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AMORPHIS – Klassiker in Zeiten des Wandels

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Neulich auf dem Summerbreeze …

Freitag Abend, es schüttet, aber die Unwetterwarnung hat mehr vorausgesagt, als wirklich am Ende daraus geworden ist. Trotz Wetter lassen sich die Festivalbesucher die Laune nicht vermiesen. Auch AMORPHIS, die erst spät als einer der Headliner an diesem Abend spielen, sind gut drauf. Um 22 Uhr taucht Gitarrist Esa Holopainen im Pressezelt auf, um sich etwas Zeit für Fragen zu nehmen. Dabei entsteht ein angeregtes Gespräch über die Bedeutung der alten „Klassiker“ der Szene, die Entwicklung des Metals und natürlich auch seiner eigenen Band.

 

S: Wie läuft eure aktuelle Tour? Freut ihr euch darauf?

Esa: Die Tour an sich startet ja morgen. Das heute ist unser letzter Festivalgig diesen Sommer. Wir spielen ein paar Shows in Rostock, und danach in Hamburg.

S: Quasi ein direkter Start von einem ins andere.

Esa: Ja, es ist fantastisch. Gerade hier so kurz vorher nochmal auf so einer großen Bühne spielen zu können, bevor es weitergeht, ist toll.

S: Es ist ja auch längst nicht das erste Mal, dass ihr hier auf dem SUMMERBREEZE spielt.

Esa: Genau. Es ist das fünfte Mal, wenn ich mich nicht täusche. Meiner Meinung nach ist es definitiv eines der besten, spannendsten Metalfeste. Das Publikum ist spitze. Es ist nich so groß wie das in WACKEN, aber trotzdem noch groß. Hier herrscht ein guter Vibe.

S: Das ist es, was bei den Besuchern auch gut ankommt. Zum einen die aktuelle Größe, und dazu die Bandauswahl. Das macht es interessant.

Esa: Für internationale Bands ist das auch wichtig. Wir merken das auch. Solche Festivals sind wichtig. Die Stimmung hier ist toll, es ist gut organisiert etc. Das macht ein gutes Festival aus.

S: Ihr habt als Band schon eine gewisse Entwicklung hinter euch und vereint verschiedene Einflüsse in eurer Musik. Würdest du AMORPHIS überhaupt als pure Metalband sehen?

Esa: Es ist so, dass wir an sich schon ganz verschiedene Sachen hören. Wir waren von Anfang an, als wir die Band gegründet haben, sehr offen gegenüber unterschiedlichen Musikstilen. Zu der Zeit, als wir unsere ersten Alben aufgenommen haben, haben wir viel aus den 70ern gehört. Bei uns laufen auch heute noch im Tourbus Platten von den frühen DEEP PURPLE, PINK FLOYD, oder ähnliches. Diese Bands haben immer noch einen großen Einfluss auf uns als Band. Wir bekommen von diesen Gruppen viel Inspiration. Es ist aber auch schwierig, etwas neues zu finden, selbst wenn man mal was anderes hört. Am Ende landet man meist wieder bei den Klassikern (lacht).

Aber trotzdem, ich denke, Metal ist heutzutage ein sehr gesundes Genre. Es gibt viele Bands, von denen einige auch Risiken eingehen und die Musik aus unterschiedlichen Blickrichtungen sehen. Sie probieren aus und nehmen neue Elemente mit hinein. Das ist wirklich gut.

„… die Sichtweisen auf die Musik ändern sich …“

S: Es schien ja mal eine Zeit zu geben, in der es im Metal vor allem darum ging, immer schneller und lauter zu spielen. Heute probieren viele Bands mit Sound, Instrumentation etc. herum. Seht ihr das ähnlich? Auch bei euch?

Esa: Auf jeden Fall. Wie gesagt, die Sichtweisen auf die Musik ändern sich. Eine Band sollte das tun, was sie will und für richtig hält. Heute ist es auch anders als etwa in den 90ern. Es gibt, naja, mehr studierte Musiker in der Szene. Die Haltung gegenüber den Instrumenten hat sich geändert. Es gibt wirklich gute Musiker. Man sieht heute oft noch ganz junge Musiker und denkt sich: „Krass, was der da macht“. Aber genauso die Songs haben sich geändert, und die Message darin.

S: Momentan spielen ja KREATOR auf der großen und INSOMNIUM auf der anderen Bühne. Da sieht man ja schon den Unterschied.

Esa: Auf jeden Fall! KREATOR sind absolute Klassiker. Ich denke wirklich, sie sind heute stärker als je zuvor. Das ist schön zu sehen. Der finnische Guitarrist Sami (Yli-Sirniö, Anm. d. Red.), der bei KREATOR mitspielt, ist ein guter Freund von uns. Heute spielen eh ziemlich viele finnische Bands hier. INSOMNIUM, wie du bereits gesagt hast, aber auch CHILDREN OF BODOM, SONATA ARCTICA, WINTERSUN. Und dazu noch dieses Publikum. Unglaublich.

S: Merkt ihr Unterschiede im Publikum, woher eure Fans musikalisch so kommen?

Esa: Ja, allerdings. Es ist für uns wirklich auch interessant zu sehen, wer so zu unserer Musik kommt. Hauptsächlich sind es Death- und Thrash-Metal-Fans. Aber auch aus dem Bereich Speed Metal und Power Metal haben wir viele Fans. Früher waren die viel strikter und haben nur ihren Kram gehört. Heute hat sich viel geändert, und die Fans sind viel offener bei dem, was sie hören. Die hören Power Metal gleichermaßen wie Melodic Death Metal. Wobei es sowieso immer mehr auch Vermischungen der Genres gibt. Das hat sich erst in den letzten Jahren geändert. Wärend der 90er und den 2000ern haben viele noch viel stärker darauf geschaut, wer was spielt, und auf welche Konzerte man geht, oder eben nicht.

S: Das heisst, heute kann eine Band wie ihr generell auch ganz unterschiedliche Konzertkonstellationen nehmen, oder auch auf Festivals außerhalb des eigenen Genres spielen?

Esa: Ein gutes Beispiel dafür ist die Tour, die jetzt anfängt. VOLBEAT haben angefragt, ob wir sie supporten, vor allem weil sie unsere älteren Sachen und uns als Band mögen. Ihre großen Songs, ihre Musik generell, ist komplett anders als das, was wir machen. Als drittes sind noch FLOGGING MOLLY dabei. Ein Band, die Irish Punk spielt. Es ist wirklich eine ziemlich verrückte Mischung an Bands, die die Leute da zu sehen bekommen. Natürlich kommen die Leute dann vor allem wegen VOLBEAT zu den Konzerten, aber trotzdem. Die Idee dahinter ist, eventuell auch neue Leute zu erreichen. Es wird auf jeden Fall interessant, wie sie reagieren.

S: Das ist ja quasi wie auch auf einem Festival. Da spielen auch ganz unterschiedliche Bands und man hat die Möglichkeit, etwas Neues zu entdecken.

Esa: Ja, genau das ist es. Es ist ein Happening. Die Leute kommen da nicht mehr wegen ihren eigenen Vorlieben hin, sondern generell wegen dem Metal, oder der Musik. Dort sind alle Freunde. Das ist großartig.

S: Ihr schaut also generell zuversichtlich in die Zukunft?

Esa: Ja, absolut. Es ist immer noch spannend, mit dieser Band und in dieser Szene unterwegs zu sein. Es tut sich viel momentan und es wird interessant sein, was kommt. Die ganzen alten großen Bands beginnen zu verschwinden. Allen voran MOTÖRHEAD. DEEP PURPLE haben entschieden, aufzuhören. Ob es nochmal Bands geben wird, die eine solche Größe erreichen, weiß man nicht. Aber generell sehe ich unsere Musik als ziemlich gesund. Man wird sehen, was kommt. Für uns ist dies nun die letzte Tour mit dem „Red Cloud“-Album. Wir machen die Tour, und danach gehen wir in den Proberaum und ins Studio.

 

Esa zeigte sich sehr entspannt, und schien sich auf das noch bevorstehende Konzert zu freuen. Der gesprächige Finne zeigte, dass es durchaus Bands gibt, die sich noch wirklich für das, was in der Szene passiert, interessieren und mit offenen Augen beobachten, was um sie herum passiert. Auch hat er einen angenehm geerdeten Blick auf die momentane Situation seiner Band als auch der Metalszene und ihrer aktuellen Entwicklung. So eine Offenheit und einen klaren Kopf findet man nicht bei jedem. Für mich ist AMORPHIS immer noch eine Konstante und eine Band, die ich sehr zu schätzen weiß. Es war daher sehr schön, mich mit ihm zu unterhalten und als einen wirklich netten und offenen Menschen kennenzulernen.

 

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