ruhig und brilliert mit verspieltem Charakter, steigert er sich mit Post Rock typischen Effekten und bricht erst in den letzten 2 Minuten aus. Unvorhersehbar wird hier im zeitgemäßen Gewand und dissonanten Tönen etwas Eigenes entwickelt. Interessant wird es zum Schluss bei „Worlds Collide“, denn es dominiert ein tänzelnder bis schwingender Rhythmus, der sich mit fast schon poppigen Tönen vereint. Glücklicherweise kriegen die Jungs aus Winterthur hier die Kurve, bevor es zu eingängig wird (danke für den Blastbeat!).
Jetzt fragt sich eventuell der eine: Wo ist der Haken an der Sache. Bis jetzt liest man nur Lobgesänge, aber leider gibt es Punktabzüge bezüglich des Gesanges und der gebotenen Basslinien. Während der Tieftöner Dienst nach Vorschrift leistet, fügt er sich dennoch gut in das Gesamtwerk ein. „Bass ist halt nicht alles, aber ohne Bass ist alles nichts.“, sagte bereits irgendeine Seele auf unserem Planeten und ich muss ihm/ihr beipflichten. Die Vocals gestalten sich bis auf den Abschlusstitel relativ eintönig. Permanentes Geschrei will halt gut eingesetzt sein und so ist die Stimme manchmal eine Geduldsprobe.
Autorenbewertung
Vorteile
+ einfallsreiches Schlagzeugspiel
+ rauer und dennoch differenzierter Klang
+ dystopisches Cover
Nachteile
- Doom-Einflüsse vom Demo sind merklich minimiert worden
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