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Interview mit PARKWAY DRIVE – Skills für Neues

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Ach ja, das Frühjahr. In NRW ist das Wetter zur Zeit jeden Tag anders. Viele stellen da einfach den Tunnelblick ein und versuchen, einfach den Alltag durchzuziehen und es irgendwie in den Sommer zu schaffen. Dennoch schneit ab und zu mal etwas Unerwartetes herein. Für mich ist dies die Möglichkeit, Winston McCall zu interviewen. Der Sänger der australischen Core-Größen PARKWAY DRIVE ist in Düsseldorf, und lädt zum Gespräch. Diese Gelegenheit nehme ich gerne wahr. Und so wage ich den Weg durch das unstete Wetter, um ihn zu treffen.

 

Das Interview

 

S: Hallo Winston! Vielen Dank für diese Gelegenheit! Wie geht es dir?

Winston: Klar, alles gut. Vorhin ist hier das Wetter sogar wirklich besser geworden, das war richtig gut zwischendrin.

S: Momentan stehen bei PARKWAY DRIVE einige große Dinge an. Ist das für euch etwas besonderes?

Winston: Ja, momentan ist eine sehr intensive Zeit. Es ist eine interessante Zeit für uns.

S: Würdest du sagen, dass sich musikalisch momentan bei euch als Band etwas ändert?

Winston: Ja, schon. Ich glaube, unsere Band hat sich immer irgendwie verändert. Momentan findet für uns aber gerade definitiv der größte Umbruch statt. Ich denke, das liegt hauptsächlich an einer Kombination verschiedener Faktoren. Vor allem eigentlich wegen uns selbst. Wir machen das jetzt seit fünfzehn Jahren und wollen einfach was Neues erschaffen, einfach weil es für uns interessant ist und Spaß macht. Wir haben neue Vorstellungen von unserer Musik, und eben auch die Skills dafür. In den ersten fünf bis zehn Jahren von unserem Bestehen waren die immer gleich gewesen. Jetzt ist es anders. Und es ist toll, etwas Neues, Anderes zu erschaffen. Wir wollen nicht unsere Zeit verschwenden und immer nur das tun, was wir in den letzten fünfzehn Jahren gemacht haben.

S: Das macht es auch gerade für die Fans so interessant, diese Entwicklung zu sehen und die Band von einer neuen Seite kennenzulernen.

Winston: Klar. Es ist für uns genauso interessant. Wir haben immer die Musik gemacht, an der wir Spaß und auch Freude daran hatten, sie zu spielen. Es ging nie darum, bekannt zu werden oder gute Verkaufszahlen zu haben. Ich meine, das war schnelle, schwere Musik, sowas verkauft sich sowieso nicht so gut, daher haben wir da eh nie dran gedacht. Wir haben einfach geradeaus los gespielt und mit dieser Musik herumexperimentiert. Genauso jetzt. Es kam wieder was Neues auf die Aufnahme drauf, und es hat Spaß gemacht, das zu entwickeln. 

S: Denkst du, dass sich das „Neue“ dann auch auf die Bühne übertragen lässt und ihr auch dieses Feeling dafür bekommt? Oder ist das Studio-Ding eher schwierig zu transportieren?

Winston: Nein, das nicht, keine Frage. Wir machen uns darüber keine Sorgen. Es ging uns eigentlich immer so, dass wir die Musik schon so geschrieben haben, um diese dann auch live spielen zu können. Als wir so weit damit waren, haben wir sie erst aufgenommen. Es gibt auf der neuen Platte also ganz verschiedene Emotionen, die wir ansprechen und die wir transportieren wollen. Es geht also schon darum, natürlich das bisherige zu behalten, aber dem auch etwas Neues hinzuzufügen und das live zu teilen. Damit so das Publikum zu erreichen, ist unser Ziel.

S: Betrifft das auch die Lyrics, dass ihr euch da bewusst darauf konzentriert habt und es auch da eine Entwicklung gibt?

Winston: Ja, sicher. Ich denke, gerade was die Lyrics betrifft, ist es ein sehr persönliches und dunkles Album. Die Lyrics haben den Sound vom Album ziemlich stark beeinflusst, einfach, weil sie wirklich persönlich und traurig sind. Viele der Songs setzen sich mit persönlichem Verlust auseinander. Auch wenn es hart war, aber wir wollten eine Musik um diese Thematik herum schreiben, die sich damit beschäftigt. Und einfach die Art, wie sich die Musik aufbaut: ob der Gesang geschrien, ob er leise oder nur gesprochen ist, die Musik sollte die Lyrics einfach korrekt wiedergeben und tragen. Die Emotionen und das, was für uns hinter den Texten stand, führte einfach dazu, wie sich die Musik entwickelt hat, wie mein Gesang war, und wie die Songs arrangiert wurden. So wurde das Album einfach ganz stark geprägt.

S: Ist dieser Aspekt neu für euch?

Winston: Auf jeden Fall. Das ist sicherlich das emotionalste Album, das wir bis jetzt hatten. Es ist einfach zu dem geworden, was es jetzt ist. Ich denke auch, das musste irgendwann passieren. Für uns war es auch wichtig. Die Band verbringt so viel Zeit zusammen auf Tour, beim Songwriting, beim gemeinsamen musizieren. Dinge passieren dann einfach in dieser Zeit, und das fließt dann mit in die Musik.

S: Ist das für euch ein Thema? Emotionen, bezüglich aktueller persönlicher Umstände, und das, was man wirklich nach außen hin zeigt?

Winston: Ja. Ich denke, vieles von dem, was auf dem neuen Album gelandet ist, hätten viele Leute nicht von uns erwartet. Gerade in Relation zu dem letzten Album ist das schon eine ziemliche Steigerung, auch bezogen auf den Sound. Ich denke, das ist nun wirklich das erste Mal, dass PARKWAY DRIVE düster klingen. Während dem Entstehungsprozess sind einige Dinge passiert, die vorher keinem von uns zugestoßen sind. Dinge, die sehr traumatisch waren. Ein paar Freunde von uns sind verstorben, Krankheiten tauchten auf, und das hatte alles Einfluss auf unsere Emotionen. Das musste alles irgendwie wieder raus. Und so ist so eine düstere Platte entstanden. Das wird bleiben und uns mit diesen Menschen verbinden. Aber es muss so sein.

„Ich liebe es, das zu tun!“

S: Denkst du, die Fans werden das gut annehmen? Gerade Fans, die mit Melodic Death Metal oder ähnlichen Spielweisen eventuell nicht so viel anfangen können, müssen sich ja bestimmt erstmal auf den neuen Sound einstellen.

Winston: Bestimmt, auf jeden Fall. Auf diesem Album ist sowieso soviel Neues drauf. Es ging uns auch nie darum, wie Death Metal, Nu Metal oder sonst wie speziell zu klingen. Egal was da mit reinspielte, es ging vor allem immer darum, dass die Songs noch wie PARKWAY DRIVE klingen. Es mag schon sein, dass die Songs teilweise nach Melodic Death Metal klingen, dann war das in der Entstehungsphase eben so. Aber wir haben es nicht mit Vorsatz gemacht. Man hört die verschiedenen Spielweisen beim durchhören natürlich raus. Aber es gibt eigentlich keine zwei Songs auf dem Album, die komplett gleich klingen. Alle sind irgendwie verschieden. Wir wollten auch nicht, dass etwas lediglich wie eine neue Version von einem älteren Song klingt. Sowas haben wir nie gemacht, und wir könnten es dann dadurch auch nicht besser machen. Wir müssen keine schlechte Interpretation von uns selbst machen. Wenn Leute alte Songs von uns lieben, ist das super. Aber die Songs sind bereits perfekt so, wie sie sind. Wir lassen sie so und schreiben lieber was Neues.

S: Ihr habt euch ja wirklich zu einer bekannten Band entwickelt. Empfindet ihr das als Stress, oder ist es wirklich noch das, was ihr tun wolltet?

Winston: Ich liebe es, das zu tun. Wir alle. Was auch immer in unserem Leben passiert, und, wie bereits gesagt, mit der neuen Platte haben wir ein düsteres Album, aber so ist eben auch das Leben. Es ist nicht die Schuld der Band, wenn schlimme Dinge um einen herum passieren. Wir sind sehr, sehr glücklich darüber, das tun zu können, was wir tun. Wir lieben es wirklich, es ist eine sehr schöne Arbeit. Es gibt mir etwas. Es ist nicht nur, sich auf die Bühne zu stellen und „Yeah, geil“ zu rufen. Dieses Künstlerische, einfach etwas zu erschaffen, ist wunderbar. Allein, dass wir so viele Fans haben würden, habe ich nie erwartet. Ich stehe heute noch immer auf der Bühne, schaue auf die ganzen Leute und denke „Wow!“. Das war immer so. Egal, wie stressig es wird, es ist es absolut wert. Aber im Leben gibt es auch eigentlich nichts, was nicht stressig ist. Daher machen wir lieber das, als irgendwas anderes (lacht).

S: Ich denke mal, die Leute merken das dann auch, ob das, was eine Band macht, nur Fake ist, oder ob sie es wirklich ernst meint mit ihrer Musik. Und sie entscheiden dann ganz genau, zu wem sie gehen.

Winston: Klar, ganz genau. So eine Band wollten wir auch nie sein. Ich liebe Musik. Und ich weiss, was es bedeutet, im Publikum zu stehen, und auch, zu erkennen, ob das da vorne Fake ist oder nicht. Wenn die Musik echt ist und die Musiker es ernst meinen, dann erreichen sie damit auch die Leute. Dann nehmen die das der Band auch ab. Und das will ich den Leuten auch auf unseren Konzerten geben. Ich könnte mich nie da oben hin stellen und nur so tun, als ob.

S: Siehst du denn einen Unterschied zwischen euch und europäischen Bands? ESKIMO CALLBOY sind ja ganz anders zum Beispiel.

Winston: ESKIMO CALLBOY sind einfach nur verrückt (lacht). Ich denke, europäische Bands haben nur einen anderen Geschmack, als etwa amerikanische Bands. Ich denke aber nicht, dass die einen besser sind als die anderen. Sie sind einfach nur unterschiedlich. Ich selbst höre lieber europäische Bands, statt amerikanische. Oder auch australische Bands, wenn sie nicht zu amerikanisch klingen. Ich denke aber vor allem, je mehr Unterschiede und Variationen wir in der Musik haben, desto besser. Wie gesagt, wenn man sieht, jemand ist aus Deutschland, Frankreich, UK, alle sind ein wenig anders. Wir müssen nicht alle gleich aussehen, reden oder uns verhalten. Unterschiede können echt einfach interessant sein und Spaß machen.

„Danke, Mama!“

S: Gibt es in Australien Reaktionen darauf, dass ihr so erfolgreich seid?

Winston: Also, bezogen auf das neue Album, sind das heute gerade die ersten Interviews, die ich dazu gebe. Ich habe noch mit niemandem sonst darüber gesprochen. Nur mit meinen Eltern. Meine Mutter meinte, ihr gefiele es. Danke, Mama! (lacht). Daher, das weiß ich noch gar nicht. Das bleibt interessant. Bei „IRE“ haben wir zum ersten mal gedacht“ Shit, was werden die Reaktionen dazu wohl sein“. Und jetzt haben wir wieder was komplett anderes im Vergleich zu „IRE“ geschaffen, und es ist wieder so. Ich weiss es wirklich nicht. Ich erwarte etwas in der Art, dass es mehr so wird, dass es den Leuten wirklich gefällt, oder nicht, einfach, weil es so neu ist. Es kann auch ganz anders sein, wer weiß. Ich bin offen, was da kommt, ganz ehrlich. Das ist alles, worum es geht.

S: Bereitet ihr euch irgendwie auf die Tour vor? Ist euch irgendwas wichtig dabei?

Winston: Momentan lernen wir die Songs. Das ist jetzt der Start für uns, dass wir die Songs auch live spielen. Es ist ziemlich verrückt, weil wir die Lieder schon so oft gehört haben, aber eben nur im Studio. Wenn es darum geht, sie live zu spielen, ändert das nochmal alles. Jetzt werden sie erst wirklich Livesongs! Durch den direkten Kontakt zu den Leuten bekommen sie eine neue Facette. Wir sehen die Verbindung, es ist nicht mehr nur Musik, die aus einem Lautsprecher kommt. Das ist für mich das wirklich Neue, jetzt bald die Songs live erleben zu können. Wir müssen alles drum herum planen, die Liveshow etc. Das ist wirklich nochmal eine große Sache. Im Sommer kommen dann die Festivalauftritte, das wird richtig crazy. Es ist wieder der Beginn eines Kreislaufes. Jetzt ist Tag eins. Aber wir freuen uns darauf. Mal sehen, wie es läuft. Hoffentlich mögen die Leute die Songs! Wir wollen sie auf jeden Fall bald live spielen.

„Ich will einfach Danke sagen. Danke an alle, die unsere Musik hören!“

S: Live ist es dann sowieso noch mal eine ganz andere Atmosphäre, die man im Studio vorher ja gar nicht herstellen kann.

Winston: Genau. Wir wollen, wenn möglich, soviel unterschiedliche Stimmungen damit erzeugen, wie möglich. Da sind wir sehr gespannt drauf.

S: Gibt es noch etwas, was du los werden willst?

Winston: Ich will einfach Danke sagen. Danke an alle, die unsere Musik hören! Ich hätte früher nie gedacht, Musik so machen zu können. Oder einfach mal so hier sitzen und ein Interview für das sechste Album geben zu können. Das ist verdammt crazy! Das werden wir nie vergessen. Es ist ein Privileg, sowas machen zu können. Daher wirklich vielen, vielen Dank an euch alle! Ob ihr unsere Musik mögt oder nicht, ihr habt euch Zeit genommen, euch mit unserer Musik zu befassen, und dafür sind wir echt dankbar.

Fazit

Wow, als ich aus dem Hotel wieder raus bin, musste ich erstmal durchatmen. Das war echt intensiv. Winston ist ein unglaublich sympathischer Typ. Ich ich habe ihn, trotz dem bereits vorhergegangenen Interviewmarathon, den er über den Tag scheinbar schon hatte, sehr entspannt und aufgeschlossen erlebt. Das mag auch an langjähriger Praxis und dem Fakt liegen, dass die Band gerade erst am Anfang eines neuen Zyklus steht. Er schien jedoch sehr im reinen mit sich und der neuen Platte zu sein, und wirklich konzentriert auf die nächsten Wochen und Monate zu schauen. Ich habe ihn als einen sehr herzlichen Menschen erlebt, dem sein Tun wirklich etwas bedeutet und dass er damit Verbindungen zu den Menschen herstellen kann. Daher bin ich wirklich froh, dass ich diese Chance haben durfte. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie das Album ankommt, und wie es vor allem lie wirkt. Unsere Review zu „Reverence“ findet ihr HIER

PARKWAY DRIVE Homepage und Facebook

 


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