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Scream Bloody Master! – Death Metal (US)
Wie auch bei den vorherigen Beiträgen von Sarah und Hannes, lege ich hier keinen Wert auf Vollständigkeit, da dies fast unmöglich ist. Death Metal ist so bissl meins, von daher gibts hier die Favs zum Thema „Ursprünge des US-Death Metal“, und zwar aus meiner ganz persönlichen Sicht.
Die Anfänge (1983-1990)
Nun, da streiten sich die bösen Geister tatsächlich. Kontinentübergreifend, aber voneinander absolut unabhängig, entwickelte sich in den 80ern der Trend zu immer extremerer und schwerer nachvollziehbarer Musik. In den USA setzten sich 2 grundverschiedene Menschen in ebenso verschiedenen Zeitzonen an ein und denselben Master-(Death)-plan. Zum einen ein gewisser Paul Speckmann aus Chicago, und zum anderen ein Herr namens Charles Michael Schuldiner aus Tampa, Florida. Über viele Jahre gab es tatsächlich Mißgunst, Hass und viele böse Worte zwischen den beiden, da jeder für sich das Prädikat „Erfinder des Death Metal“ beanspruchte. Dabei waren die Herangehensweisen der beiden grundverschieden, und die Musik sowieso.
Die Alben
Während Speckmann mit MASTER und der Split „Master/Abomination“ tatsächlich erst 1990 aus der Versenkung auftauchte, konnte Chuck mit „Scream Bloody Gore“ schon 1987 punkten und entfesselte damit einen Tsunami, der bis heute seine Wellen schlägt. Von da an ging es Schlag auf Schlag. „Leprosy“ von 1988 und „Spiritual Healing“ von 1990 sind nicht nur wegweisende, sondern schon legendäre DEATH-Alben. Mit „On the Seventh Day God Created – Master“ legte Speckmann 1991 nochmal nach. Aber da wars schon zu spät. Chucks Alben sind durchdachter und vor allem virtuoser, als die des eher grobschlächtig agierenden Speckmann. Und es kommt noch viel schlimmer: ganz andere Unholde wittern mittlerweile Morgenluft!
Die (wichtigsten) US-Bands
OBITUARY
MORBID ANGEL
George Emanuel III., hä? Besser bekannt als Trey Azagthoth und Mastermind von MORBID ANGEL, war (ist) er nicht nur einer der begnadetsten Gitarristen im Metal, sondern auch ziemlich gestraft mit seinen Mitstreitern. Seine bekannteste Hass-Figur ist wohl Dave Vincent, ehemals Bassist und Sänger der Tampa-Bay-Deather, welcher kein Fettnäpfchen ausließ. Trotzdem sind Alben wie „Altars Of Madness“ (1989) und „Blessed Are The Sick“ (1991) wegweisend und absolute Bestseller. Zitat meines Kollegen Frank Albrecht vom Rock Hard damals: „…die verkaufen sich wie geschnitten Brot!“. Insgesamt gingen wohl bisher über 300.000 (!) Einheiten über den Ladentisch von Earache Records. Dave Vincent macht derweil in Country-Rock irgendwo im Süden. Da kann man gut Neger hassen, ne Knarre – ähm, ich meine nen Stetson – tragen und auch sonst recht frei von der beanspruchten Leber weg singen.
INCUBUS
Brachten für mich 1990 eines der unterschätztesten Death-Metal-Alben überhaupt raus. „Beyond The Unknown“ besticht durch simples, aber dennoch effektives Riffing und einem herrlich unterschwelligen Groove.
Weil sich irgendne Weichspül-Combo aber auch unbedingt INCUBUS nennen musste, räumten die Howard-Brüder, im wahrsten Sinne des Wortes, klaglos das Feld und wollten fortan nur noch OPPROBRIUM genannt werden. War für mich dann auch musikalisch uninteressant. Echt schade drum!
CANNIBAL CORPSE
Die etwas älteren Kollegen/-innen unter euch kennen sicher noch die Story um die deutsche Lehrerin Christa Jenal, die mit ihrem Feldzug gegen die Buffalo-Schlachter (und einige andere mehr) eher traurige Berühmtheit erlangte.
Frau Jenal (Die Grünen) war damals der Meinung, dass diese „Kunst“ unbedingt verboten gehöre und setzte eine massive Klage- und Indizierungswelle in Gang, die (wat ne Überraschung) die Plattenverkäufe nur noch mehr ankurbelte. Albumtitel wie „Eaten Back To Life“, „Butchered At Birth“, „Tomb Of The Mutilated“ oder „Hammer Smashed Face“ plus der dazugehörigen Album-Cover waren ein, ähäm, gefundenes Fressen für die selbsternannte Moralapostelin, die den FANTASTISCHEN VIER u.a. Gewaltverherrlichung gegenüber Frauen und NAPALM DEATH faschistoide Tendenzen nachsagte. Für Groove-Monster, Bassist und Gründungsmitglied Alex Webster und seine Kannibalen um Paul Mazurkiewicz (dr) und Chris Barnes (jetzt SIX FEET UNDER) keine einfache Zeit, da auch in ihrer Heimat der Index-Hammer über ihnen kreiste. Da allerdings von Seiten der konservativen Front. „Hammer Smashed Face“ ist für mich jedenfalls eine der geilsten CANNIBAL CORPSE-Veröffentlichungen ever! Schönen Tach noch, Frau Jenal.
DEICIDE
Glen Benton und der Hoffmann-Fluch. Ja, ich mag den gestörten Ami! „Deicide“ (1990) hat einen dermaßen brutalen und hasserfüllten Drive, dass mir bei Songs wie „Carnage In The Temple Of The Damned“, „Suicide Sacrifice“ oder „Deicide“ die Hörnchen nach außen klappen. Die Nachfolger „Legion“ und „Once Upon The Cross“ waren dann schon nicht mehr so meins, weil Benton seinen eh schon gedoppelten und gepitchten Gesang dermaßen nach unten regulieren lässt, dass er von jeder beliebigen DM-Combo hätte sein können. War von da an für mich Geschichte. Seine Hass-Liebe zu den Hoffmann-Brüdern wärte noch bis 2004, obwohl die Chemie schon länger nicht mehr stimmte. Während Benton sich sein Stirn-Branding setzen ließ, müssen die beiden wohl, zugekifft bis zum Anschlag, ihn kichenderweise als Idiot und Pussy bezeichnet haben.
DEATH
Ganz klar, DIE genreprägendste Band!
Ja, Chuck galt als schwierig, was auch immer das heißen mag. Du hast eine Vision, du hast die Ideen, du hast das Talent, dir fehlts nur an Menschen, die deinen Plan verstehen und mit dir umsetzen können? Kenne ich! Chuck zog sein Ding durch und schuf Alben mit einer Nachhaltigkeit, die bis heute zwar oft kopiert, aber definitiv unerreicht sind. Gesanglich ist bei mir zwar ab der „Individual Thought Patterns“ (1993) das Ende der Sympathie erreicht, aber musikalisch hält Charles Michael Schuldiner noch immer die Flagge des Death Metal höher als alle anderen!
MASTER
Paul Speckmann siedelte irgendwann unbemerkt nach Tschechien über, um aufgrund der moderateren Lebenskosten sich dort der Musik und anderen Dingen zu widmen. Eigentlich könnte hier Schluss sein, isses aber nicht! Ich sah Speckmann und seine neuen MASTER vor ein paar Jahren auf der Summer Breeze-Camel Stage; und war begeistert! Speckmann ist nicht nur ein begnadeter Bassist, sondern auch ein Entertainer vor dem Herren. Und er hat Eier! Anlässlich zu Chuck Schuldiners Tod 2001 meinte Paul damals in einem Interview: „Es ging ein großartiger Künstler von uns. Und ich meine das so. Ich bin Musiker, er war ein Künstler!“
Und wer produziert sone Scheiße?
Damals gab es nur einen Namen dafür: Scott Burns und die Morrisound Studios in Tampa, Florida. Jede Band, die damals was auf sich hielt, buchte Scott. In Stoßzeiten lümmelten bis zu 6 Bands gleichzeitig dort rum. Und was macht man da aus Langeweile, außer saufen, kiffen und die Alte vom Drummer knallen? Jawoll, jammen! Offiziell mochte man sich nicht, klar, aber so entstanden auch recht konstruktive musikalische Allianzen; und ein recht derbes Musiker-Hopping war die Folge. Die wohl zu Recht gefragteste Gitarren-Hure zu der Zeit war zweifelsohne James Murphy, der sich mit seinen Soli auf unzähligen Alben verewigte. Aber auch Scotts Sound hatte sein Burn(s)-Out, was nicht zuletzt daran lag, dass alles irgendwie und irgendwann gleich klang. Das nahmen auch MAYHEM und Euronymous zum Anlass, den Slogan “no fun, no core, no mosh, no trends” zu kreieren und mit einem durchgestrichenem Burns-Foto ihre DSP-Veröffentlichungen zu „schmücken“. Scott Burns hat sich seit vielen Jahren aus der Szene verabschiedet und arbeitet seitdem als Programmierer. Und: er sieht bissl aus wie Stephen King!
Anm.: Es gibt mindestens X-Millionen Menschen da draußen, die garantiert anderer Meinung sind, was den Einfluß und die Bedeutung oben beschriebener Bands betrifft. Und natürlich gibt es nochmal genau so viele Bands, die ich hätte nennen können. Aber hey, dann hättet ihr ja nix mehr zu tun! Es wird natürlich auch eine Betrachtung der internationalen, ganz besonders der europäischen, Szene geben. Und zwar mit euch zusammen! Wie funktioniert das? Du schickst uns deinen Text (nicht mehr als 200 Wörter) zu EINER europäischen Band aus den Gründungsjahren via Gastautoren-Bewerbung bis zum 01.09.2017 und wir veröffentlichen die 5 besten Beiträge hier in einer weiteren Kolumne. Viel Spaß!
All pics are property of the bands and artists! All rights reserved! The Coverpic was made exclusively by the one and only Yeti for SILENCE-Magazin
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