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THE AMITY AFFLICTION brauchen ihre Geister

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THE AMITY AFFLICTION – „NOT WITHOUT MY GHOSTS“

Veröffentlichungsdatum: 12. Mai 2023
Label: Pure Noise Records
Länge: 38:09 min.
Genre: Metalcore

Diese Review wird etwas besonderes für mich. Warum? Das erzähle ich gleich. THE AMITY AFFLICTION war eine der ersten Bands im Core Sektor, die ich für mich entdeckt habe. Schon deshalb ist jeder Release für mich besonders spannend. Nun steht mit „Not Without My Ghosts“ das bereits achte Album in den Startlöchern. Here we go… 

BACK TO THE ROOTS

Von allen bisherigen Alben kann ich eigentlich nicht sagen, dass mir auch nur eines nicht gefallen hat. „Misery“ hat zwar seine Zeit gebraucht, um in meinem Ohr zu wachsen, das war schon etwas spezieller – sag ich mal, aber mit der Zeit hab ich auch dieses lieb gewonnen. Dann folgte mit „Everyone Loves You… Once You Leave Them“ wieder eine (zumindest überwiegende) Rückkehr zu alter „Härte“. Was in den letzten Monaten aber an Singles veröffentlicht wurde, ließ mich schon arg aufhorchen. Ich meine allein „I See Dead People“ ist so ziemlich das härteste Material, das die Australier bisher veröffentlicht haben. Zum Einen verzichtet der Song komplett auf Cleans, und zum Anderen beinhaltet er ein Feature des 2021 verstorbenen Rappers Louie Knuxx, was den Song schon zu ’ner echten Hausnummer in Sachen aggressiver Emotion macht. Und genau das ist auch genau der Punkt, den die Band sowieso gepachtet hat. Es stand zu dem Zeitpunkt schon in Sternen, dass das kommende Album wohl wieder in eine Kerbe schlägt, wie man sie von „früher“ kennt. 

MUSIK ALS VENTIL

Nun ist es bei TAA so, dass sich ihre Texte grundsätzlich immer mit den Schattenseiten des Lebens beschäftigen. Depressionen, Tod im Allgemeinen und im Fall von „Not Without My Ghosts“ besonders mit dem Verlust von geliebten Menschen. In der Vergangenheit habe ich an der Band besonders die Musik selbst geschätzt. Die Kombination aus Joels einzigartiger Weise zu shouten und der ebenso besonderen Stimme von Ahren, gepaart mit den fantastischen Melodien – sowas trifft bei mir immer in’s Schwarze. Nun habe ich dieses Jahr aber leider schon einige sehr heftige Schicksalsschläge hinnehmen müssen, und genau während dieser Phase erschienen dann Songs wie „It’s Hell Down Here“ oder der Titelsong des Albums. Was soll ich sagen? Die Lyrics haben mich einfach eiskalt erwischt, und tun das auch nach wie vor. Musik als Ventil war schon immer meine Art mit Problemen umzugehen, und wie sehr mir das Album damit aktuell einen riesen Gefallen tut, kann ich nur schwer in Worte fassen. Während ich diese Zeilen tippe und das Album höre, bekomme ich des Öfteren feuchte Augen… 

Hinzu kommt nun aber auch noch der Faktor, dass TAA tatsächlich wieder zu alter Stärke gefunden haben. Klar, bei den Vorabsingles war das irgendwie ersichtlich, aber auch der Rest des Albums spiegelt das wieder. Was hier an Aggression und der AMITY-typischen Affinität für starke Melodien aufgefahren wird, ist für meine Begriffe so ziemlich der bisherige Höhepunkt der gesamten Laufbahn. Joel schreit sich wie nie zuvor alles von der Seele und Ahren singt, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Obendrauf gibt es Breakdowns, die ich in dieser Intensität noch nie von der Band gehört habe. Und das auch nicht nur vereinzelt. Außerdem finden sich noch weitere Features in der Tracklist, so zum Beispiel Andrew von COMEBACK KID, welcher dem Song „Death And The Setting Sun“ nochmal eine ganz andere Note verleiht. Oder auch Landon von THE PLOT IN YOU bei „When It Rains It Pours“. Ich muss zugeben, ich habe praktisch bei jedem der 10 Songs eine durchgängige Geflügelhautentzündung und ich kann nach bestimmt schon 8 Durchläufen keinen Favoriten benennen. „Fade Away“, „The Big Sleep“… alles absolute Bretter! Bevor das Album mit „Not Without My Ghosts“ seinen ruhigen (den einzigen!) Schlusspunkt setzt, gibt es mit „God Voice“ aber definitiv ein absolutes Highlight, das Hitpotenzial hat. 

FAZIT

Es mag natürlich meine Gefühlslage sein, die dieses Album für mich dieses Jahr besonders herausstellt, aber für alle, denen die letzten Veröffentlichungen vielleicht nicht hart genug waren: hier werden sie geholfen! Back to the roots, wenn nicht sogar darüber hinaus. Ein „Blegh“ oder vergleichbare Vocalspielereien mögen natürlich szenetypisch klischeebehaftet sein, aber nirgends könnten sie besser passen, als in den Songs auf „Not Without My Ghosts“. Dieses markerschütternde „Yeah“ bei „I See Dead People“ lässt mich beispielsweise immer wieder erstarren. TAA haben das Album übrigens erstmalig komplett selbst produziert, wozu ich nur sagen kann: bitte genau so weiter! Am Sound kann man nämlich null-komma-garnix aussetzen, es sitzt und rumst einfach alles auf den Punkt. Für mich gibt es zu „Not Without My Ghosts“ nur ein treffendes Wort – Meisterwerk! Punkt. 

theamityaffliction.net

Übrigens: THE AMITY AFFLICTION kann man am 7. Juni live in Leipzig, bei einem Open Air im Vorprogramm von PARKWAY DRIVE erleben. Quasi die geballte Ladung Australien. Obendrauf gibt es noch FUNERAL FOR A FRIEND und CABAL. Ich denke, das sollte man sich nicht entgehen lassen! Tickets gibt es noch hier.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Tom Barnes

Autorenbewertung

10
Wie ich im Fazit schon sagte: Meisterwerk! Hier muss ich einfach volle Punktzahl geben. Die Steigerung zu den letzten Alben ist einfach beeindruckend und mitreißend. Ein Album, das in meinem Kosmos genau im richtigen Moment erscheint. Corefans können hier bedenkenlos zugreifen.
ø 4.5 / 5 bei 3 Benutzerbewertungen
10 / 10 Punkten

Vorteile

+ Back To The Roots und weiter!
+ Perfekter Mix aus Aggression und Emotion
+ Blegh!

Nachteile

- nix

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