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Düster, thrashig, Hardcore – die „European Apocalypse“

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Das Jahr neigt sich dem Ende zu, jedes Konzert kriegt den Anstrich „Jahreshöhepunkt“ und nahezu jeder ordentliche Bürger besucht den Weihnachtsmarkt. Und ist danach doppelt so betrunken und zivilisationsuntauglich wie unsereins nach einem Konzert. Aber dafür bin ich wenigstens taub – hehe!

Wo sind wir eigentlich?

Nun der Reihe nach: Nach dem das Kapitel Oi! für 2018 schon letzte Woche mit PERKELE geschlossen werden konnte, sollten noch ein paar  mehr Highlights folgen. Und so geht es zum Freitag ins Haus Auensee in Leipzig. Denn hier spielt eine recht ungewöhnliche, aber sehr verlockende Kombination aus Bands zur „European Apocalypse“. Die Tour entdeckte ich Anfang des Jahres, nachdem ich meine Begeisterung für KREATOR entdeckt hatte. Und die natürlich weder auf dem Hellfest, noch auf Wacken spielen sollten. (Zur Erklärung vielleicht noch: Ich höre mir immer gezielt Banddiskographien durch, und entscheide daraufhin, welches Album stellvertretend für die Band in die Plattensammlung kommt. Dadurch habe ich noch so einige Größen, mit denen ich mich erst Stück für Stück beschäftigen kann – und daher kam ich auch bei KREATOR erst so spät auf den Geschmack!)

Mal wieder die erste Band verpasst….

Also Donnerstag zeitig ins Bett, Freitag gearbeitet und anschließend ins Auto geschwungen, um mit gerade noch so StVO-vertretbaren Fahrmanövern meine Freundin einzusammeln. Ein kurzer Imbiss und ein Bier und dann fahren wir direkt weiter, parken, rausspringen und ohne Schlange rein ins Haus Auensee. Trotz aller Eile reicht es leider nicht für die erste Band. Und so kann ich auch nichts über den Auftritt von BLOODBATH berichten. Ich hoffe, damit nicht allzu sehr gefrevelt zu haben, aber es ließ sich nicht anders einrichten.

Und auf!

Allerdings kommen wir jetzt genau richtig zur ersten Freude des Abends. Denn nun kommen nach wenigen Augenblicken auch schon HATEBREED auf die Bühne – und wie!

Die Jungs habe ich nun auch schon ein paar Mal gesehen, aber noch nicht indoor. Und auch hier scherbelt der klassische Hardcore hervorragend! Der Sänger in ununterbrochener Bewegung und ungebrochener Energie und dann ist da noch ein Gitarrist, bei dem die Gitarre im Größenvergleich eher einer Kinderklampfe gleicht.

Dazu ein knackiger Sound, mit dem die Stücke ins Publikum geschleudert werden. Das geht dazu auch ordentlich mit und lässt die Band auf der Bühne nicht hängen. Und das, obwohl es doch zwischendrin immer wieder Besucher gibt, bei denen man merkt, dass sie nicht gerade wegen HATEBREED gekommen sind.

Dennoch ist eine gute Stimmung, dass Publikum gibt Gas, die von der Bühne geforderten Circle Pits werden gebildet (werde ich aber nie mögen!). Und es wird kräftig gehüpft und mitgesungen. Auch beim Sänger wird sich ordentlich bedankt, denn laut seiner Aussage hat er, also ganz alleine er, darauf bestanden, unbedingt in Leipzig zu spielen. Vermutlich kommt diese Aussage in jeder Stadt, aber das macht nichts, denn man fühlt sich trotzdem gebauchpinselt im Publikum!

Insgesamt kommen 40 Minuten Hardcore auf die Ohren und zum Abschluss natürlich „Destroy Everything“, was einfach DAS Lied von HATEBREED ist und auch immer zündet.

Lückenfüller zur Umbaupause:

In der jetzt stattfindenden Umbaupause fülle ich die (imaginäre) Zeit, um mal eine Lanze für das Haus Auensee zu brechen: Ich weiß, dass oft über den Sound gemeckert wird. Und ja, ich habe auch schon 2-3 Konzerte gehabt, bei denen die Musik furchtbar(!) klang. ABER: Das ist schon eine Weile her! In der Zwischenzeit muss ich sagen, dass der Sound immer passt, unabhängig von der Stilrichtung. Und auch die 3 heute dargebotenen unterschiedlichen Genres kamen in Sachen Sound klasse an. Wer also länger nicht dort gewesen sein sollte: einfach mal wieder selber überzeugen.

Wer kommt zur Weihnachtszeit aus Norwegen – richtig: DIMMU BORGIR!

Während wir bei HATEBREED  noch recht nah an der Bühne standen, suchen wir uns jetzt einen Platz etwas weiter hinten. Schließlich sollen die Black Metal-Fans jetzt auch die Chance haben, vorne zu stehen, um DIMMU BORGIR zu bewundern. Die Truppe hatten wir dieses Jahr schon auf dem Wacken erwischt. Allerdings zu etwas vorgerückter Stunde und mit nicht mehr soooo viel Kondition.

Aber was soll ich sagen, heute bebt die Halle unter den düsteren Tönen der Norweger, der Gesang kommt eindringlich und getragen. Die im Hintergrund einfließenden Melodien mischen sich hervorragend mit dem hämmernden Schlagzeug. Insgesamt ist die Show sehr kurzweilig, bietet viel Farbenspiel in Sachen Licht, ein imposantes Gesamtbild und die mit großen Kapuzen verhüllten Bandmitglieder passen zur düsteren Stimmung. Das Publikum ist auch hier sehr begeistert, es recken sich noch deutlich mehr Arme als zuvor bei HATEBREED.

Wahrscheinlich auch, da man die Norweger dann doch seltener mal abseits von Festivals antrifft. Auch wenn man hier kein Die-Hard-Fan der Band ist, reißt das Konzert einen trotzdem gut mit und lässt keine wirkliche Langeweile aufkommen. Mir hat es auf jeden Fall gut gefallen und die langen, getragenen Stücke mit kräftigem Schlagzeug sprechen mich schon an!

Weiter kurzweilige Unterhaltung zur Umbaupause:

Auch jetzt kommt eine Umbaupause (im Übrigen mit 20-30 Minuten doch recht lange!), bei der ich dieses Mal kurz über das Publikum sprechen muss. Die Veranstaltung ist – völlig unerklärlicherweise – nicht ausverkauft, es gab noch Abendkasse und der obere Rang ist komplett geschlossen. Unten ist es dafür aber voll und bietet somit dann doch einen würdigen Rahmen. Alterstechnisch ist hier alles vertreten, auch von den Stilrichtungen ist alles zu finden. Von Hardcore-Kids über Kuttenträger bis zu düsteren Black Metal-Fans. Bemerkbar macht sich aber ein Geschlechtergefälle. Denn heute ist diese eine Veranstaltung pro Jahr, an der meine Freundin grinsend nach 2 Minuten vom Klo wiederkommt, wo ich insgesamt 10 Minuten anstehe. Positiv: Der letzte Teil der Umbaupause ist mit klasse Musik aus der Konserve gefüllt. So beglücken unter anderem IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST und lassen uns an die jeweilig erlebten Konzerte im Sommer zurückdenken.

Wer sind schon die BIG four… jetzt kommt KREATOR!

Die Umbaupause ist vorbei, ein großer schwarzer Vorhang verhüllt die Bühne, die Luft drinnen ist abgekühlt und wir haben einen Platz ganz vorne, von dem wir alles perfekt sehen können und ohne Gedränge stehen. Per Beamer werden einzelne Bilder – oftmals Schlachtszenen und altertümlich – auf den Vorhang geworfen, die Musik baut sich dazu Stück für Stück auf. Rumms, Vorhang weg und Bühne frei, und da sind sie: KREATOR! Für mich DIE Speerspitze im Thrash Metal, und nicht nur im deutschsprachigen Raum!

Und die sind mit dem letzten Album „Gods of Violence“ (für mich) auf dem absoluten Höhepunkt ihres Schaffens! Nicht mehr ganz die Allerjüngsten, fangen die Herrschaften aber sofort an, richtig Gas zu geben und die Menge tobt! In der Mitte bildet sich ein stattlicher Pogo, aber auch drumherum hebt sich jede Faust und jede Stimme. Angetrieben davon wird richtig gut abgeliefert, und da ich vorrangig die neueren Alben sehr schätze, ist das für mich heute die reinste Glückseligkeit! Es folgen Stücke wie „Enemy of God“, „Hail to the Hordes“ und „Gods of Violence“ und die Masse tobt!!

Insgesamt beeindruckt mich sehr, wie es geschafft wird die sehr starken Grundmelodien nicht in den Hintergrund fallen zu lassen, und dennoch ein derart brachiales Inferno zu fabrizieren! Die Gitarristen arbeiten, genau wie der Bassist, unentwegt. Noch mehr beeindruckt mich aber das drückende Schlagzeug, hinter dem absolut nichts vom Drummer zu sehen ist, dafür wackelt der gesamte Schlagzeugturm ununterbrochen wie bei einem Erdbeben! Zwischen den Songs gibt es immer mal wieder Ansagen des Sängers Mille Petrozza. Es wird eine Wall of Death gebildet oder auch einfach mit KREATOR-Sprechchören geantwortet.

Ein einfach wunderbares Gescherbel!

Die Menge geht gut mit, das Konzert macht mir richtig Spaß. Und auch die zweite Welle an Songs mit „Satan is real“, „Phantom Antichrist“, und „Fallen Brother“ bietet viel neues Liedgut. Aber auch alte Klassiker wie „Phobia“, „Flag of Hate“ oder „Pleasure to kill“ werden gespielt und die Spielzeit von rund 70 Minuten vergeht wie im Flug. Und ich muss resümieren: Für mich als neueren Fan der Band war es großartig! Natürlich hätte ich mir noch ein wenig mehr Spielzeit gewünscht. Vielleicht auch noch ein bisschen mehr Raum für 1-2 auflockernde Ansagen. Aber schlussendlich war es genau das Konzert, auf das ich gehofft hatte, und das mir über das Jahr gesehen noch ein wenig gefehlt hatte! Ich denke auch, dass die Fanschar im Allgemeinen sehr zufrieden war.

Zu erwähnen ist an dieser Stelle zwingend auch noch der etwas kurz geratene Mittfünfziger, der sich regelmäßig auf die Zehenspitzen erhob und den Kopf zwischen dem vor ihm stehenden Paar hindurchreckte und mit brutaler Lautstärke und ohne Vorwarnung „KREATOR!“ brüllte. (Die junge Dame schien aufgrund dessen ein neue Lebenspartnerschaft mit einem ausgewachsenen Tinnitus eingegangen zu sein).

Die Band wurde noch gebührend gefeiert und sicherlich hätten viele gerne noch eine weitere Zugabe gehabt. Aber das Licht geht an, die Fläche im Saal räumt sich und gegen 23:30 sind wir dann wieder in der kalten Dunkelheit der Realität angekommen.

Fazit zum Abend:

Die Tour an sich finde ich sehr gut gelungen. Da ich einen breit gefächerten Musikgeschmack habe und mich nicht nur für A oder B begeistern kann, bin ich hier super aufgehoben! Ich bin auch nicht der ultimative Fan-Boy der 3 dargebotenen Richtung Hardcore, Black Metal und Thrash Metal. Und ein komplettes Konzert mit Vorbands, die jeweils die gleiche Richtung spielen, wäre sicher zuviel des Guten. Aber durch genau die angebotene Mischung war der Abend enorm kurzweilig. Und es fühlte sich wirklich wie ein Festival an, denn es waren völlig unterschiedliche Acts – die aber zusammen klasse funktionierten!

So schließt sich für uns dann für dieses Jahr auch das Kapitel Rock und Metal, das uns zu etlichen Konzerten verschiedener Stile führte. Von BILLY IDOL über METALLICA bis hin zu URIAH HEEP und KREATOR waren wir im In- und Ausland unterwegs. Dazu kamen auch noch die unvergesslichen Erlebnisse auf dem Hellfest und Wacken. Und 2019 wirft schon seine Schatten voraus!

Achja – das war übrigends nur der Auftakt zum Wochenende…. Der zweite Teil folgt!


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