Leipzig in Flammen – IN FLAMES Live!

Ich möchte mich vorab dafür entschuldigen, dass es nur Handyfotos gibt. Scheinbar saß eine fette Taube auf dem Kommunikationskabel zwischen uns und den Veranstaltern, weshalb wir zwar reinkamen, es für uns aber leider trotz vorherigen Absprachen keinen Fotopass gab. Dadurch waren wir gezwungen, unser Equipment an der Gaderobe zu verwahren und konnten nur auf unsere mobilen Fernsprechendgeräte zurückgreifen. Letzten Endes geht es mir zwar sowieso eher um das geschriebene Wort, aber ich denke für Taschenfotos gehen diese schon klar. An dieser Stelle auch schonmal DANKE an Jule, welche krankheitsbedingt kurzfristig für Nina eingesprungen ist. Nun aber genug Vorwort.

Ich muss zugeben, ich bin schon etwas freudig nervös, denn IN FLAMES war eine der ersten Metalbands, die ich überhaupt für mich entdeckt hab. Seit dieser Zeit begleitet mich die Band permanent und ich schätze all ihre Schaffensphasen sehr. Bisher hat es einfach nur leider noch nie geklappt, die Schweden mal live zu erleben und heute, am 16.8.2019 ist es endlich soweit. Ich hatte mir zwar sicherheitshalber eine Karte geshoppt, aber SILENCE sei Dank hat diese nun meine Frau im Besitz. Also auf in’s WERK 2, Leipzig

WALKWAYS

Bereits in der Schlange draußen bestätigt sich die Vermutung: das Werk wird aus allen Nähten platzen! Das Konzert ist seit Monaten ausverkauft. Ich hab mich die ganze Zeit über schon gefragt, ob nicht eine größere Location die bessere Wahl gewesen wäre, aber schauen wir mal. Vorband des Abends ist WALKWAYS. Bis hierhin mir noch völlig unbekannt, aber die Band aus Israel war offensichtlich keine schlechte Wahl, denn gefeiert wird sie vom Publikum ordentlich. Mit dem Intro um punkt 21:00 Uhr ertönt ein hübscher Schrei des Frontmanns und die Show beginnt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Halle schon arg gefüllt, aber man kann sich noch zur Bar und zurück bewegen. (Zum Glück, denn später wird das nicht mehr möglich sein…) Auf jeden Fall kann ich sagen, dass mich die Band zwar gut unterhält und auch musikalisch zu überzeugen weiß, aber so richtig will der Funke bei mir nicht überspringen. Wahrscheinlich liegt das auch einfach an dem Hype, den ich wegen der Hauptband in mir habe. Dass WALKWAYS die Leute aber mitziehen können, merkt man bei dem Song „Despair“, bei diesem wird die Textzeile „For Heavens Sake“ (nach kurzer, charmanter Unterweisung) lauthals mitgesungen. Ich bilde da auch keine Ausnahme, warum auch, Spaß macht’s allemal. Nach dem obligatorischen Bühnenselfie mit Publikum verabschiedet sich die zufrieden blickende Band in den verdienten Feierabend. 

WALKWAYS heizen die Menge an

IN FLAMES

Eigentlich hatte ich vor, jetzt nochmal vor die Tür zu gehen. Gemessen an der erheblich zugenommenen Menschenmenge hab ich mir das aber nochmal anders überlegt. Gerade so noch einmal zur Bar und dann hat sich’s mit der Fortbewegung für heute erledigt. Mittlerweile haben wir es kurz nach 10 und IN FLAMES betreten die Bühne. Meine Freude kann sich eigentlich von Beginn an kaum steigern (dachte ich zu dem Zeitpunkt). Bereits an dritter Stelle in der Setlist ertönt einer meiner absoluten Lieblinge „Where The Dead Ships Dwell“, und da ich generell recht nah am Wasser gebaut bin, schießen mir die ersten Freudentränen in die Augen. Bei Konzerten bin ich vermutlich immer der emotionalste Mensch im Raum, schon erstaunlich, was Musik so in einem auslösen kann. Und was kurze Zeit später folgt, kann ich ruhigen Gewissens als meinen heftigsten Gefühlsausbruch ever bezeichnen. „Here Until Forever“ ist der für mich bedeutendste Song der Schweden. Dieser war nämlich grad aktuell, als mein Sohn geboren wurde. Wer sich dann den Text mal anhört, besonders den Refrain, kann das vielleicht verstehen. Ich hab sicherlich noch nie so laut einen Song mitgesungen, und gleichzeitig Wasserfälle im Gesicht gehabt. So, jetzt können wir nach Hause, ich hab alles gehört! 

IN FLAMES nach Backdropwechsel

Mittlerweile wurde aus dem Cover, welches das aktuelle Album „I, The Mask“ ziert, der Backdrop zum Bandlogo gewechselt. Ist mir nicht aufgefallen, aber es gab bisher einige dunkle Momente in den Pausen. Sieht definitv stimmig aus. Die Setlist ist verdammt abwechslungsreich. Man spielt sich praktisch durch fast alle Epochen der Bandgeschichte. Von „Colony“ über „The Chosen Pessimist“ (welches zwar ruhig, aber extrem atmosphärisch ist) bis „I Am Above“ ist für jeden etwas dabei. Wie gesagt, ich mag eigentlich alles. Was ich in meinem Review zum aktuellen Album vermutet habe, bestätigt sich nun übrigens: „This Is Our House“ ist für die Bühne geschrieben! Auch wenn eine Menge Leute über den Song geschimpft haben, hier wird er so gefeiert und mitgesungen, wie ich mir das eigentlich dachte. Ich will ja nicht sagen „Ich hab’s euch ja gesagt…“, aber: „Ich hab’s euch ja gesagt!“ 

Das Bild spricht für sich

RESÜMEE

Was soll ich sagen, ich kann das Konzert nur als das bisher Emotionsgeladendste beschreiben, das ich bisher erleben durfte. Auch wenn dafür quasi nur der eine Song gereicht hat, aber diesen Moment werd ich wohl nie aus dem Kopf bekommen. Ich könnte es ebenfalls als das Vollste betiteln. So heringshaft hab ich noch nie gestanden. Die Arme zum Klatschen nach oben zu strecken gleichte einer sportlichen Herausforderung. Dafür war es praktisch unmöglich umzufallen. Schweißbäche unter der Klamotten inklusive. Crowdsurfer gab es 4, wenn ich richtig gezählt hab. Wahrscheinlich zu eng, um hochzuklettern. Interessant war noch eine Bemerkung seitens Anders. Dieser stellte in einer Pause fest, was ich schon mehrfach bei Konzis so in mich reingedacht hab: „Ihr seid immer so leise zwischen den Songs!“. Das ist manchmal wirklich eigenartig. Nach den Songs, mittendrin, oder schon bei den ersten Tönen flippen die Fans komplett aus, aber ist der Applaus verklungen, kann man manchmal Igel husten hören. Woran das liegt weiß ich aber auch nicht. Dennoch ein persönlich-perfekter Konzertabend. 

IN FLAMES

WALKWAYS

Werk 2 Leipzig


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