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Island – mehr als nur Schnee und Pop

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Island. Eine Insel, die mehr bekannt für ihre Pullover und zig Künstler aus der Indie-Szene ist. Schaut mal bei euren Eltern ins CD-Regal. Ich wette, ihr findet etwas von BJÖRK. Aber wenn es um Metal jeglicher Gattung geht, dann wissen die meisten gar nicht, was für eine Menge an Bands auf diesem Fleckchen Erde existiert.

Die Flammen schlagen höher und höher

Dreht man das Rad der Zeit auf das Jahr 1984 zurück, so stößt man auf FLAMES OF HELL. Die erste relevante Metal-Band (DRÝSILL sogar 1983) aus dem Land der Geysire bestand aus einem Trio, wovon 2 Mitglieder Brüder sind. Geschlagene 18 Jahre dauerte es aber, bis überhaupt brauchbare Informationen über diese mysteriöse Band in einem Interview mit dem ehemaligen Schlagzeuger von SÓLSTAFIR auftauchten. Guðmundur Óli Pálmason, ein Cousin der Gebrüder NICOLAISSON, sprach 2002 über die einzige Platte („Fire And Steel“) und den Werdegang dieser Band.

Island als ein Land, in dem junge Menschen gerne gefördert werden. Doch FLAMES OF HELL wurden nur so lange geduldet, bis die Aufnahmen an dem Album abgeschlossen waren. Als nämlich die Inhaber den „Krach“ mitbekamen, den die Band aufnahm, wurde der Prozess nur unter der Bedingung erlaubt, dass die Band danach nie wieder in diesem Studio aufnimmt.

Die Musik von FLAMES OF HELL lässt sich als krude Mischung aus TORMENTOR, POISON (Ger) und schrägem Gesang (Pumuckl lässt grüßen) beschreiben. Ziemlich rockig und mit Thrash Metal versehenem Sound gilt dieser Tonträger als Meilenstein der isländischen (Black)-Metal-Szene. Bis heute halten sich die Gerüchte, dass die Band noch aktiv ist und an einem zweiten Album arbeitet. Die Brüder selber werden als kauzige Satanisten beschrieben, über die keiner so richtig weiß, wie sie ticken.

BOOTLEGS verkündeten 1986 dann ihren Einstand mit typischem 80er-Thrash, der trotz leichter Punkattitüde stark an die amerikanischen Bands erinnert.

Ist in Island alles schwarz und düster?

Ein Blick auf die Metal Archives verrät, dass circa 46 von 117 Bands die in Island existieren, oder je existiert haben, Black Metal als Stil wählten. 1990 schlugen die nächsten Bomben in Form von CHRISTBLOOD und CLOCKWORK DIABOLUS ein. Von denen aber jeweils nur ein Demo existiert. 1995 gründete sich dann einer der größten Exportschlager Islands.

Bunte Hunde: SÓLSTAFIR

SÓLSTAFIR klangen in ihren ersten Lebensjahren noch stark nach einer punkigen Black-Metal-Band. Sie entwickelten erst mit den Alben „Masterpiece Of Bitterness“ und „Khöld“ eine völlig eigenständige Richtung. Und auf dem Debütalbum befinden sich bereits kleine Hinweise auf die zukünftigen Platten. Heute spielt die Band (verdient) auf großen Festivals und in ausverkauften Hallen.

1995 gab es zwar zahlreiche Jungspunde die dem Metal frönten, aber der Bekanntheitsgrad war mehr als gering. 2012 jedoch legten SVARTIDAUðI mit „Flesh Cathedral“ den endgültigen Durchbruch isländischer Metal-Bands fest. Ihr Manifest aus Dissonanz und gewalttätigen Ausbrüchen auf dieser Scheibe ist authentisch und voller Wut. Nun stand auch anderen Bands endlich die verdiente Aufmerksamkeit zu. WORMLUST, ZHRINE, MISþYRMING, SINMARA, ALMYRKVI, AUðN. Die Liste ist noch voller Highlights, die es zu entdecken gibt.

Völlig irre und kaputt: WORMLUST

HIER sprachlos werden

Und sonst so?

Abseits der immensen Welle an Black-Metal-Bands existieren natürlich noch genügend andere Bands. ANGIST und BENEATH bieten soliden Death Metal, KONTINUUM frönen dem progressiven Post Metal. Und CXVIII sowie BLACK DESERT SUN geben sich dem Doom Metal in allerlei Facetten hin. DYNFARI zocken mittlerweile Post Rock mit Black Metal-Anleihen. Core und modernen Metal findet man allerdings kaum.

Warum so viele Künstler auf Island sich für den (Black) Metal entscheiden, ist unbekannt. Sicherlich könnte es an der Mentalität und geförderten Kreativität liegen. Auch in den Wintermonaten. Aber das sind eigentlich nur Vermutungen, wenn man ehrlich ist. Trotzdem ist es erstaunlich, wie viele Interpreten sich gefunden haben. Und das obwohl Island nur 340110 Einwohner hat.

Weitere namhafte Künstler:SKALMÖLD, HAM, THE VINTAGE CARAVAN

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Solstafir und Wormlust

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2 Kommentare

  1. 6. August 2017 bei 9:44 — Antworten

    Interessanter Artikel, von einigen der genannten Bands hab ich tatsächlich bisher noch nichts gehört. Dass seit 2011 eine teils bärtige Bande von Folkmetallern ihr Folk-melodisch-death-metallisches Handwerk mit Thrash-Einflüssen sehr erfolgreich ausübt, scheint dem Autor wohl entgangen zu sein? Darüber bin ich doch ziemlich enttäuscht! Die Skalden von Skálmöld bieten erstklassigen, abwechlungsreichen Sound mit drei Gitarren, Bass, Schlagzeug, meist angenehm hintergründig akzentuierten Keyboards und, Überraschung: einer Oboe! Das gab es m.E. bis dahin noch nie, es klingt sehr interessant und passt wunderbar zu den oft fiktiven und / oder mythischen Themen der Songs, die (bis auf zwei Coversongs) in isländischer Sprache abwechslungsreich gegrowlt, gebeltet, gescreamt und im Chor gesungen werden. Zu guter Letzt: es gibt nicht viele Metalbands, die mit einem nationalen Sinfonieorchester aufgetreten sind, und dies auf DVD veröffentlich haben. Skálmöld gehören dazu! Das sollte einem unbedarften Metalhead sowohl etwas über die musikalische Qualität der sorgfältig durchkomponierten Stücke sagen, als auch über die überaus versierte Live-Darbietung derselben. Da kommen auch Fans des symphonischen auf ihre Kosten, weil das Orchester nicht nur unterstützenden, sondern auch in weiten Teilen tragenden Charakter zeigt. Hört einfach mal rein, der größte Teil des Repertoirs von Skálmöld ist auf youtube vorhanden, und (Gefallen vorausgesetzt) kauft Euch die eine oder andere Scheibe!

    Viel Spaß, Euer Ove Eriksson

    • Hel
      30. August 2017 bei 9:43 — Antworten

      Derselbe Gedanke kam mir beim Lesen auch.
      Zusätzlich kann man erwähnen, dass die Texte alle in einer alten isländischen Reimform verfasst werden, um die Mythen stilsicher zu verbreiten.
      Dazu hat Skálmöld mir „Hefnd“ ein Lied zusammen mit dem Sänger Sólstafirs aufgenommen und auch die einzigartige Stimme der Sängerin von Angist findet sich in „Hel“ wieder – und das auf den ersten beiden Alben. Das kommt davon, wenn man auf einer Insel musikalisch tätig wird, auf der jeder jeden kennt.

      Und wer auch immer über Alestorms Cover von „Kvaðning“ gestolpert ist, ohne jemals etwas vom tatsächlichen Urheber gehört zu haben, sollte das schleunigst ändern

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