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URARV – Never stop the Madness

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URARV – Aurum
Veröffentlichungsdatum: 21.09.2017
Dauer: 49 Min.
Label: Svart Records
Stil: Experimenteller Old School Black Metal

Brutalität, wahnwitzige Geschwindigkeit, ausgearbeitete Konzepte – all das sind Attribute, welche für mich extreme Spielarten des Metal so attraktiv machen. Jedoch schätze ich noch einen Faktor als deutlich wichtiger ein: Leidenschaft, beziehungsweise Wahnwitzigkeit. Es gibt Musik, die mich nach vielen Jahren immer noch staunen lässt. Ich denke da spontan an „Carved in Stigmata Wounds“ von SECRETS OF THE MOON, „Ordo ad Chao“ von MAYHEM oder auch den letzten Output der norwegischen Wahnies DØDHEIMSGARD „A Umbra Omega“. Was dort aufgefahren wurde, war jenseits irgendwelcher Genrelimitierungen, sondern schlicht und ergreifend eine Manifestation wahnsinniger Musik.

Einen großen Anteil am Wahnsinn hatte defintiv der Sänger Aldrahn (Bjørn Dencker Gjerde), der eine bemerkenswerte Leistung darbrachte und seine Stimmbänder teils aufs Übelste malträtierte. 2016 durfte ich dieses Spektakel noch live erleben, kurz nach der Tour mit den oben genannten SECRETS OF THE MOON verließ Aldrahn jedoch DØDHEIMSGARD (nicht zum ersten Mal) und widmete sich nun voll und ganz seinem 2003 gegründeten Projekt URARV. Nachdem 2016 ein Promodemo veröffentlicht wurde, erscheint nun das Debüt „Aurum“ und präsentiert Aldrahns Musik vertraut verschroben und zugleich wohlig traditionell. Aldrahn selbst übernimmt den Gesangs- und Gitarrenposten und wird dabei von Bassist Sturt (u.a. TROLL) und der Drummerin Trish (u.a. CRAFT, ISVIND) unterstützt.

Ipsissima Verba

Präsentiert sich das Coverartwork von „Aurum“ kryptisch, symbolisch und für meinen Geschmack etwas zu überladen, so trifft dies nicht auf den Opener „Forvitringstid“ zu. Cleane Gitarren und ein akzentuierter Bass beginnen angenehm melodisch und leicht psychedelisch, bevor verzerrte Gitarren und das Schlagzeug einsetzen und sofort ein enormer Groove den Track dominiert. Aldrahns Gesang klingt zuerst ein wenig rezitierend, steigert sich jedoch schnell in abgefahrenere Regionen. Hier hört ihr definitiv KEINEN 08/15-Black Metal-Gesang. Es wird frei von der Leber weg gewütet und auch des Öfteren halbcleaner Gesang verwendet, der jenseits von Gut und Böse seine manischen Geschichten erzählt. Abgesehen davon bleibt „Forvitringstid“ jedoch ein wenig blass, rockt dennoch gut durch, kann aber keinen absolut überzeugenden Eindruck hinterlassen.

Deutlich besser gelingt dies meines Erachtens bei den folgenden Stücken „Ancient DNA“, „The Retortion“ und „Broken Wand“, welches ebenfalls auf dem letztjährigen Promodemo vertreten war. Zwischen Midtempo-Black-Metal, zeitweiligen Ausbrüchen, leicht psychedelischen Elementen und dem theatralischen Gesang sticht für mich sehr positiv das präsente Bassspiel heraus. Sowohl klanglich als auch spielerisch weiß der Tieftöner interessante Akzente zu setzen und auch ab und an den Liedverlauf zu führen. Stark! „The Retortion“ glänzt zudem mit einem soundtrackartigen und beschwörenden Mittelteil, wohinggegen „Broken Wand“ einen epischen Songaufbau aufweist und herrlich charmant durchs Unterholz knüppelt.

„And winter lasted a lifetime…“

Überhaupt klingt URARV im direkten Vergleich mit Aldrahns ex-Band deutlich oldschooliger und orientiert sich im Kern sehr stark an der zweiten Welle des Black Metal, speziell an DARKTHRONE und THORNS. Angereichert mit den beschriebenen psychedelischen Elementen und dem sehr eigenen Gesang ergibt diese Mixtur durchaus einen recht eigenen Sound.

v.l.n.r. Sturt, Aldrahn, Trish

Fear your Mind

In der zweiten Albumhälfte kommen zur bekannten Stilistik noch ein paar Thrash-Metal-Versatzstücke dazu, wie etwa im Song „Guru“. „Valens Tempel“ wiederum erinnert mich speziell durch seine Gesangsdarbietung ein wenig an das kauzige Schwermetallgeholze alter ARCKANUM. Insgesamt legt Aldrahn bei den letzten Stücken noch eine gehörige Portion mehr Wahnsinn in seine Stimme. Da gibt es neben verzweifelten Schreien und Geheul auch archaische Grunzlaute und gutural herausgekotzte Wut zu hören. Dennoch wirkt dies alles sehr natürlich und authentisch. Wer ihn einmal live erlebt hat, weiß wovon ich spreche.

„Red Circle“ beschließt das Album auf äußert boshafte Art und Weise und hämmert beständig und konsequent auf den Hörer ein, bevor das Stück soundtrackartig mit Streichern und mystischem Frauengesang ausklingt. Das Ganze bildet ein interessantes Potpourri, kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich gegen Ende leichte Längen in die Kompositionen eingeschlichen haben. Die Grundriffs werden meiner Meinung nach einfach zu häufig wiederholt.

Schlussendlich wirkt „Aurum“ trotz seiner experimentellen Seite äußert schlüssig und verknüpft klassisches Gebolze mit psychedlischen, gar krankhaften Momenten. Etwas Vergleichbares habe ich in letzter Zeit nur bei BETHLEHEM gehört. Die Highlights im Klangkonstrukt bilden für mich ganz klar Aldrahns Gesang und das sehr gute Bassspiel. Diese Komponenten werden von der schneidenden und dennoch differenzierten Produktion gut herausgestellt. Der Rest ist gefällig, jedoch ein wenig zu unspektakulär.

Verglichen mit dem Schaffen DØDHEIMSGARDs besinnt sich URARV mehr auf die Ursrpünge im Black Metal und weiß über weite Strecken zu überzeugen. Ich hoffe sehr, dass wir in Zukunft noch mehr von diesem Trio hören und sie ihre Stärken noch besser ausspielen können. Wenn sie das schaffen, werkeln sie ganz oben in der Liga der psychedelischen (Black) Metal-Bands mit.

Never stop the Madness! Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaarrrrrrrrrrrrrrrr ….

 

Bandcamp

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Autorenbewertung

7
"Aurum" stellt ein gutes Debütalbum von URARV dar. Black Metal der zweiten Welle vermischt sich mit einer absolut wahnsinnigen Atmosphäre und Gesangsdarbietung des Sängers Aldrahn. Dies sollte man unbedingt einmal gehört haben. Leichte Schwächen im Grundgerüst des Bandsounds trüben das Gesamtbild. Dennoch kann "Aurum" für alle Fans scheuklappenfreien Schwarzmetalls eine interessante Scheibe sein und einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
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7 / 10 Punkten

Vorteile

+ herrlich abgedrehter Gesang
+ ordentlicher Groove
+ ein prägnantes Bassspiel
+ Oldschool mit eigener Note

Nachteile

- das Spannungslevel wird nicht immer gehalten
- manche Riffs zu beliebig

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