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Zurück zur Quelle – Sun of the Sleepless

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SUN OF THE SLEEPLESS – To the Elements
Veröffentlichungsdatum: 21.07.2017
Dauer: 41 Min.
Label: Prophecy Productions / Lupus Lounge
Stil: Black Metal / Dark Metal

Markus Stock aka Ulf Theodor Schwadorf ist ein äußert umtriebiger Mann. Seine beiden Hauptbands EMPYRIUM und THE VISION BLEAK sind weit bekannt und waren in der Vergangenheit mit Alben wie „Songs of Moors & Misty Fields“ oder „The wolves go hunt their prey“ teils stilprägend für den deutschen Folk (Metal) wie auch den sogenannten Horror Metal. Zudem fungiert Stock seit Jahren als Produzent zahlreicher Düsterkapellen und betreibt die Klangschmiede Studio E, in der illustre Namen wie SECRETS OF THE MOON, ALCEST, HELRUNAR und DORNENREICH ihre Langrillen verewigten. Doch erst einmal genug des Namedroppings.

Denn im Sommer 2017 debütiert endlich Stocks seit Ende der 90er Jahre bestehendes Black Metal-Projekt SUN OF THE SLEEPLESS mit dem Album „To the Elements“. Geboten wird rund 40 Minuten lang melancholischer, nostalgischer und sehr kraftvoller Black Metal, der einen mit seinen Klängen in schroffe Gebirge und dunkle Wälder locken möchte.

 

Ein ferner Schein

Erstmals aufmerksam auf das Projekt wurde ich durch das Cover des Klassikers „Thou, Whose Face Hath Felt the Winter’s Wind“ durch die ebenfalls deutsche Black Metal Band EÏS. Die epische Instrumentierung und der stürmische Charakter, der seine Inspiration klar von skandinavischen Vorreitern bezieht, wird auf dem neuen Album konsequent fortgesetzt. Allerdings haben die vergangenen 18 Jahre natürlich auch zu einigen Änderungen im Klangbild geführt.

Das Album beginnt jedoch mit „The burden“ und dem ersten langen Stück „Motions“ herrlich klassisch. Epische Klargesänge, die an alte ULVER erinnern, werden von straighten Blasts unterbrochen und vereinen sich mit eisigen Gitarren zu einem typisch nordischen Schwarzmetallgebräu. Mehrere Gitarrenspuren verweben sich zu einem gleichermaßen melodischen wie auch sehr dichten Klang und durch die simplen, aber effektiven, Leadgitarren, die hintergründig von Keyboardklängen unterstützt werden, zieht eine Dramatik und Melancholie herauf, die mich tief in den Song eintauchen lässt.

Das folgende „The Owl“ basiert im Kern auf einer recht simplen Tonabfolge, die mich zuweilen an THE VISION BLEAK und gewisse Klänge aus HELRUNARs „Sol“ erinnert, jedoch im Aufbau des Songs sowohl in der Instrumentalisierung als auch Variation des Grundmotivs verändert wird. An diesem Beispiel zeigt sich meiner Meinung nach die musikalische Erfahrung von Markus Stock. Er weiß genau, wie man aus einer simplen Grundidee einen gut ausgearbeiteten Song gestaltet. Respekt!

Das darauf folgende „Where in my childhood lived a witch“ vereint den groovigen Aspekt mit einem stürmischen Schwarzmetallgewitter. Besonders der elegante Bruch, der in der Mitte des Stückes stattfindet, hat es mir angetan. Break, episches Lead, kurze Alternierung und dann Vollgas – so macht man das.

 

Aus erkalteter Asche

Das Intermezzo „Forest Crown“ leitet die zweite Hälfte des Albums ein und erinnert dabei wieder stark an die Anfangstage ULVERs. Allerdings klingen für mich die ruhigen Parts ein wenig erzwungen und in die Länge gezogen. Sie bilden keinen wirklichen Mehrwert, da die Metalstücke zudem genug Raum zum Atmen bekommen haben.

Im krassen Kontrast dazu startet jedoch „In the realm of the bark“ wunderbar kultig nach DARKTHRONE und auch BURZUM klingend und es mischen sich nach und nach wieder typisch schwadorfsche Elemente ein. Überhaupt finde ich es beachtenswert, das die Musik auf „To the Elements“ stark im Black Metal der zweiten Welle Wurzeln schlägt und dennoch nie altbacken klingt. Ein Künststück, welches nicht viele Bands hinbekommen.

Und so schlägt auch der Rausschmeißer „Phoenix Rise“ die Brücke von der Gegenwart in die Vergangenheit und wieder zurück. Dezente Keyboardteppiche vereinen sich nochmals mit stürmischem Songwriting und erzeugen ein episches Feeling. Hier und da erinnert mich der Song sogar an ganz alte DARK TRANQUILLITY. Im mehrstimmigen choralen Kanon und mit einem Zitat J.R.R. Tolkiens klingt das Stück schließlich aus und lässt mich erfreut zurück. SUN OF THE SLEEPLESS haben mich kalt erwischt.

“From the ashes a fire shall be woken – A light from the shadows shall spring

Renewed shall be the blade that was broken – The crownless again shall be king”

 

Vergangenheit im modernen Gewand

Da Markus Stock selbst produziert, hat er es geschafft, ein wunderbar stimmiges Soundgerüst zu kreieren. Die Gitarren braten fett ohne zu steril zu klingen, das Schlagzeug ballert und der grimmige, wenn auch nicht sonderlich herausstechende Gesang fügt sich gut ein. Die anderen Elemente, wie etwa der dezente Keyboardeinsatz oder die wirklich gelungenen Clean-Gesang Passagen stechen klar heraus.

Das Artwork des Albums ist so stilsicher wie auch minimalistisch und gefällt mir zusätzlich außerordentlich gut. In der Juliausgabe des neuen SilenceFormats „CTHULUs Cover des Monats“ [erscheint morgen!] werfe ich ebenfalls einen Blick darauf.

So bleibt für mich nur zu hoffen, das es nicht wieder fast zwei Dekaden dauern wird, bis SUN OF THE SLEEPLESS ein neues Album veröffentlichen, denn „To the Elements“ zeigt kategorisch wie stark klassicher Black Metal Anno 2017 klingen kann.

 

Facebookauftritt der Band

Labelseite der Band

Autorenbewertung

8
"To the Elements" vereint die Vergangenheit mit der Gegenwart. Geboten wird klassischer Black Metal, tight gespielt, teils episch konzipiert, fett produziert und dabei jederzeit überzeugend. SUN OF THE SLEEPLESS liefern mit ihrem ersten Langeisen eines der besten besten deutschen Black Metal Alben 2017 ab. Alle Freunde düsterer Metal Klänge sollten unbedingt reinhören!
ø 2.5 / 5 bei 3 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

- tolles Songwriting
- klassischer Black Metal im zeitgemäßen Gewand
- kurzweillige Songs
- toll produziert
- dichter und atmosphärischer Soundcharakter

Nachteile

- die Intermezzos fallen qualitativ ein wenig ab

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