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ELIZABETH THE LAST im Interview – Musik als Film

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So, ELIZABETH THE LAST zum Zweiten, jetzt neu und richtig! Wir haben mit Benni gesprochen und mit ihm über das gesprochen, was uns auch bei DÉCEMBRE NOIR (hier der Link dazu) interessiert hat. Zum einen sind beide Bands momentan in einer ähnlichen Situation, nicht nur dank einer gewissen Seuche, die irgendwie nicht gehen will… Auch ELIZABETH THE LAST haben momentan ein neues Album am Start („Task“) und sitzen damit auf heißen Kohlen. Dass man gerade jetzt aber mehr denn je auf gute Musik eingehen kann und man dabei merkt, wo sich Musik momentan bewegt, und wo man „halt nur“ das bekommt, was drauf steht, erzählt er in diesem wirklich sehr spannenden Inteview.

 

S: Wie habt ihr die letzten Monate so wahrgenommen? Seid ihr als Band dadurch auch ein Stück näher zueinander gekommen? Kann sich eine solche Situation auch auf die künstlerische Produktivität auswirken?

Benni: Grundsätzlich war das schon alles ziemlich turbulent. Zwei von uns arbeiten auch im Musikbereich und da hat sich ja einiges zum Negativen verändert. Aber durch Unterrichtsjobs etc. kommen wir eigentlich alle soweit gut zurecht. Für uns als Band ist es definitiv schwierig, weil wir alle in unterschiedlichen Städten wohnen und man da wenig bis garnicht zusammenkommen konnte. Wir hatten dadurch dann mehr Zeit, den Release von „Task“ zu planen und haben eine Live-Session aufgenommen, weil eben die Konzerte alle weg sind. Auf die Produktivität wirkt sich die Situation auch stark aus, weil man ja viel zu Hause ist und am Rechner an neuer Musik arbeiten kann. Da entstehen dann neue Ideen, oder auch ganze Alben, EPs etc.. Das ist dann sogar ganz spannend.

S: Ihr habt momentan auch ein neues Album. Wäre das unter anderen Umständen anders geworden?

Benni: „Task“ war ja schon lange vor der Pandemie fertig. Wir haben das ganze schon 2018 aufgenommen und im folgenden Jahr an der Fertigstellung gearbeitet. Dementsprechend stand das Konzept des Albums samt Artwork etc. schon seit Ende 2019 soweit fest.

S: Haben reine Instrumentalstücke in euren Augen eine besondere Stärke?

Benni: In meinen Augen schon. Die Musik löst sich ja weitgehend von klassischen Songstrukturen und überlässt viel der Gedankenwelt der Hörer/innen. Ich persönlich mag das sehr an instrumentaler Musik, weil man die Alben auf der einen Seite total bewusst hören kann, sich aber auf der anderen Seite auch quasi den eigenen Soundtrack für bestimmte Situationen schaffen kann. Als Musiker finde ich besonders die offenen Strukturen spannend.

S: Habt ihr Kontakt mit anderen Künstlern und so einen Vergleich, wie die momentane Situation, die an sich für alle ja neu sein dürfte, künstlerisch behandelt wurde? Oder spielt das für euch überhaupt eine Rolle?

Benni: Grundsätzlich entstehen ja gerade viele Alben/Songs etc., die sich eben durch die momentane Situation ergeben. Dementsprechend spielt die aktuelle Lage da sicher eine Schlüsselrolle und in der nächsten Zeit werden sicher einige Releases von Bands kommen, die eigentlich garnicht geplant hatten etwas zu veröffentlichen.

S: Habt ihr das Gefühl, dass sich durch fehlende Auftritte auch das Hörverhalten/Rezipieren von Musik verändert?

Benni: Das wird die Zeit zeigen. Man kann nur hoffen, dass vielen Leuten klar wird, wie wichtig gute Musik ist. Grundsätzlich hat man ja gerade die Zeit, um wieder zu lernen sich hinzusetzten, ein Album von vorne bis hinten zu hören und der Musik aufmerksam zu folgen. Ich finde es sehr wichtig, dass man die Musik bewusst hört und sich wie bei einem guten Film wirklich darauf konzentriert. Aber das ist ja sehr individuell, dementsprechend mal schauen, was da so passiert.

S: Seid ihr von Fragen über Corona und eure Situation darin schon genervt?

Benni: Nein, grundsätzlich ist das ja ein total wichtiges Thema und betrifft ja alle Bereiche, nicht nur Musik. Ein ständiger Austausch mit anderen ist da immer wichtig und interessant.

S: Fehlt euch musikalisch in der Metal- und Rockszene momentan etwas? Habt ihr das Gefühl, an irgendeiner Stelle Potenzial für neue Wagnisse/Weiterentwicklungen zu sehen?

Benni: Ich grabe mich gerne stundenlang durch Bandcamp und höre viel neuen Kram. Dabei fällt mir häufig auf, dass die Qualität ziemlich hoch ist, man aber auch meistens einfach das bekommt was drauf steht. Heißt: Thrash Metal klingt wie in den 80igern, Post Metal ist oft sehr ähnlich usw.. Das finde ich etwas schade, dass sich da viele einfach einem Genre verschreiben und mehr nicht. Es gibt aber immer wieder Sachen, wo man definitiv merkt, dass die Leute einfach Musik gemacht haben und eben Wagnisse eingegangen sind. Grundsätzlich entsteht ja immer was Spannendes, wenn verschiedene Einflüsse zusammenkommen. Wir hören bei Elizabeth auch alle viel Verschiedenes.

S: Könnte sich in euren Augen die Bedeutung von Neuerscheinungen, egal wie lange es die Band schon gibt und wie bekannt sie ist, in Zeiten wie Corona besonders neu entwickeln?

Benni: Viele Bands haben ja diesen klassischen zwei Jahre Rhythmus mit Alben, damit man ständig touren kann. Dadurch gibt es da viele Releases, bei denen man eben denkt „joar ganz gut, aber eigentlich wie letztes Jahr“. Das könnte sich jetzt ändern, weil das Touren eben nicht mehr so einfach ist. Aber auch da, keine Ahnung, ob sich da was ändert – Das muss die Zeit zeigen.

S: Mit welchem Gefühl bringt ihr jetzt die CD raus? Denkt ihr, falls es das überhaupt gibt, es ist eine ausgesprochen gute oder schlechte Zeit dafür?

Benni: Wir sind erstmal einfach glücklich, dass „Task“ erschienen ist. Wir haben lange daran gearbeitet und sind ziemlich stolz auf das Ding. Von der Musik bis zum Gesamtkonzept der Platte sind wir da einfach sehr zufrieden mit. Klar, wäre es viel schöner gewesen zur Platte auch ein paar Konzerte zu spielen und das Ganze live zu präsentieren. Es ist also definitiv nicht die beste Zeit, um ein Album zu veröffentlichen. Wir stehen aber auch mit Elizabeth the last erst am Anfang und Album Nummer Drei, kommt der Idee von uns als Trio sehr nahe. Wir sind also einfach froh, dass man diese Idee jetzt hören kann.

 

Ich finde an diesem Interview schön, dass es zeigt, wie sehr Mitglieder einer Stilrichtung in ihren Antworten schon zeigen können, wie breit gefächert diese doch ist und wo sich überall Ansatzpunkte zum hören und nachdenken finden lassen. Genau diese vielfältige Rezeption erlaubt es ja, so eine Vielfalt im Regal und auf den Bühnen zu haben. Dennoch zeigt sich auch bei ELIZABETH THE LAST, dass Musik ohne das Liveerlebnis nicht das ist, wozu sie gemacht wird. In die Musik rein zu gehen, ist wichtig und ein Teil des Hörerlebnisses, das Teilen und gemeinsame Erleben aber genauso wichtig. Und da wollen wir alle wieder hin. Hoffentlich auch, um Benni mit seiner Band erleben zu können.

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