Die Götter haben Komplexe? – auf die Fresse von SOG
SPECIAL OPS GROUP (SOG) – God Complex
Veröffentlichungsdatum: 10.03.2017
Dauer: 42 Min.
Label: Violent Creek Records
Ein Arschtritt solls sein! Als rau, schnell und aggressiv wird der Thrash-Metal auf der zweiten und neuesten Scheibe von SPECIAL OPS GROUP, kurz SOG, beschrieben. Die Vier-Mann-Truppe aus Atlanta wird von Doyle Bright angeführt und will mit den acht neuen Songs ihren Fans so richtig einen auf die Schnauze geben. Ich bin absolut gespannt, ob die US-amerikanische Band die Erwartungen erfüllen kann.
Das Cover des neuen Silberlings sieht ja schon mal vielversprechend aus. Knallegelb stechen Bandname und Albumtitel aus dem rot-schwarzen Gewusel im Hintergrund hervor. Ich erwarte – Achtung Wortspiel: komplexe Songstrukturen mit Elementen, die wie das Gelb auf dem Cover richtig reinhauen.
„Angel Maker“, der Opener der Platte, startet genauso, wie der Hintergrund des Covers aussieht, nämlich mit ganz viel Gewusel aus allen möglichen Spuren von Bass, Gitarre und Schlagzeug. Aus dem anfänglichen Tonbrei entwickelt sich nach und nach ein Song, der schon mal recht gut scheppert. Wie eine Mischung aus SLAYER und SODOM dröhnt der dumpfe Sound aus den Boxen meiner Anlage. Aggressiv und rau klingt die Stimme von Doyle Bright, sodass man sich fragt, wie viel Schnaps der dafür benötigt hat.
Weiter gehts mit „Dead and Naked“, einem durch schrille Gitarren eingeleiteter Titel, der ebenfalls vor Wut und Aggressivität strotzt. Durch die schon fast Death-Metal-artigen tiefen Grounts versteht man von dem Gesang leider nichts. So muss sich ein Zombie anhören, der mächtig Kohldampf hat. Dafür bekommt man bestimmt ordentlich blaue Flecken, wenn man sich bei diesem Track vor die Bühne in den Moshpit wagt.
Anders als bei dem Song zuvor, kommen bei „The Killing Jar“ die Technik-Fanatiker auf ihre Kosten. Verspielt und eher weniger aggressiv, aber dafür spannungsaufbauend, wird der Titel von dem Gitarrenintro angetrieben. Die Vocals bleiben allerdings, wie vorher auch, wütend, sind aber etwas verständlicher. Insgesamt gefällt mir dieser Song, aufgrund der deutlicheren Vocals und den verspielten Gitarren zu Beginn, bisher am besten.
So, Freunde: ich bin gespannt, ob bei „Something Awful Happened“ wirklich was Ekelhaftes passiert. Ich hoffe nicht. Aber das Intro beruhigt mich dann doch schon mal. Geiles Riffing, viel Tempo und die Double-Bass werden vor der Bühne wohl ordentlich den Brustkorb malträtieren. Was will man mehr? Auch bei diesem Song sehe ich schon wieder die Pits in den ersten Reihen vor meinem inneren Auge.
Tja, das war die erste Hälfte dieser Scheibe. Halbzeitbier ist angesagt! Na, alle wieder da und bereit für Hälfte zwei? Gut, weiter gehts!
Nun wird auch endlich der Titelsong „God Complex“ präsentiert. Verhältnismäßig seicht startet der Track mit einem Sprechgesang. Nach dem Intro staut sich die ganze Spannung auf, wie bei einem Staudamm, der zu brechen droht. Man wartet darauf, dass irgendetwas Mächtiges passiert, aber die aufgestaute Wut wird wieder durch seichte Gitarren gebändigt. Das Spiel geht also wieder von vorne los. Aber es will irgendwie nicht raus. Ihr kennt das, wenn ihr auf dem Klo sitzt, ganz feste drückt, aber der ganze hartleibige Mist will nicht so wie ihr. Genauso fühlt sich der Titelsong dieses Albums an.
„Pschometric“ gibt hingegen direkt vom ersten Ton an auf die Schnauze: wildes Riffing und brutales Geknüppel auf den Drums sorgt für ordentlich Dampf hinter dem Song. Perfekt für eine Wall-of-Death, oder sowas in der Art. Ihr dürft euch auf jeden Fall nicht wundern, wenn ihr vor der Bühne steht und ihr aus heiterem Himmel einen Stiefel in der Fresse habt.
Der Titel des nächsten Songs verspricht ein mystisches Erlebnis, denn Priester mit Fackeln erwarten unsere Ankunft! „Priests With Torches“ heißt demnach auch das gute Stück und beginnt sehr geheimnisvoll: leiser Sprechgesang, der aufgrund der Gitarren nur schwer zu verstehen ist, leitet den Song ein. Vom Prinzip her erinnert mich der Sound des Liedes eher an ein brutal grausames Ritual, das in einer dunklen Kammer durchgeführt wird – mit keinem guten Ende für die Opfergabe. Der gesanglose Part in der Mitte des Songs verstärkt mit treibenden Riffs meine Vorstellung noch mehr, bis das Ritual mit dem letzten Breakdown beendet wird.
Die letzten sieben Minuten des Albums sind angebrochen und passend dazu gibts „The Endings of Everything“. Im Prinzip hat SOG auch im letzten Song keine Überraschungen versteckt. Es ändert sich nichts und es bleibt alles wie vorher auch, nämlich treibendes Riffing und aggressive Vocals, die jedoch mehr in den Hintergrund rücken als zuvor. Für mich persönlich doch etwas enttäuschend, immer nur dasselbe geboten zu bekommen. Ein kleiner Schocker der in Erinnerung bleibt, wäre zum Schluss noch ganz nett gewesen. Aber sei es drum.
Autorenbewertung
Vorteile
+ bei gutem Sound, live bestimmt sehr stimmungsvoll
+ gibt ganz gut auf die Fresse
+ keine groben Schnitzer
Nachteile
- kaum Höhepunkte
- Gefahr von Tonbrei bei Live-Auftritten
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