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DELIVER THE GALAXY – Neue Maßstäbe setzen

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DELIVER THE GALAXY – „The Journey“

Veröffentlichungsdatum: 03.01.2020
Länge: ca. 41 Minuten
Label: Self Release
Genre:
Sci-Fi Melodic Death Metal

Wir schreiben den 31. Dezember 2019, draußen werden bereits die ersten Böller entzündet. Für all die, denen das Geballer zu Silvester als Start ins neue Jahr zu lasch ist, habe ich heute ein ganz besonderes Zweitwerk im Gepäck, das sich dreifach gewaschen hat. Die Melodic Death Metaller mit Sci-Fi-Attitüde DELIVER THE GALAXY haben sich zusammengefunden und den Nachfolger ihres vielversprechenden Debüts „Project Earth“ produziert, das 2014 erschien. Seitdem war es vergleichsweise still um die Quedlinburger, doch damit soll nun Schluss sein: „The Journey“ erreicht uns am 03. Januar 2020. Und ich sage euch: Wenn 2020 musikalisch so stark bleibt, wie sein Einstand klingt, müssen wir uns dick anziehen! Aber fangen wir vorne an.

Intergalaktische Schlachten und Riff-Feuer aus allen Rohren

Viele bescheinigten den Jungs bereits zu ihrem Debüt eine strahlende Zukunft. Irgendwie mochte daraus bisher aber einfach nichts richtiges werden, weshalb DELIVER THE GALAXY nun die ganz schweren Geschütze aufgefahren haben. 10 Songs umfasst „The Journey“, und eine ganze Menge Überraschungen. Wir starten mit dem Titeltrack „The Journey“, der zunächst mit einem episch angehauchten, dröhnenden Riffgewitter ins Feld zieht. Der Einsatz von Sänger Matze’s Gesang lässt mich allerdings anfangs innehalten. Die Vocals sind, im Gegensatz zu den Instrumenten, die stets on point klingen, von starkem Hall überzogen und schaffen es in meinen Ohren irgendwie noch nicht so ganz, sich ins restliche musikalische Gerüst einzufügen.

Aber vielleicht soll das mit dem Hall auch so? Schließlich dreht sich bei „The Journey“ ja alles um intergalaktische Schlachten des galaktischen Helden Natham mit der bösartigen Alien-Macht „Sularis“ und die unendlichen Weiten des Weltalls. Ansonsten ist der Song von ausgezeichneter Instrumentalarbeit geprägt, was sich später als Leitbild durch das ganze Album ziehen soll.

Hier macht auch die erste vorveröffentlichte Single „Setius“, der zweite Track des Albums, keine Gefangen. Kreatives Riffing mischt sich mit einem runden Einsatz von Hall und Synths in ein packendes und stets finsteres Klangensemble. Hier zeichnet sich eine weitere Qualität der Band ab: Alle Riffs strotzen vor Wiedererkennungswert und die Refrains vor Mitsingpotential, ohne zu poppig zu wirken. „Mind Conflict“, das nächste musikalische Häppchen der Platte, bringt wiederum Drumstrecken ins Spiel, die in Sachen Durchschlagskraft aus der schweren Feuerwaffen-Abteilung stammen könnten. Patatatata! Wie schon in seinem Vorgänger scheint der Gesang nun viel passender und den Song unterstützender eingesetzt. Und auch den Bassläufen gebührt besonderes Lob. Während des gesamten Albums lässt sich der Bass nicht als Rhythmus-Support in den Hintergrund drängen, sondern spielt eine aktive Rolle bei der Entwicklung der Riffs. Und das, ohne sich in dern Vordergrund zu drängen. Herrlich!

Die persönliche Note zählt

„Take Off“ schließt nahtlos an die Qualitäten seiner Vorgänger an. Besonders zu erwähnen seien hier die groovy Songstruktur und das insgesamt runde Songwriting. Jeder Song packt den Hörer beim Kragen und reißt kompromisslos mit, ohne sich in Details oder zu lang gezogene Passagen zu verlieren. Mit „The Picture I Draw“ folgt nun die zweite vorveröffentlichte Single des Albums, die im Gegensatz zu allen anderen vorangegangenen Tracks deutlich emotionaler und schmerzvoller aufwartet. Phasenweise fühle ich mich fast ein wenig an INSOMNIUM-Passagen erinnert – weniger als Kopie, sondern als ebenbürtige Hommage. 

„On Fire“, der sechste Track des Albums, vereint erneut alle spielerischen Finessen der vierköpfigen Truppe in sich. Sehr abwechslungsreiches Riffing und ein ganze individueller, durchweg präziser Sound geben den Ton vor, ohne dass man sich beim bloßen Zuhören abgehängt fühlt. Abwechslungsreichtum ist generell eine besondere Stärke der Band, wie sich auch bei „Illuminati“ zeigt, das plötzlich Clean-Gesang enthält. Und noch dazu richtig, richtig guten und derart gekonnt eingesetzt, sodass man sich eben nicht gleich ins Core-Becken gestoßen fühlt. Hier bin ich besonders gespannt auf eine eventuelle Live-Umsetzung.

Mit Abwechslungsreichtum eine klare Linie vorgeben

So schnell sind wir schon wieder bei den finalen drei Tracks des Albums angekommen. „New Horizons“ zeigt nochmals das geniale Zusammenspiel aus Gitarren und Bass, die gemeinsam starke Motive entwickeln und den einzigartigen Sound von DELIVER THE GALAXY formen. Sein Nachfolger „I Declare War“ startet wiederum mit einer klaren Ansage und baut darauf viele modernere Rhythmen auf, die gemeinsam mit dem gut durchdacht eingesetzten Synth-Elementen auch Core-Fans begeistern dürften. Dafür spricht auch der Einsatz von Shouts und Screams, die gesangstechnisch erneut komplett neue Maßstäbe zum Ende des Albums setzen. Viel Abwechslung in einem einzigen Album unterzubringen, ohne den roten Faden zu verlieren, ist nicht einfach – den Quedlinburgern scheint es aber ziemlich leicht zu fallen.

Wir schließen dieses starke Stück Musik mit „Pathfinder“ ab, der in etwas gemäßigteren Zügen viel Spannung aufbaut und zeigt, wie gut DELIVER THE GALAXY virtuose Melodieführung mit hartem Riffing verknüpfen können, ohne dass eines das andere dominiert. Mit seiner packenden und endgültigen Art schließt der Song die Scheibe gekonnt ab und lässt mich beeindruckt und glücklich zurück. Glücklich darüber, dass ich die Chance habe, für euch in ein so starkes Werk zu rezensieren und auch darüber, dass nun neben DAMNATION DEFACED ein anderes vielversprechendes deutsches Sci-Fi-Melodeath-Projekt den Markt erobert, das allerdings ganz anders klingt als seine Brüder im Geiste.

Meine Kaufempfehlung fürs neue Jahr!

Was bedeutet das genau? Bei DELIVER THE GALAXY erhalten alle Instrumente genug Raum, sich optimal zu entfalten. Das runde Songwriting bringt viele packende Melodien mit Wiedererkennungswert mit sich und beweist in beeindruckender Weise, welch einzigartiges musikalisches Gespür die Quedlinburger mitbringen. „The Journey“ ist durchweg ein starkes musikalisches Erlebnis, das meine Ansprüche an die Scheibe noch um Längen übertroffen hat. Auch dürfte es Fans verschiedener Genres unter sich vereinen und neue Standards auf dem überschwemmten Markt von Melodic Death Metal-Veröffentlichungen setzen. Schlussendlich bleibt nur zu sagen: Ich wünsche den Jungs ein cooles Label, das ihre Qualitäten erkennt und ganz viele starke Live-Auftritte im neuen Jahr! Auf dem einen oder anderen werde ich mit Sicherheit zugegen sein.

Autorenbewertung

9
Das neue Jahr 2020 startet mit einer starken Veröffentlichung aus dem Melodeath-Sektor, die ihresgleichen sucht. Mit präzisen, innovativen Riffstrukturen, abwechslungsreichen Songideen und gekonnter Instrumentalarbeit setzen die Sci-Fi-Enthusiasten DELIVER THE GALAXY neue Maßstäbe.
ø 4.1 / 5 bei 7 Benutzerbewertungen
9 / 10 Punkten

Vorteile

+ abwechslungsreiche Riffs und Songstrukturen
+ starker Einsatz von Gesangsvariationen
+ Wiedererkennungswert

Nachteile

- Vocals stellenweise noch nicht ganz optimal im Mix integriert. Ein bisschen Luft nach oben muss immer sein!

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