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TRIUMVIR FOUL – Absturz in die fäkalgetränkten Katakomben

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TRIUMVIR FOUL – URINE OF ABOMINATION

Veröffentlichungsdatum: 29.03.2019
Länge: 16:33 Min.
Label: Vrasubatlat
Genre: Old School/ Blackened Death Metal

Schon bei der Betrachtung des Titels der heute vorgestellten neuen EP von TRIUMVIR FOUL könnte man schnell einem Trugschluss verfallen: „Urine of Abomination“, also „Urin der Abscheulichkeit“, lässt vermuten, dass es sich um eine neue Slam Brutal Death Metal oder Porngrind-Veröffentlichung handeln könnte. Und dann noch die kurze Laufzeit von nicht einmal 17 Minuten. Schon das Intro vom Openertrack „Urine of Abomination I“ lässt nichts Gutes vermuten: Ein derartig dissonantes, kryptisches, wüstes, unkoordiniertes und übersteuertes Wirrwarr habe ich selten als Einsteiger erlebt.“Was soll das denn werden?“, denke ich mir.

Zum Glück kannte ich die Band jedoch schon vorher und wusste, dass es sich bei den beiden Vorgängeralben, die ich mir ohnehin unbedingt noch zulegen will, um hochkarätige, morbide, okkulte und atmosphärisch tiefgeschwärzte Todeswalzen weit weg von reinrassiger Slam-Häckselei handelt, deshalb entscheide ich dazu, mich unvoreingenommen der neuen Veröffentlichung anzunehmen.

Ein auditiver Rundgang durch Gewölbe des Grauens

TRIUMVIR FOUL live

Die beiden vorhergehenden (Langspieler-)Veröffentlichungen der Band, „Triumvir Foul“ (2015) und „Spiritual Bloodshed“ (2017), trumpfen mit vergleichsweise variierenden Tempi und groovigen Riffstrukturen, verzerrten Soloeinlagen und Gesang im Schwedentotstil auf. Die allgemeine Akustik des Nachfolgerwerkes erscheint insgesamt sowohl auf musikalischer als auch auf stimmlicher Ebene extremer, aber zugleich auch unkoordinierter. Der Gesamtsound wirkt, gerade in den Überleitungen zwischen den einzelnen Titeln, unwahrscheinlich und undefinierbar übersteuert. Ich nehme an, dass dies von den Herren bewusst als stilistisches Mittel zwischen den Titeln eingesetzt worden ist, um für eine besonders makabere Atmosphäre zu sorgen. Zumindest für meine Gehörgänge sind diese Passagen eine echte Gewohnheitssache.

Beim zweiten Durchlauf der EP empfinde ich sie nicht mehr als so störend. Wirkliche Überraschungen warten aber sonst während der gesamten Laufzeit nicht auf. Das Konzept der Band speist sich aus dem wuchtigen Gesamtsound, den übersteuerten Phasen, leichter Experimentierfreude sowie der allgemein horrenden Grundatmosphäre. Wer ausgereifte und explizite technische Feinheiten sucht, beziehungsweise eine aufwendige, perfektionistische Produktion erwartet, den wird dieses Werk nicht zufrieden stellen.

„Old School (World) Death Metal 2.0.“ – ein kurzer Ausflug

In den letzten Jahren sind eine ganze Reihe an Death Metal-Kapellen aus den Boden geschossen, welche höchstwahrscheinlich dank ihres exorbitanten Konsums von Platten der Formationen INCANTATION, AUTOPSY, TIMEGHOUL oder DEMILICH eine Old School Death Metal-2.0.-Elite gebildet haben. Als eine der wegweisendsten Bands dieser „Bewegung“, auch wenn sie mir oft zu monoton klingen, erscheinen mir persönlich die Japaner von COFFINS. Bereits Anno 1996 gegründet, zeigen sie mit ihrem langsamen, schweren und kompromisslosen Sound nun schon über mehr als zwei Jahrzehnte, wie extrem sich Death Doom Metal gestalten kann.

Heute hauchen Bands wie beispielsweise TOMB MOLD, KRYPTS, BURIAL INVOCATION, UNDERGANG, PUTREVORE, DISMA, ATARAXY oder PHRENELITH dem weitläufig etablierten, aber vielleicht auch als konformistisch abgetanen Sub-Genre des Old School Death Metal neues Leben ein. Sie stellen eine zugleich konservative, aber atmosphärische Opposition zu übertechnisierten New School Slam Death Metal Bands dar, die „Härte“ vorrangig über hochfrequentierte Pig-Squeal-Einlagen, plastisches Double Bass-Gehämmere und massive Breakdowns definieren. Sie haben sich, mit weitreichendem Erfolg und Anerkennung innerhalb der Szene, eine eigene kleine Nische aufgebaut.

Durch die Konvergenz sowohl amerikanischer als auch schwedischer und finnischer Anleihen, wie zum Beispiel gezielt eingesetzten Geschwindigkeitsänderungen, groovigen Riffs, Intros, Outros und Intermezzi im Stille von Bands wie FUNEBRE (FIN), DEPRAVITY (FIN) oder BRUTALITY (USA), einigen Doom und Black-Anleihen sowie schweren, sehr tiefen Riffgewittern, gelingt es diesen Bands vielleicht nicht, den Death Metal als solchen vollkommen zu revolutionieren. Aber sie schaffen es, ihn auf ein neues qualitatives und härteorientiertes Level zu heben und somit einer nicht ganz abwegigen Stagnation des Sub-Genres entgegenzuwirken.

Welchen Platz nehmen TRIUMVIR FOUL innerhalb der Szene ein?

Nach kurzer Recherche auf Youtube und anderen Plattformen stelle ich bereits fest, dass TRIUMVIR FOUL oft mit dem Quartett PISSGRAVE aus Philadelphia verglichen werden.  Dabei fällt auf, dass diese zwar eine ähnliche Gesamtklangfarbe wie TRIUMVIR FOUL haben, allerdings spüre ich beim Anhören ihres Debütalbums „Suicide Euphoria“ eine gewaltigere Grindattitüde, schnellere Tempi und noch harschere Riffgewitter in ihren Songs. Bei PISSGRAVE’s neuem Album „Posthumous Humilation“ wird jedoch eher grooviger, aber dennoch tempovarianter Old School DM mit geschrienen, verzerrten Vocals zum Besten gegeben. Der allgemeine Fokus der Musik von PISSGRAVE ist im Gegensatz zu TRIUMVIR FOUL eher auf Geschwindigkeit als auf morbide Atmosphäre ausgerichtet.

Mir persönlich fallen beim Hören von „Urine of Abomination“ (und auch der beiden Vorgängeralben) auf Anhieb drei Bands ein, welche bei Fans dieser Musik auf massiven Zuspruch stoßen sollten, nämlich SPECTRAL VOICE, CRUCIAMENTUM und FUNEBRARUM. Doch wie unterscheiden sich TRIUMVIR FOUL von diesen Bands?

SPECTRAL VOICE zeichnen sich, meinen Gehörgängen zu Folge, durch strukturiertere Gesamtkompositionen in ihren Werken aus, während deren Vocals noch tiefer klingen und hallend „gezogen“ werden. Außerdem gesellen sich bei den Jungs aus Denver oft langsamere, packende Interludien dazu. CRUCIAMENTUM pflegen ein etwas saubereres Klangbild, aber ansonsten eine ähnliche Riffstruktur wie TRIUMVIR FOUL und FUNEBRARUM legen noch mehr Priorität auf Schweden-Death-ähnliche Kryptik, Groove, Rhythmik und Schnelligkeit in den Riffs, der Gesang ertönt ebenfalls extremer und tiefer.

Weitere Anspieltipps:

Für die enorm anspruchsvolle Hörerschaft, die fortlaufend das Sonderbare, sich Abhebende sucht, empfehle ich darüber hinaus die Dänen von UNDERGANG. Noch tiefere, unmenschlichere Vocals in DEMILICH’s Sumpfmonstermanier und noch tiefere Riffklänge stellen den „extreme-gewohnten“ Death Metal-Fan auf die Probe. Vielleicht auch für Hörer mit Crust-Vorliebe geeignet. Wer jedoch technischere Versiertheit und Raffinessen nicht missen möchte und sich mit einer lyrischen Schwerpunktlegung auf Science-Fiction– und Weltraum-Thematiken anfreunden kann, für den sind SPECTRAL VOICE’s Freunde von BLOOD INCANTATION sicherlich wärmstens zu empfehlen.

Hiermit sollte ich heute dafür Sorge getragen haben, dass nahezu jeder Old School Death Metal-Fanatiker vor dem heimischen 20-Zoll-Computerbildschirm oder beim Scrollen auf dem Tablet in der Straßenbahn mit einer ganzen Ladung neuer Anspieltipps und Anreizen zur Fachkenntniserweiterung versorgt ist.

Bandcamp von TRIUMVIR FOUL

 

Autorenbewertung

5
Die aus Portland, der größten Stadt des Biberstaates Oregon, stammende Kombo schafft es auf dieser EP erneut, zu zeigen, dass neue Old-School-Death-Metal-Kapellen nicht in anachronistischen Mustern verharren und sich mit ihren eigenen Sounds von den etablierten Kapellen der 1990er-Jahren abheben können. Mir persönlich missfallen einige Komponenten und die klangliche und atmosphärische Austauschbarkeit der einzelnen Tracks. Des weiteren schneidet die Band gerade im Hinblick auf die beiden Vorgängeralben leider schlechter ab.
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5 / 10 Punkten

Vorteile

+ kurzweilige EP besonders für Nichtkenner der Band
+ Cover gibt nicht auf den ersten Blick darüber Aufschluss, um welche Musik es sich handeln könnte (Death/Doom Death/Black Death/Black oder Crust/Grind?)
+ tiefe Riffs werden gepaart mit einer heftigen Stimme
+ ansprechend pointiert gesetzte Soli
+ Konzept-EP

Nachteile

- die übersteuerten Passagen (Intro/Outro und Interludien) hätte man sich sparen oder anderweitig ausgestalten können
- zu wenig allgemeine Varianz über die gesamte Laufzeit
- meines Erachtens eine Negativentwicklung zu den Vorgängerwerken

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