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Nature G – Mongolei meets Rock meets Elektro

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NATURE G – Stereotyping
Label: Raiding Media
VÖ: 01.09.2017
Dauer: 31:08

Ganz ehrlich, ich weiß, es gibt eigentlich bei allen Musikstilen die Möglichkeit, Schnittmengen zu finden, oder zu kreiren, und Neues daraus zu erschaffen. Die Läden sind ja quasi voll davon. Und der Begriff „Genre“ scheint mehr und mehr an Bedeutung zu verlieren, da sich immer weniger Bands und Musiker mit festgesetzten Begriffen und den damit verbundenen Vorgaben identifizieren.

Nun habe ich ein Album in die Hände bekommen, welches eine für mich wieder ganz neue Zusammensetzung an Einflüssen ins Mischpult pumpt. „Stereotyping“ von NATURE G. Der Produzent und Songwriter aus New York ist nicht nur Komponist und Begründer der mongolischen Folk Rock Band TENGGER CAVALRY, er beherrscht mongolischen Kehlkopfgesang als auch das Morin Khuur, ein traditionelles mongolisches Saiteninstrument, welches mit einem Bogen gespielt wird.

Der bereits preisgekrönte Musiker hat nun ein Album veröffentlicht, welches Elektro, Metal und traditionelle folkloristische Elemente aus der Mongolei miteinander verbindet. „Stereotyping“ ist sehr gerade, nach vorne treibend und erweckt den Eindruck, durch eine Steppe zu reiten. Stereotypisch eben. Etwas flach vielleicht in der Assoziation, aber es zeigt, wie gekonnt er verschiedene Elemente miteinander vermengen kann.

„Cool Girl“ ist dann eher rockig, bekannte Rock-Rhythmen mit Anklängen des bereits erwähnten Kelkopfgesangs, dazwischen die Morin Khuur. Textlich scheint der Song nichts Neues zu bringen, und ist wohl auch eher nur eine Art Platzhalter für den Gesang, welcher klanglich variiert wird. Der Song macht insgesamt auch eher den Eindruck, eine Art Arbeit von Musikstudenten sein zu können, worin sie zeigen sollten, was sie gelernt haben und dass sie verschiedene Elemente in einen Song integrieren und dort anwenden können.

Das Album macht dann auch so weiter. „Every Step“ ist popig-rockig, ein bisschen smooth, und zeigt, dass der Komponist auch Filmmusik kann. Ein 60er-Jahre Bond-Film könnte stilistisch dazu passen. Vielleicht. Dünnes Eis, ich weiss. Dennoch, der Song ist eher gelassen und überlegt, nicht so druckvoll wie der Einstiegstitel. Sehr angenehm. Die Elemente sind hier vor allem punktuell eingesetzte elekronische Akzente und eine fast sinnliche Stimme der Morin Khuur, dazu noch Klargesang. Läuft.

Danach geht Song Nummer eins unter anderem Namen wieder los. Selbes Muster, anderer Text. Grundsätzlich dürfte der Mix auch wirklich clubtauglich sein. Was für ein Klientel da aufschlägt, weiss ich nicht, aber so weit muss es hier auch nicht gehen. Die Entwicklung des Albums zeigt, dass sich NATURE G (das ist der Künstlername des Produzenten, und somit kein Bandname an sich) im Prinzip einer Grundlage der Popmusik bedient. Er verwendet immer wieder die selben Elemente (im Pop sind es teils statt selbe Instrumentierung o.ä. oft eher immer wieder die selben Akkordfolgen …) und schafft aus dieser eigentlich kleinen Basis dennoch bei jedem Song immer wieder etwas Neues.

Die weiteren Titel lesen sich teils ideenlos nichtssagend („I hate you“, „The King of Manipulation“), und teils ein wenig eigen („Fickle“) . Immer wieder verbergen sich dahinter auch nur kurze Songschnipsel, die gar keine richtige Form zu haben scheinen und schon wieder fertig sind, eh man sie irgendwie greifen konnte. Ist das Teil des Konzeptes? Worum geht es dem Künstler hierbei überhaupt? Das Filmmusik auch mal nur kurze musikalische Einschübe braucht, keine Frage. Aber das kann hier nicht die Intention sein. Neue Ideen kommen auch kaum. Mir scheint es, als ginge es auch nicht darum, ausformulierte Songs als Ziel zu haben. In „I hate you“ wird ein Gefühl behandelt. Nur scheint es schlicht aus einer Situation heraus zu sein und sich nicht zu festigen. Aber hier sind wir schon wieder auf der Interpretationsebene. Schwierig. Die meisten Songs bleiben um die drei Minuten herum und behandeln immer wieder dieselben Elemente in unterschiedlicher Ausprägung. Dabei bleibt es leider.

Fazit

Was mir auffällt, ist, dass diese Musik an sich schon ihren Reiz hat, sich aber auch schnell wiederholt. Natürlich ist das an sich nicht schlimm, aber ein wenig mehr Differenzierung hätte doch sein dürfen. Auch für die Metalszene könnte „Stereotyping“ nur bedingt interessant sein. Teilweise erinnert es vielleicht musikalisch und mit etwas Fantasie an MARILYN MANSON, aber der hat mit seiner Musik ein anderes Ziel und ein breiter angelegtes Konzept in seiner Kunst. Daher ist dieser Vergleich nicht treffend. Insgesamt eignet sich die Musik von NATURE G auf  „Stereotyping“ wohl wirklich eher für einen Club, welcher Größe auch immer, um dabei was trinken und evtl. tanzen zu können. Aber ein Rockpublikum dürfte damit eher schwer zu erreichen sein. Auch wenn die Verwendung außereuropäischer Elemente in der Musik immer noch ein wenig etwas von Exotismus hat, bringt dies hier nicht nennenswerte Besonderheiten hervor. Schade.

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Autorenbewertung

5
NATURE G schafft auf "Stereotyping" an sich durchaus einen eigenen Sound und bringt ein Album heraus, welches sich in bestimmten Kreisen mit Sicherheit behaupten kann. Es komplett zu missachten wäre ein Fehler, da es durchaus interessante Facetten hat. Dennoch gibt er dem Hörer oft unverständlich wenig an die Hand, manche Songs erwecken den Eindruck, nur kurz ein Abriss einer musikalischen Idee abzubilden, welche dann, weshalb auch immer, nicht mehr weiterverfolgt wurde. Das ist schade, da er da gerne mehr hätte ausreizen dürfen.
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5 / 10 Punkten

Vorteile

+ ungewöhnliche Kombination musikalischer Elemente
+ teils neue Hörerfahrungen
+ mehrere Hörergruppen werden angesprochen

Nachteile

- Titel oft sehr kurz
- musikalische Ideen in einzelnen Songs teils schwer unterscheidbar
- Gedanke hinter dem Album unklar

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