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LENTO – Zu hohe Erwartungen

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LENTO – Fourth
Veröffentlichubgsdatum: 06.10.2017
Dauer: 46:23 min.
Label: ConSouling Sounds
Stil: Sludge/Doom

Rechnet man die 2013 veröffentlichte Split mit TONS ein, so liegen dennoch 4 Jahre zwischen dem herausragenden Drittwerk „Anxiety Despair Languish“ und dem (schnöde betitelten) „Fourth“ von LENTO. Ohne Split sind es gar 5 Jahre. In dieser Zeit kann viel passieren, weil ein vorbildlicher Musiker den Prozess der Stagnation unbedingt vermeiden möchte. Für einen Fan der Band ist es dann umso schwerer, wenn die eigene Vorstellung sich von der Vision des Musizierenden größtenteils unterscheidet. Ich habe mich nämlich sehr gefreut, als ein neues Lebenszeichen der italienischen Doomwalze LENTO bekannt gegeben wurde. Und jetzt stehe ich vor dem gerade eben genannten Szenario. So habe ich mir das neue Album von LENTO nicht vorgestellt.

Altes Material neu verwurstet (?)

Aber von vorn. Hat man sich mit dieser bedrückenden Ausdrucksweise von LENTO zur Genüge befasst, dann überrascht einen „Fourth“ nur bedingt. Das Quintett aus Lazio (Rom) entwickelte sich seit „Icon“ (2011 erschienen) zu einer unbehaglichen Stimmungsmaschine, die ihren Höhepunkt im 2012 veröffentlichten „Anxiety Despair Languish“ in Sachen verstörender Akkorde fand. Doch statt einer Entwicklung nimmt „Fourth“ den verwaschenen Sound von „Icon“ auf, und verwurstet es in einem teils erfolglosen Versuch mit den dissonanten Gewaltausbrüchen von „Anxiety Despair Languish“.

Das ist zwar löblich, aber dieses chaotische Element, was ich auf dem Vorgänger so abgöttische geliebt habe, ist jetzt einen Tick harmloser geworden. Auch die abrupten Tempiänderungen und Taktwechsel sind vorhersehbarer geworden, obwohl Quereinsteiger mit LENTO durchaus ihre Herausforderung haben werden.

Verzichten bewusst auf Gesang: LENTO

Trotzdem ist das neue Album von Lento kein Totalausfall

Denn die Italiener wissen dennoch mit gelungen Nummern wie „A Penchant For Persistency“, „A Gospel Of Resentment“ oder „Some Disinterested Pleasures“ den Verstand zu fesseln. Jedoch ist an „hartem“ Material nicht so viel Vorhanden wie bei „Anxiety Despair Languish“.

Vielmehr setzt der Fünfer auf unheimliche Zwischenstücke, die am ehesten einem Horrorsoundtrack der frühen Filmgeschichte ähneln. Und das in üppigem Ausmaß. Natürlich ist diese Chose aus UFOMAMMUT und HEMELBESTORMER in ihren besten Momenten beklemmend. Aber auf diesem Album hätte ich es zum ersten Mal begrüßt, wenn ein paar Gesangspassagen vorhanden wären. LENTO haben dies bis jetzt tunlichst vermieden.

Und jetzt wirkt diese fehlende Komponente sich (meiner Meinung nach) negativ auf das Ergebnis aus. Eine Dreiviertelstunde lang den Psychokollaps mimen ist möglich. Die Spannung aufrecht zu erhalten jedoch weniger. Da kann es doch nicht wahr sein, dass ich mich 4 Songs lang anöden lasse, bis der nächste Lichtblick zu hören ist („Self Conviction Or Belief“). Und mir dann 6 Minuten lang eine langweilige Komposition wie „Let Bygones Be Bygones (A Grievance)“ geben muss, damit ich zumindest im letzten Song die gewohnte Genialität von LENTO erfahren darf.

Verwirr HIER deinen Verstand

 

 

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von

Autorenbewertung

5
Das neue Album von LENTO ist ernüchternd. Leider kann das Niveau seines Vorgängers nur selten gehalten werden. "Fourth" ist sperriger und seltsamerweise handzahm ausgefallen. Es benötigt viele Anläufe, damit diese Platte wirkt. Am Ende ist es erschreckenderweise ein Strauß voll farbloser Blumen geworden.
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5 / 10 Punkten

Vorteile

+ verstörend
+ dicke Soundwände

Nachteile

- hält nur selten das Level seines Vorgängers
- zuviel ruhige Stücke

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